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Verscheucht Kurtaxe Südtirols Gäste?

Bei allen Bürgermeistern ist das Wirtschaftsomnibus-Gesetz noch nicht angekommen. "Eine Erhöhung der Kurtaxe? Bei uns nicht", sagt Bürgermeister Alois Kröll aus Schenna.

Vielleicht ist es einfach untergegangen. Im allgemeinen Aufruhr rund um das Sozialomnibusgesetz und die Ausschreibungen für den Begleitdienst von SchülerInnen mit Behinderung.

Vielleicht wollte man einfach weitermachen und beschließen, um marktfähig zu bleiben. Am 26. August billigte der III. Gesetzgebungsausschuss des Südtiroler Landtages den "Wirtschaftsomnibus", inklusive Erhöhung der Ortstaxe. 1,30 Euro zahlen Gäste, die in Südtirol Urlaub machen, seit Jahresbeginn. Nun soll auf 2,50 Euro angehoben werden.

Alois Kröll, Bürgermeister aus Schenna, ist überrascht. "Also davon hab ich noch gar nichts gehört. Aber, dass das vom Land gesetztlich bestimmt werden soll, nein, das ist nicht gut. Ich bin dafür, dass das die Gemeinden nach wie vor entscheiden sollen." Autonom eben, jeder für sich. 1,30 hebt die Tourismushochburg im Burggrafenamt seit Januar 2014 ein, "für Vier Sterne Hotels", erklärt Kröll. Dann wird gestaffelt,  "Zwei Sterne Hotels, Zimmvermieter und Urlaub auf dem Bauernhof-Betriebe heben 70 Cent pro Gast und Nacht ein." Zur Zufriedenheit aller. Beschwerden seien Kröll bislang keine zu Ohren bekommen, "der Gast schätzt ja, was ihm geboten wird, die Ortstaxe ist ein gutes Instrument dafür."

Das aber nicht missbraucht werden soll, "wir werden auf jeden Fall nicht erhöhen", ist Kröll überzeugt. Auch Manfred Pinzger, HGV-Präsident, kann die Eile von Landeshauptmann Arno Kompatscher nicht nachvollziehen, der den Antrag gestellt hatte, die Tourismusfinanzierung abzuändern: "Da hätte man absolut noch abwarten können, wie die effektiven Zahlen am Ende der Saison ausschauen", sagt Pinzger. Reichen denn der verregnete Sommer und ein Nächtigungsminus von fünf bis acht Prozent nicht aus? Will man die Gäste weiter vergraulen?

Auch Seefeld will am Ball bleiben. Im Dezember 2013 wurde die Kurtaxe dort von 1,50 auf 2,80 Eur­o angehoben."Jede Erhöhung wird negativ gesehen, also machen wir’s mit einem Aufwasch", hieß es aus der Tiroler Gemeinde.

Andere Töne schlägt Fritz Egarter an, Bürgermeister aus Sexten: "Ich finde es persönlich nicht ganz falsch, zu erhöhen. Die Gemeinde holt das Geld ein und gibt es ja zu 100 Prozent weiter. Mobilcard anbieten, Wanderwege instandhalten, irgendwo muss das Geld ja herkommen." Infrastrukturen müssten für den Gast ja bereitgestellt werden, "nur wegen der Kurtaxe wird niemand woanders buchen", ist sich Egarter sicher, "weiter unten in Italien sind es teilweise fünf Euro pro Nacht. Da wird eine Erhöhung bei uns schon nicht zu viel sein."

Sexten hat deshalb auch schon entschieden - 2016 wird erhöht: von 1,30 auf 2,00 Euro. Gestaffelt, versteht sich. 70 Millionen Euro will Arno Kompatscher dem Südtiroler Tourismus zur Verfügung stellen. "Neben den öffentlichen Beiträgen und den freiwilligen Abgaben" ist die dritte Säule die Kurtaxe. Kompatscher hat die Rechnung gemacht, vielleicht ohne den Wirt?

 

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Willy Pöder Di., 09.09.2014 - 17:38

Der Bürgermeister von Sexten scheint die vom Präsidenten der Provinz für 2016 angepeilte Erhöhung der Aufenthaltssteuer locker wegzustecken. Derzeit zahlt ein Hotel der Stufe 3S pro Bett und Nächtigung einen Euro, will heißen: Der Wochenurlaub einer vierköpfigen Familie schlägt bei sechs Übernachtungen mit gesamt 24 Euro zu Buche. Mir sind zur Genüge Hoteliers und noch mehr Inhaber von Frühstückspensionen bekannt, die schon heute mit der Aufenthaltssteuer ein Problem haben. Umso mehr morgen, falls sie tatsächlich nahezu verdoppelt werden soll. Ein Halleluja vom HGV darf sich Kompatscher ob seines Ansinnens nicht erwarten.

Di., 09.09.2014 - 17:38 Permalink
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Sylvia Rier Di., 09.09.2014 - 18:14

Antwort auf von Willy Pöder

Also das kann ich jetzt nicht bestätigen. Meine Gästen reagieren eigentlich recht "gleichgültig" auf den Euro pro erwachsener Person und Übernachtung, sie sind das scheinbar von überall her gewohnt und sagen vielmehr, da hätten sie schon ganz anderes erlebt, bis zu 5 Euro pro Person und Übernachtung. Manche allerdings werden vielleicht ein bisschen genauer hinschauen, ob z. B. die Müllkübel gepflegt werden, ob genügend Tütchen- und -auffangstationen für die Abgaben ihrer Hunde vorhanden sind, die Wege, Bänke, usw. usf., kurz: Was ihnen geboten wird fürs Geld. Es wäre ihnen ja auch nicht zu verdenken.

Di., 09.09.2014 - 18:14 Permalink
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Profil für Benutzer Marlene Hinterwinkler
Marlene Hinter… Mi., 10.09.2014 - 08:48

Zum Thema Kurtaxe: Ich als Touristin, die oft nach Südtirol kommt, finde, dass es eine Sache der Kommunikation ist. Mir persönlich ist es wichtig, dass die Straßen sauber, Parkplätze vorhanden sind, ein Dorf einen schönen Blumenschmuck hat, eine intakte Natur usw. Wenn die Kurtaxe in solche Projekte fliesst, zahlen wir das gerne. Die Leute/Gäste geben so viel Geld für Konsum aus der zum Teil überflüssig ist. Es ist eine Sache des Gemeinwohlgedankens den Alle dabei einfliessen lassen. Mir graut vor All denen, die die alte Brennerstraße fahren und den Leuten dort die Staus ins Wohnzimmer tragen, nur weil sie die Autobahngebühr sparen wollen.

Mi., 10.09.2014 - 08:48 Permalink