Sind wir glückliche Sklaven?
Österreichische Unterstützung für die Selbstbestimmungsbestrebungen im Land auf dem Friedhof von St. Pauls: Dorthin hatten Südtirols Schützen am Sonntag den Südtirolsprecher der österreichischen FPÖ Werner Neubauer für die Gedenkrede auf der alljährlichen Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier geladen. Der wiederum nutzte die Gelegenheit für einen Aufruf zur Selbstbestimmung und einen starken politischen Auftritt, indem er die Südtiroler mit „glücklichen Sklaven“ verglich – und die SVP als „Anführerin dieser glücklichen Sklaven“. Denn die Partei mache den Leuten vor, dass „es im Belieben der Südtiroler liege, eine Vollautonomie zu erreichen“, wird Neubauer in der heutigen Dolomiten-Ausgabe zitiert. Allein die 27 Klagen beim Verfassungsgericht in Rom seien jedoch ein ausreichender Gegenbeweis dafür, meint der Freiheitliche, der den Südtirolern den Wunsch mitgab, „dass die Anhänger der selbstbestimmten Freiheit gegenüber den glücklichen Sklaven an Stärke gewinnen und einen Kurswechsel einleiten.“
Landtagspräsidentin Martha Stocker, seit jeher Stammgast auf der alljährlichen Gedenkfeier in St. Pauls, reagiert empört. „Die Südtirolerinnen und Südtiroler als ‚glückliche Sklaven‘ zu bezeichnen, ist eine ungebührliche Einmischung und Beleidigung“, unterstreicht sie in einer Presseaussendung. Darin bringt sie auch zum Ausdruck, dass politische Reden auf einem Friedhof generell fehl am Platz seien und Totengedenken nicht für politische Zwecke missbraucht werden dürfen. Fragt sich nur, was die SVP-Politikerin Martha Stocker dort alljährlich macht.