Chronik | Haftprüfung

Unfalllenker von Luttach bleibt in Haft

Das Verhör des 27-Jährigen wurde abgebrochen. Sein psychischer Zustand sei labil, berichten die Anwälte. Die BILD erntet Kritik an ihrer Berichterstattung über Luttach.
Carcere
Foto: Comune di Bolzano

Am Mittwoch Vormittag fand am Bozner Gefängnis die Haftprüfung für den 27-Jährigen statt, der am Wochenende in Luttach (Ahrntal) mit 1,97 Promille Alkohol im Blut mit seinem Auto in eine Gruppe junger deutscher Touristen gerast war. Sechs Personen verloren dabei ihr Leben, eine weitere Person verstarb am Montag im Innsbrucker Krankenhaus.

Der 27-jährige Mann aus Kiens bleibt weiterhin in Haft. Die Haftprüfung wurde – im Einverständnis mit Richter und Staatsanwalt – abgebrochen, weil er während der Vernehmung zusammengebrochen sei. Das teilten die Pflichtverteidiger Alessandro Tonon und Alberto Valenti im Anschluss an das Verhör den anwesenden Medienvertretern mit.

Dem Beschuldigten drohen bis zu 18 Jahre Haft. Er war nach dem Unfall in die psychiatrische Abteilung am Krankenhaus Bruneck gebracht worden. Er habe Selbstmordgedanken geäußert, wie Rechtsanwalt Tonon berichtete. Der psychische Zustand des mutmaßlichen Täters ist weiterhin labil. Daher haben seine Anwälte auch keinen Antrag auf Hausarrest gestellt. Der 27-Jährige bleibt also im Bozner Gefängnis, wo er rund um die Uhr überwacht wird. Ihm werden Beruhigungsmittel verabreicht.

Inzwischen hat die Bozner Staatsanwaltschaft ein technisches Gutachten in Auftrag gegeben. Dabei soll vor allem geklärt werden, mit welcher Geschwindigkeit der beschuldigte Fahrer in der Nacht von Samstag auf Sonntag unterwegs war. An der Unfallstelle gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h.

In Deutschland wird seit dem Unfall großflächig über den Verkehrsunfall in Luttach berichtet. Dabei gerät vor allem die BILD ins Kreuzfeuer der Kritik. Das Boulevardblatt hält seine Leser mit Live-Streams aus Südtirol auf dem Laufenden und titelt vom “Totraser” aus Südtirol. Weil sie auch Namen und Bilder des Beschuldigten und der Opfer veröffentlichte, erntet die BILD großes Unverständnis und scharfe Kritik. Am Dienstag erschien auf der Medienplattform Bildblog.de – der Blog setzt sich seit 2014 kritisch mit der deutschsprachigen Presselandschaft auseinander – ein harscher Kommentar gegen die BILD-Berichterstattung  zu Luttach.