Was trauen wir Frauen zu?
In Italien wird eine von vier Genossenschaften von einer Frau geführt. Mit einem Plus von 43% ist die Anzahl der Frauen in Führungspositionen um ein vielfaches höher als in anderen Kapitalgesellschaften. Wir haben mit Monica Devilli gesprochen, sie ist die Verantwortliche der Start-Up-Beratung von Legacoopbund „CoopPoint“, und sie gefragt, warum es Frauen in Genossenschaften leichter haben und was sie über die „männliche Arbeitswelt“ denkt.
Monica, hat es noch einen Sinn über das Thema „Frauen und Arbeit“ zu sprechen? Ist das Thema nicht längst abgeräumt?
Es ist sicherlich noch notwendig, weil meiner Meinung nach die Frauen ihre Rolle in der Arbeitswelt noch nicht gefunden haben und die Arbeitgeber noch nicht imstande sind den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen entgegenzukommen.
Welche Schwierigkeiten begegnen heute Frauen in der Arbeitswelt?
Ich möchte nicht immer von Schwierigkeiten sprechen, sondern von Möglichkeiten und Herausforderungen. Es wäre wichtig die Aufmerksamkeit auf den Beitrag, den Frauen in diesem Zusammenhang leisten können, zu richten.
Welche sind also diese Stärken der Frauen?
Die Rolle der Frau wird in unserer Gesellschaft noch stark von der Kultur geprägt. Seit jeher müssen Frauen gleichzeitig verschieden Rollen einnehmen und meistern; sie müssen für die Familie sorgen, den eigenen Mann bei seiner Arbeit unterstützten und selbst einer Beschäftigung nachkommen. Frauen sind dadurch gewohnt gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen zu arbeiten und sind demzufolge anpassungsfähiger und flexibler als Männer.
Als Leiterin der Abteilung für Neugründungen von Legacoopbund „CoopPoint“ werden Sie tagtäglich mit Frauen, die neue und innovative Projekte umsetzen möchten oder auch einfach nur eine Arbeit suchen, konfrontiert.
Ja, natürlich. Legacoopbund verfolgt das Ziel, dass immer mehr Frauen eigene Genossenschaften gründen und im Stande sind diese erfolgreich zu führen. Es ist außerdem belegbar, dass die Genossenschaftsform eine wichtige Beschäftigungsmöglichkeit für Frauen darstellt, insbesondere machen die Frauen in den Mitgliedsgenossenschaften von Legacoopbund rund 58% der Beschäftigten aus. Außerdem besetzen sie in 26% der Mitgliedsgenossenschaften Führungspositionen.
Wie erklären sie sich, dass in den Genossenschaften Frauen an der Spitze keine Seltenheit sind, während in Kapitalgesellschaften deren Anzahl sehr niedrig ist?
Der ausschlaggebende Grund dafür ist, dass die Genossenschaft für viele Frauen eine interessante Alternative darstellt, da sie sich vor allem durch flache Hierarchien, Flexibilität, faire Mitbestimmungsmöglichkeiten und Transparenz auszeichnet Die Form der Genossenschaft bietet somit eine Reihe von Vorteilen für berufstätige bzw. Frauen in Führungspositionen, insbesondere die Möglichkeit Familie und Beruf zu vereinbaren und sich beruflich selbst zu verwirklichen.
Einen Tipp für Frauen, die beruflich hoch hinaus wollen.
Viele erfolgreiche Frauen hatten mit Widerständen zu kämpfen oder Hürden zu bewältigen. Sicherlich kann ich keine Zauberformel auf dem Weg zum Erfolg geben, aber Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und die Erfahrungen von anderen Frauen können helfen, Stolpersteine zu überwinden.
"Frauen sind dadurch gewohnt
"Frauen sind dadurch gewohnt gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen zu arbeiten und sind demzufolge anpassungsfähiger und flexibler als Männer."
Falls damit "multitasking" gemeint ist, das ist wissenschaflich untersucht und nicht haltbar.
Jedenfalls eine Aussage, die wenn sie ernst genommen würde, dramatische Folgen hätte. Dadurch das sie sich nicht auf realen Phänomenen stützt, würde sie zu einer unbegründeten Benachteiligung von Männern führen.