Gesellschaft | Drusus-Kaserne

Asbest-Gefahr in Schlanders?

In den Ruinen der Militärkaserne in Schlanders wurde asbesthaltiges Material nachgewiesen. Die Young Greens Southtyrol verlangen Aufklärung und Schutz der Bevölkerung.
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Foto: Young greens southtyrol
Eine Pressemitteilung der Young Greens Southtyrol lässt aufhorchen: Nach dem Abbruch eines Teils des Kasernen-Areals in Schlanders hat das Amt für Abfallwirtschaft am 18. Oktober einen Lokalaugenschein durchgeführt. Die Mitarbeiter der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz haben im Beisein zweier Bediensteter der Gemeinde Schlanders das Abbruchmaterial des sogenannten Kommandogebäudes „Palazzina Comando“ untersucht und dabei Proben entnommen. 
 
Es muss somit auch davon ausgegangen werden, dass im Gebäude weitere eingemauerte Rohrleitungen aus Asbestzement vorhanden sind.
 
In einem Schreiben hat die Landesagentur für Umwelt den Bürgermeister von Schlanders Dieter Pinggera darüber in Kenntnis gesetzt, dass in einer der Proben asbesthaltiges Material nachgewiesen wurde, genauer gesagt, wurden in einem Bereich der Bauschutthaufen Bruchstücke eines Rohres vorgefunden, bei welchen der Verdacht aufkam, dass es sich um Asbestzement handeln könnte. „Eine Materialprobe davon, dem Landeslabor zur Analyse übergeben, hat nun diesen Verdacht bestätigt. Es muss somit auch davon ausgegangen werden, dass im Gebäude weitere eingemauerte Rohrleitungen aus Asbestzement vorhanden sind“, so die Landesagentur, die aufgrund dieses Tatsachenbestandes die Gemeinde auffordert, die Abbrucharbeiten, welche derzeit eingestellt sind, auch aus Umwelt- und Gesundheitsschutzgründen eingestellt zu belassen. Weiters sei zwingend, ein auf Asbestsanierungen spezialisiertes Unternehmen mit der Erstellung des vorgeschriebenen Arbeitsplans für Asbestsanierungen zu betrauen, mit welchem auch über die einstweilen notwendigen Schutzvorkehrungen wie beispielsweise eine Abdeckung mit Planen zu beraten sei.
 
 
 
Wie Gabriel Prenner, Bauingenieur und Co-Sprecher der Young Greens Southtyrol, auf Nachfrage von Salto.bz erklärt, wurde bis in die 90er Jahre Asbest als Baumaterial verwendet. An und für sich ist Asbest nicht gefährlich, es sei denn, die feinen und krebserregenden Partikel werden durch Abbrucharbeiten freigesetzt. Werden diese eingeatmet, setzen sie sich in der Lunge fest und können auch Jahre später noch Krebserkrankungen auslösen. „Wenn Asbest gefunden wird, läuten in der Regel die Alarmglocken“, so Prenner. Auch die Abteilung Arbeitssicherheit versteht keinen Spaß bei Asbestfunden. Der Fund des asbestbelasteten Rohres sei nach Einschätzung des Bauingenieurs keine große Sache, jedoch sei, wie im Schreiben der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz nachzulesen ist, davon auszugehen, dass weitere Bauteile mit diesem Schadstoff belastet sein könnten. Auch könne man davon ausgehen, dass, als der Abbruch vorgenommen wurde und eine große Staubglocke über dem Bahnhofs-Areal hing, Asbest-Partikel in die Luft gelangt sind. Auf jeden Fall müssen deshalb die Bürger und Bürgerinnen von Schlanders über den Asbestfund informiert und geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
 
 
 
 
Nicht zu vernachlässigen sei auch der Kostenfaktor für die Abrissarbeiten, wobei sich die Frage stelle, wer dafür aufkommen müsse. „Die Entsorgung von einer Tonne herkömmlichen Abbruchmaterials kostet rund 30 Euro, ist es jedoch verunreinigt, steigt der Preis um das 10-fache, die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen für die Bergung eingerechnet auch gleich mal um das 15- bis 20-fache“, so Prenner und stellt zur Diskussion, ob es wirklich vernünftig gewesen ist, die Bagger in der Kaserne auffahren zu lassen, ohne vorab eine genaue Untersuchung durchführen bzw. ein Gutachten erstellen zu lassen. Im normalen Verfahrenswege wird bei einem Gebäude-Abriss ein sogenannter Abbruch-Plan erstellt, nach welchem die Baustoffe getrennt werden und auch Sicherheitsaspekte aufgeführt sind. „Im Eilverfahren sind zwar zwei Baufirmen mit dem Abriss beauftragt worden, ein Sicherheitskoordinator wurde jedoch nicht benannt“, erklärt Prenner. Die Aufgabe dieser Person sei es jedoch, sich um diese Sicherheitsaspekte zu kümmern. Gerade bei einer Kaserne sei es nicht abwegig davon auszugehen, dass noch irgendwo Treibstoffe oder Kampfmittel lagern.