Chronik | Polizei

Die Radarfalle

In Sachen Radarkontrollen wird die Straßenpolizei immer dreister. Ein aktueller Vorfall auf der Mebo macht deutlich, zu welchen Methoden man inzwischen greift.

Die beiden jungen Männer trauten ihren Augen nicht.
Sie fuhren am Dienstag Vormittag auf der Mebo in Richtung Meran. Und sie machten dabei ein Begegnung der unglaublichen Art.
Zwischen Terlan und Vilpian gibt es einen Abschnitt mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 90 Stundenkilometern. Es ist eine durchaus umstrittene Regelung.
Die Beschränkung beruht auf sicherheitstechnischen Überlegungen. In diesem Abschnitt gibt es mehrere Kurven, die einen Radius haben, der vom normalen Standard abweicht. Ein offensichtlicher Planungsfehler beim Bau der Schnellstraße. „Wir hatten in diesem Abschnitt jede Woche mehrere Unfälle“, sagt der Terlaner Bürgermeister Klaus Runer. Die Feuerwehren Terlan, Vilipan und Nals hatten jährlich bis zu 70 Einsätze in diesem Abschnitt.
Wir mussten deshalb etwas tun“, sagt Runer. Der Terlaner Bürgermeister hat zusammen mit dem Land und der Straßenpolizei in diesem Abschnitt die 90 km/h-Beschränkung durchgesetzt.
Die Kehrseite der Medaille: Gerade auf dem Streckenabschnitt, auf dem die Geschwindigkeit von 110 auf 90 km/h gedrosselt wurde, postiert sich immer öfter die Straßenpolizei mit dem Radargerät. Es ist ein durchaus lukratives Geschäft.


Versteckte Polizei

Zu welchen Mitteln man dabei allerdings greift, das haben die beiden jungen Südtiroler am Dienstag dokumentiert. Zwischen Terlan und Vilpian steht am rechten Straßenrand ein „Achtung Baustelle“- Schild. Kurz dahinter trifft man auf eine fiktive Baustelle und auf eine Nothaltebucht, deren Zufahrt mit den üblichen rot-weißen Kegeln abgesperrt ist. Mitten drin steht ein unscheinbarer Kombi. Dahinter ein Schild, das das Überholverbot aufhebt.
Beim Vorbeifahren nimmt man davon kaum Kenntnis. Und noch weniger von den beiden Herren, die mit einem Radargerät hinter dem Verkehrsschild sitzen.
So etwas ist nichts anders als miese Abzocke“, ärgert sich einer der beiden Südtiroler, „das kann doch nicht legal sein“.

Das Video

 

Die Tricks

Auf jeden Fall ist es eine Ermessensfrage, ob eine so verdeckte Radarfalle rechtens ist oder nicht. Sollte diese Art der Geschwindigkeitsmessung illegal sein, wird man dafür eine einfache Erklärung nachliefern: Das Ganze war nur ein Test.
Dabei ist klar, dass die Straßenpolizei auch in Südtirol zu immer trickreicheren Methoden greift, um angebliche Verkehrssünder zu strafen.
Seit längerer Zeit patrouilliert man auch auf der Mebo mit zivilen Fahrzeugen, die filmen und die Geschwindigkeit gleichzeitig messen. Weil der Fuhrpark dieser Autos nicht übergroß ist und man die Fahrzeuge zu erkennen beginnt, greift man zu einem besonderen Kunstgriff.
Die Autos werden zeitweilig mit ausländischen Kenntafeln bestückt. Denn kaum jemand würde in einem kroatischen oder rumänischen Auto die italienische Straßenpolizei vermuten.
Die Polizei: dein Freund und Helfer?
Schaut man sich diese Tricks an, so dürfte die Antwort auf die Frage eindeutig ausfallen.