Gesellschaft | Eishockey Zweites Finalspiel

"Jeder Hundertste Südtiroler im Stadion"

"Playoff-Finale" - ein so schönes Wort. Und es steckt soviel dahinter. Eine schweißtreibende Regular Season, eine sogenannte Master Round, dann noch Viertel- und Halbfinale. Spitzeneishockey, Spannung und Superstimmung

Letzter Freitag: Erstes Finalspiel in Salzburg und unerwartet klarer Sieg der Bozner Eishockeycracks mit 6-1. Und am Sonntag Abend, 6. April, dann das zweite Spiel, diesmal in Bozen in der Eiswelle.

Schon am Dienstag, 1. April – nur einen Tag nach der gesicherten Finalteilnahme – machte das Gerücht die Runde, die Eiswelle wäre schon ausverkauft. Zum Glück stellte sich dann doch noch heraus, dass es sich nur um einen April-Scherz handelte. Aber es war schon notwendig sich frühzeitig um die Tickets zu kümmern, denn am Ende war es dann wirklich so: ausverkauft!

7.200 Zuschauer – ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das zum letzten Mal erlebt habe. Vielleicht zu Zeiten Pavlu, Vostri- und Maslennikovs. Alpenliga kommt einem da irgendwie in den Sinn. Und ein bisschen Nostalgie kommt auf. Aber nicht lange, denn was wir Sonntagabend in der Eiswelle zu sehen bekamen, war an Spannung und gutem Eishockey nicht zu überbieten.  

Viele Leute sind im Stadion, viele die sich entschieden haben, dass dieses Spiel nicht ohne sie stattfinden soll. Schon beim Einlaufen der Spieler tobt die Halle, dann das erste Drittel und Bozen geht in Führung – oh wie schön! Das zweite Drittel endet torlos.

"7.200 Zuschauer" gibt der Stadionsprecher durch, und auf der Tribüne höre ich ein paar Leute sagen: "Wow, da ist ja jeder Hundertste Südtiroler heute im Stadion, wie toll!"

Im dritten Durchgang ist Salzburg dann richtig am Drücker und schafft sogar die Wende, doch Bozen gibt sich nie auf, kämpft und gleicht aus und dreht das Spiel. Das Publikum ist aus dem Häuschen. Und nach jedem Tor klatschen wir uns auf der Tribüne ab, genau so wie es die Spieler auf dem Spielfeld machen.

Wenige haben es den Boznern zugetraut, am Anfang der Saison, in nur ein paar Wochen eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Aber wieder einmal wurde man eines Besseren gelehrt; es mag immer auch eine Portion Glück dazugehören, dass viele der Neuzugänge einschlagen, aber ich würde mich getrauen zu sagen, dass da schon deutlich mehr dahinter steckt.

Von außen betrachtet, hört man von einem exzellenten Trainer, der ein Team geformt hat, der es versteht seine Truppe so einzustellen, dass jeder immer alles gibt. Es mag vielleicht abgedroschen klingen, aber nur ein Team, das auch als Team auftritt, kann am Ende eine Meisterschaft gewinnen. Niemand darf sich zu schade sein, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, sich wortwörtlich in die Schüsse der Gegner zu werfen und dabei vielleicht Kopf und Kragen (und Zähne) zu riskieren.  

In den guten Jahren gelingt dann halt einfach auch alles. Am Sonntag habe ich zwei sehr disziplinierte Teams gesehen, wenige Strafzeiten, aber nichtsdestotrotz intensive Duelle, harte Checks und die einfach dazugehörenden kleineren Provokationen.

Vor dem dritten Finalspiel spricht jetzt vieles für den HCB, nur ein Sieg fehlt  – und man würde aus einer jetzt schon herausragenden noch eine unvergessliche Saison machen.

Sicherlich kann man sagen, dass es ein überaus erfolgreiches Jahr war, aber wer im Finale steht will selbiges auch gewinnen, da braucht man sich gar nicht groß verstecken – nach den ersten zwei gewonnenen Finalspielen erst recht nicht mehr.  

Wird es heute Abend schon den krönenden Abschluss geben? Oder müssen und dürfen sich all die Fans auf kommenden Freitag freuen, auf ein neues Heimspiel vor ausverkauftem Haus?