Bauer goes Internet
Die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte hat in Südtirol einen wichtigen Wegbereiter: Die Bauernmärkte, vor rund 25 Jahren ins Leben gerufen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, weil sie Städte und Dörfer beleben. Wer regional und saisonal einkaufen will, hat jetzt auch die Möglichkeit, sich übers Internet einzudecken. Im Portal frischvomhof.it hat der Südtiroler Bauernbund das Angebot von einem Dutzend heimischen Bauernhöfen und die Qualitätsprodukte der Marke „Roter Hahn“ zusammengefasst. Übers Internet bestellt, am Bauernhof abgeholt: mit dieser Formel will man den Verkauf von Obst, Gemüse, Eiern, Wein und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen ab Hof ankurbeln.
Das Online-Angebot sei keineswegs als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den Bauernmärkten oder zu anderen traditionellen Vermarktungskanälen wie die dem Genossenschaftswesen verstehen, betont Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Und Direktor Siegfried Rinner ergänzt: „Wir wollen den Weg zwischen Hersteller und Verbraucher verkürzen. Vom Feld auf den Teller: transparenter geht es nicht“. In Zeiten, in denen Rückverfolgbarkeit immer wichtiger wird, dürfte diese Botschaft zumindest bei einem Teil der Konsumenten ankommen. Immerhin ist laut Umfragen die große Mehrheit der Verbraucher bereit, für Qualitätsproduke, die aus der Region kommen, mehr zu bezahlen.
Dass der Verkauf regionaler Produkte übers Internet – zumindest in Südtirol - kein leichtes Geschäft ist, zeigt die Erfahrung der Ladenkette Pur Südtirol. Während die Geschäfte gut im Rennen seien, laufe der Online-Verkauf von Pur-Südtirol-Produkten eher schleppend, erklärt Rinner. Aber wie sieht es auf der Anbieter-Seite aus? Dass auf frischvomhof.it vorerst nur die Produkte von einem Dutzend Bauernhöfen zu haben sind (die Marke „Roter Hahn“ ist auf dem Markt ja bereits gut eingeführt), deutet nicht gerade auf großes Interesse bei den Landwirten hin. „Das ist ein Anfang. Wir starten ganz klein und sind überzeugt, dass das Angebot von 'Frisch vom Hof' wachsen wird“, sagt Direktor Rinner. Immerhin gebe es bereits die Zusage von einem weiteren Dutzend Bauern, deren Produkte noch gar nicht online gestellt wurden.
Um gleich von Beginn an breite Bevölkerungsgruppen anzusprechen, hatte der Bauernbund die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Einkaufsgemeinschaften (Gruppi di acquisto solidale) in Südtirol gesucht. Auf Landesebene sei allerdings keine Einigung zustande gekommen, heißt es am SBB-Sitz. Der Grund: die Einkaufsgemeinschaften seien eher an Bioprodukten interessiert. Unter der Marke „Frisch vom Hof“ wird zwischen Bio-Produktion und konventioneller Landwirtschaft nicht unterschieden: Es gibt in dem Portal einfach beides.
Was die Zustellung anbelangt, so muss „Frisch vom Hof“ vorerst passen: Anders als etwa beim Biokistl, das die Ware ausfährt, muss sich der Kunde hier nach der Bestellung übers Internet den Einkauf selber am Bauernhof abholen. Ist das nicht ein wesentliches Manko? Siegfried Rinner: „Der Bauernbund hat sich noch nie um Logistik gekümmert, das gehört nicht zu unseren Aufgaben.“ Sollte es genügend Zuspruch geben, dann könnten die Bauern sich in Eigenregie behelfen: „Mit einer vollen Ladung lohnt es sich für den Bauer eher, die Ware auszuliefern.“