Wirtschaft | Transit

So viele LKW wie noch nie

Es gibt einen neuen LKW-Rekord am Brenner. Auf Tiroler Seite rüstet man sich für weitere Verkehrsbeschränkungen – mit Rückhalt der neuen Regierung in Wien.
Brennerachse
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Jedes Jahr, Anfang Jänner, zieht die österreichische Autobahnbetreibergesellschaft ASFINAG Bilanz – und gibt unter anderem die Anzahl der LKW bekannt, die im Jahr zuvor über den Brenner gerollt sind. 2,25 Millionen waren es 2017, 2,42 Millionen 2018. Nun sind die Zahlen für 2019 da: Mit 2,47 Millionen LKW fuhren knapp 47.000 Schwerfahrzeuge mehr als 2018 über den Brenner. Das ist ein Plus von knapp 2 Prozent.

Zwar ist die Zunahme nicht mehr so stark wie in den vorangegangenen Jahren – von 2017 auf 2018 stieg die Anzahl der LKW um mehr als 7 Prozent –, doch der Schwerverkehr am Brenner hat einen neuen Höchststand erreicht.

Den größten Anstieg verzeichnet die ASFINAG im Mai 2019 (+7,2 Prozent im Vergleich zum Mai 2018), den größten Rückgang im Juni (-4,3 Prozent im Vergleich zum Juni 2018).
Anders hingegen verhält es sich bei den PKW. 11,2 Millionen Autos und damit um 200.000 weniger als im Jahr zuvor fuhren 2019 durch die Mautstelle Schönberg.

Trotz massiver Proteste aus Italien hat Tirol seit 1. Jänner sein sektorales Fahrverbot für LKW verschärft. Zugleich hat das Land das ROLA-Angebot – ROLA steht für Rollende Landstraße, den Warentransport auf Schiene – entlang der Brennerroute ausgebaut. Dadurch sollen bis Ende 2020 insgesamt 400.000 LKW pro Jahr auf die Schiene verlagert werden können. “Die Grenze der Belastbarkeit ist längst erreicht. Ich will nicht tatenlos zusehen, wie Tirol weiterhin überrollt und unsere Luft ständig belastet wird”, sagt der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. “Es ist unsere Verpflichtung, die Fahrverbote zu verschärfen und weitere Verkehrsbeschränkungen zu erlassen, um die Bevölkerung zu schützen”, pflichtet Verkehrslandesrätin und LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe bei. Ziel bleibe aber nach wie vor die Umsetzung einer Korridormaut von München bis Verona, “um die Straße für den LKW-Verkehr teurer zu machen und die Frächter dazu zu bringen, die Güter auf der Schiene zu transportieren”, betont Platter.

 

Umwelt- und Klimabelastung anrechnen

 

Auch im Koalitionsabkommen der neuen österreichischen Bundesregierung, der die Parteien von Platter (ÖVP) und Felipe (Grüne) angehören, wurden die Forderungen aus Tirol berücksichtigt. Erstmals hat eine Bundesregierung in ihrem Regierungsprogramm die Transitproblematik niedergeschrieben – unter dem Kapitel “Güter im Einklang mit dem Klima transportieren und Transitproblem bekämpfen”. “Nicht nur die von uns geforderte Korridormaut rückt in den Mittelpunkt – auch die Bekämpfung des Tanktourismus sowie des Ausweich- und Umwegverkehrs sind explizit im Regierungsprogramm verankert”, freuen sich Platter und Felipe. Außerdem ist eine flexible Mautgestaltung vorgesehen, wodurch beispielsweise für besonders belastete Räume wie den Brenner Aufschläge mit nachhaltiger Lenkungswirkung ermöglicht oder die Einberechnung von Luftschadstoffen und Lärm in die Mauttarife verbessert werden sollen.

Auch südlich des Brenners setzen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider auf eine Umweltmaut. Deren Einführung allerdings scheiterte bislang an Rom. Der Wirtschaftsverband CNA-SHV forderte zuletzt auch eine Umweltsteuer für private PKW.