Politik | Der Fall Assange

Zerstörung eines Individuums

Während der Giftanschlag auf den Russland-Kritiker Nawalny für Aufsehen gesorgt hat, spielt sich in Europa ein brisanter Prozess ab, der kaum in den Medien präsent ist.
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Foto: Markus Spiske on Unsplash

In London, Thamesmead, liegt das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Seit April 2019 sitzt dort Julian Assange ein - bekannter als sein Name ist seine Arbeit für die Enthüllungsplattform WikiLeaks.

WikiLeaks war für die Veröffentlichung von Kriegsdokumenten aus dem Irak- und Afghanistankrieg verantwortlich, welche Kriegsverbrechen wie Folter und Misshandlung von irakischen Soldaten belegten. Außerdem veröffentlichte die Plattform Berichte über die unmenschliche Behandlung von Insassen im Gefangenenlager Guantanamo Bay Naval Base. 2015 wurde enthüllt, dass die NSA Minister, Beamte und Politiker, unter anderem auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, überwachten und abhörten.

Doch diese Veröffentlichungen blieben nicht ohne Folgen. Julian Assange wurde in Schweden wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt. Vorwürfe die sich als haltlos erwiesen, damals allerdings eine rufschädigende Wirkung hatten. Um der Auslieferung an Schweden und an die USA zu entgehen, floh Assange in die ecuadorianische Botschaft in London. Dort verbrachte er sieben Jahre seines Lebens (2012-2019), seine Wohnung wurde überwacht und die Gespräche, die er führte, abgehört. Wie belastend ein Leben in Isolation sein kann, ist nach dem Corona-Lockdown gut vorstellbar.

Im April 2019 schließlich entzog ihm Ecuador das Asylrecht und Assange wurde festgenommen. Noch im selben Jahr ließ Schweden die Anklage wegen angeblicher Vergewaltigung fallen. Momentan ist Assange in Haft, weil er die Bewährungsauflagen verletzt hat. Sollte allerdings die Auslieferung an die USA erfolgen, drohen dem investigativen Journalisten 175 Jahre Gefängnis. Ob ein solches Strafmaß angemessen für das Aufdecken von Staatsaffären und politischen Verbrechen ist, ist mehr als fragwürdig.