Politik | Mals

Aktion Zum Hirschen

20 Personen bieten plötzlich ihre Kandidatur für die Malser SVP an. Es ist ein Akt der Provokation gegen den designierten Bürgermeisterkandidaten Josef Thurner.
Zum Hirschen
Foto: Zum Hirschen
Seit Dienstagmittag ist die Suppe nicht mehr ganz so heiß. Denn die Mahlzeit wurde verschoben. 
Arno Kompatscher hat in seiner Funktion als Präsident der Region ein Dekret unterzeichnet mit dem die für den 3. Mai geplanten Gemeinderatswahlen in der Region aufgrund des Corona-Notstandes auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Damit wird auch ein politischer Kampf aufgeschoben, der seit Monaten innerhalb der Malser SVP tobt. Es geht dabei um die Macht in der Obervinschger Großgemeinde und vor allem darum, ob der „Malser Weg“ in Sachen Pestizide, den Bürgermeister Ulrich Veith eingeschlagen hat, fortgeführt wird oder nicht.
Eine mächtige Malser Gruppe will bei den Gemeinderatswahlen hier eine Schubumkehr einleiten. Einer der prominentesten Rädelsführer dabei: Sepp Noggler, Veiths Vorgänger als Malser Bürgermeister, ehemaliger Regionalassessor und amtierender Präsident des Südtiroler Landtages.
Wieso nicht?“, antwortet Sepp Noggler mit einer Gegenfrage. „Nein, das ist keine Provokation“, sagt der Vinschger SVP-Landtagsmandatar dann ruhig, „ich wurde gefragt und habe mich zur Verfügung gestellt“.
Sepp Noggler ist ein alter Politfuchs. Schaut man sich die gesamte Vorgeschichte an, so tut man sich schwer den Aussagen des SVP-Politikers wirklich Glauben zu schenken.

Der verdeckte Kampf

 
Seit langem gibt es innerhalb der Vinschger SVP vor allem aus Bauernbund nahen Kreisen heftigen Widerstand gegen den politischen Kurs, den Ulrich Veith in Mals eingeschlagen hat. Die Ankündigung Veiths bei den anstehenden Gemeinderatswahlen nicht mehr anzutreten, sollte die Gelegenheit sein das Ruder in der Gemeinde wieder herumzureißen. 
Veiths Stellvertreter Josef Thurner, selbst Bauer, ist als Bürgermeisterkandidat Garant dafür, dass der „Malser Weg“ weitergeführt wird. Seine Gegner schickten deshalb den Sohn von Sepp Noggler ins Rennen. Doch Hannes Noggler verlor die SVP-Vorwahlen gegen Josef Thurner haushoch. Thurner ist damit der designierte Bürgermeisterkandidat der Malser SVP.
Neben diesem offenen Kampf brodelt seit längerem aber auch eine verdeckte Aktion. Josef Thurner ist auch Obmann des SVP-Koordinierungsausschusses von Mals also jenes Gremiums, das für die Listenerstellung zuständig ist. Der Vorwurf: Thurner & Co würden die Liste nur mit eigenen genehmen Kandidaten bestücken.
 

Sepp Noggler & Co haben deshalb schon vor Monaten den Versuch gestartet die eigene Partei sozusagen von innen zu unterwandern. Deklarierte Veith-Gegner, wie der Kopf der freien Bürgerliste, der Malser Gastwirt Peppi Stecher, sollten in die Partei zurückgeholt werden. Weil die Kandidatur Stechers vom Malser Koordinierungsausschuss abgelehnt wurde, wandte man sich an die SVP-Parteileitung in Bozen. Aber auch dort wurde bestätigt, dass Stecher laut Parteistatut nicht die Voraussetzungen für eine Kandidatur auf der SVP-Liste hat. Erst an diesem Montag lehnte die SVP-Parteileitung zudem einen zweiten Kandidaturantrag eines Malser Bürgerlistler ab.

Das Schreiben

 
Gleichzeitig starteten die Veith-Gegner eine neue Aktion,
Anfang dieser Woche erhielt Josef Thurner in seiner Eigenschaft als Obmann des SVP Koordinierungsausschusses der Gemeinde Mals ein Schreiben. Der Betreff: „Gemeinderatswahlen Mals“.
In dem Schreiben heißt es:                                                                                    
 
Sehr geehrter Herr Thurner, geschätzter Josef,
es stehen Gemeinderatswahlen vor der Tür und keiner weiß was. So oder ähnlich könnte man die derzeitige Situation in Mals beschreiben
Wir, das sind ca. 20 interessierte Bürger aus dem gesamten Gemeindegebiet von Mals, möchten gerne bei den kommenden Wahlen auf der Liste der SVP kandidieren.
Leider gibt es in fast allen Fraktionen weder gewählte Ansprechpartner der SVP mehr, noch machen die wenigen verbliebenen Ortsgruppen keine Anstalt um Kandidaten für die Liste zu suchen. Es scheint fast so, als wäre die Liste schon komplett.
 
Es stehen Gemeinderatswahlen vor der Tür und keiner weiß was. So oder ähnlich könnte man die derzeitige Situation in Mals beschreiben
Nichtsdestotrotz würden wir gerne auf die Kandidatenliste gesetzt werden und mithelfen um den sozialen Frieden in der Gemeinde wiederherzustellen und gemeinsam wichtige Themen weiterzubringen. Wir sind hoch motiviert und sind auch gerne bereit zusammen ein gemeinsames Programm für nächsten 5 Jahre in unserer Gemeinde auszuarbeiten.
Viele der im Anhang genannten Bürger sind bereits SVP Mitglieder und alle anderen sind bereit nach Berücksichtigung auf der Liste auch die SVP Mitgliedschaft zu erwerben. Wir glauben, dass das für die Partei in Mals, deren Mitgliederzahlen derzeit arg im Keller liegen, nur von Vorteil sein kann.
Mit diesem Schreiben ersuchen wir dich in deiner Funktion als Koordinierungsobmann und Listenführer der Malser SVP die unten genannten Ansprechpartner zu kontaktieren um die weitere Vorgehensweise abzuklären.
Mit der Bitte um eine rasche Behandlung dieses Schreibens und in der Hoffnung auf eine baldige Antwort verbleiben wir
 
Unterzeichnet ist der Brief von drei Personen: Josef Patscheider, Andreas Paulmichl und Stefan Baldauf.
 

Die 20 Namen

 
Angehängt an das Schreiben ist eine Liste von 20 Personen von „Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Mals, die sich für eine Kandidatur auf der Svp-Liste für die Gemeinderatswahlen zur Verfügung stellen
 
Die Namen: Hannes Noggler (Angestellter/Unternehmer), Gerold Frank (Landwirt), Jürgen Waldner (Handwerker), Jonas Pazeller (Handwerker), Johann Ziernheld (Handwerker), Josef Thanei (Landwirt), Klaus Telser (Landwirt), Roland Telser (leitender Angestellter), Sonja Wallnöfer (Gemeinde-Angestellte), Lorenz Noggler (Landwirt/Gastwirt), Josef Patscheider (Rentner und Koch), Sepp Noggler (Bauer), Nadja Telser (Angestellte), Jonas Moriggl (Unternehmer), Stefan Baldauf (Geschäftsführer), Eugen Jörg (Lehrer), Andreas Paulmichl (Schulleiter und Lehrer), Sonja Hölbling  (Sozialbetreuerin), Christian Peer (Sozialpädagoge/Landwirt) und Gabriel Heinisch (Angestellter/Bauer).
 
 
Besonders auffallend dabei ist der „Bauer“ Sepp Noggler.
Der amtierende Landtagspräsident will bei den anstehenden Gemeinderatswahlen für die SVP als einfacher Gemeinderat antreten. Weil die Ämter in Gemeinde und Land unvereinbar sind, müsste Sepp Noggler nach seiner Wahl sich für einen der beiden politischen Jobs entscheiden.
Es gibt ein Gruppe von Malser und Malserinnen, die sich in der SVP einbringen wollen, die aber bisher beim Koordinierungsausschuss kein Gehör gefunden haben“ begründet Noggler die Aktion gegenüber Salto.bz.
 

Der Kopf der Aktion

 
Mit diesem Schreiben will die Gruppe um Sepp Noggler den Druck auf Josef Thurner nochmals erhöhen. Man hat die Niederlage bei den SVP-Vorwahlen noch nicht verdaut. Ebenso dürfte die Ablehnung von Peppi Stecher als SVP-Kandidat Noggler & Co besonders bitter aufgestoßen sein.
 
 
Das macht diese Aktion deutlich. Denn der Brief und die angehängte Liste wurden nicht etwa von jenem Trio geschrieben und zusammengestellt, das offiziell unterzeichnet hat. Autor und Kopf dieser Aktion ist der ehemalige Freiheitliche und amtierende Fraktionssprecher der Malser Bürgerliste Peppi Stecher.
Das wird deutlich wenn man sich die Metadaten des Schreibens an Josef Thurner genauer anschaut. Dort findet man als Autor: „ZumHirschen“.
Es ist der Namen des  Kurhotels, das Peppi Stecher und seine Familie seit Jahrzehnten betreiben.