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„Sie wird auch lange nach mir da sein“

Virtus Bolzano bringt die Serie D auf die Talfer. SALTO sprach mit Präsidenten Robert Oberrauch über die Natur des Vereins, die Saison, den Rücktritt des Generaldirektors
Virtus
Foto: AC Virtus Bolzano
  • Es läuft derzeit nicht besonders rund für den Serie D-Club AC Virtus Bolzano. Wie so oft im Fußball stellt sich das zweite Jahr als das schwerste heraus. Nach dem Wiederaufstieg in die Serie D schlitterte Virtus letzte Saison knapp an einem Playoff-Platz für den Kampf um den Aufstieg in die Serie C vorbei. Heuer ist die Bilanz um einiges nüchterner. Knapp nach der Hälfte der Saison steht der Bozner Club mit 9 Punkten aus 18 Spielen auf dem letzten Platz der Tabelle im Girone C. Das erste Match der Rückrunde, nach der Winterpause, gegen den Tabellenfünften Bassano verlor Virtus auswärts mit 2:0. Sonntag, den 14. haben die Bozner erneut die Chance das Ruder zu reißen, auf den heimischen Talferwiesen ist der Gegner dann der Tabellendritte Dolomiti Bellunesi. 

    Der junge Verein Virtus Bolzano geht aus der Fusion 2015-2016 der beiden Clubs Bolzano-Bozen 1996 und AS Virtus Don Bosco hervor, mit dem Gedanken Ideen und Ressourcen zu bündeln. 

  • Präsident Robert Oberrauch: war in seiner Hockeykarriere unter anderem Spieler und Trainer beim HC Bozen, im August 2012 kam er als Präsident zum Fußballverein Virtus Don Bosco Foto: Robert Oberrauch

    Kurz vor dem Jahreswechsel gab der Club den Rücktritt des Generaldirektors Gianluca Dalla Villa bekannt. Präsident Robert Oberrauch, ehemaliger Eishockeyspieler- und Trainer, kommentiert den Rücktritt auf Facebook:„Wir müssen Gianluca dafür danken, wie er zum Wachstum des Clubs beigetragen hat. Er hat in den letzten Jahren so viel für uns getan und das Maximum an Einsatz gezeigt.“

    SALTO sprach mit Oberrauch über den Rücktritt Dalla Villas, über die bisherige Saison und über mögliche Veränderungen der Zukunft des Virtus Bolzano.

  • SALTO: Würden Sie uns eine kurze Einschätzung geben, wie die Saison Ihrer Meinung nach bisher verlaufen ist? Was fehlt dieses Jahr?

    Robert Oberrauch: Das Niveau der Serie D ist gestiegen, gerade in unserem Girone, mit Spielern von Serie C-Niveau und teilweise sogar B-Niveau. In diesem Jahr haben wir auch ein wenig was verändert, unter anderem die Entwicklung der Area und einige Spieler sind gegangen. Bei uns blieb immer die Grundlage, unsere Tradition, das Team nach und nach mit lokalen Spielern aufzustellen, das heißt Bozen und Umgebung oder zumindest Südtirol. Momentan tun wir uns sehr schwer, wir belegen den letzten Platz, aber das ist das Ergebnis. Im Dezember haben wir zwei Spieler nach Hause geholt, Osorio und Busetto, die ein gutes letztes Jahr hatten. Es ist eine etwas schwierige Situation. Wir haben auch am Sonntag gegen Bassano gut gespielt, wir spielten eine absurde Hälfte sogar für uns, aber dann in der zweiten Hälfte wurden wir ausgekontert und das Spiel war vorbei.

    „Die Virtus gab es schon lange vor mir und sie wird auch lange nach mir da sein.“

    Können Sie die Hintergründe für den Rücktritt von Generaldirektor Gianluca Dalla Villa erläutern?

    Gianluca hat viel für Virtus getan, er hat mit Liebe gearbeitet, er hat viel Zeit investiert, er hat für Virtus gekämpft, mit viel Energie, er war uns eine riesige Hilfe, dann an einem bestimmten Punkt dachte er an den Rücktritt und da habe ich eine eher trockene Haltung: wenn jemand an den Rücktritt denkt, ist die Idee bereits gereift, dann hat er irgendwo schon „die Nase voll“, weil er müde ist weil er was anderes machen will, da gibt es nichts zu machen. Ich kann ihm nur danken, für das, was er die letzten Jahre geleistet hat. Die Virtus existiert schon lange, ich bin Präsident seit 11 Jahren, die Virtus gab es schon lange vor mir und sie wird auch lange nach mir da sein. Diese Vereinigung geht über die Personen hinaus. Natürlich gibt es da auch gewisse Personen mit viel Enthusiasmus, mit Willen, mit finanziellen Verfügbarkeiten, aber die Virtus ist eine wirklich starke Vereinigung. 

    „Bei Virtus geht es nicht so sehr darum, Meisterschaften mit der ersten Mannschaft zu gewinnen, sondern vielmehr darum, die Jungs zu halten, sie in einem schönen, gesunden Umfeld wachsen zu lassen und ihnen etwas beizubringen.“

    Wer wird sein Nachfolger?

    Die Figur des Generaldirektors war auf Gianluca auch zugeschnitten, er erfüllte viele Rollen, ich weiß nicht ob Virtus wirklich einen Generaldirektor braucht oder überhaupt noch mehr Verantwortliche braucht. Das wichtige ist das erste Team, wir haben jetzt 400 Jugendliche, das heißt 400 Familien, die zum Aufbau von Virtus dazugehören, dazu über 60 Mitarbeiter, daher ist es wichtig, dass die „Maschine“ Virtus weiterläuft.

    Was sind die wichtigsten Ziele für die Zukunft im Allgemeinen? 

    Als ich vor 11 Jahren zur Virtus gekommen bin, waren sie beim Aufstieg, aber sie waren noch nie in der Serie D. Wir gewöhnten uns damals daran in der eccellenza (Oberliga, Anm. d. Red.) zu sein, dann kamen wir in die D und waren sogar nur einen Schritt weit von den Playoffs entfernt. Auch an die D haben wir uns gut gewöhnt. Die Natur der Virtus ist die eines großen Reservoirs, eines Sektors junger Leute. Die Virtus wurde als Team der Stadt geboren, als ein Team, in dem alle jungen Leute spielen wollen, als ein edleres und cooleres Team der Stadt. Das ist ihre Natur. Die erste Mannschaft ist ein wichtiges Zugpferd. Die erste Mannschaft in der Serie D zu haben, gibt den Jungs eine Möglichkeit eine beinah professionelle Meisterschaft zu spielen und dann auch höhere Ligen anzustreben, was für uns von großer Bedeutung ist. Gleichwohl ist der Versuch den Serie-D-Status zu erhalten, wichtig für uns, auch wenn es bei Virtus nicht so sehr darum geht, Meisterschaften mit der ersten Mannschaft zu gewinnen, sondern vielmehr darum, die Jungs zu halten, sie in einem schönen, gesunden Umfeld wachsen zu lassen und ihnen etwas beizubringen. Und dann kommen vielleicht die Besseren und schaffen den Durchbruch.