Gesellschaft | Familiengesetz

Familienfonds zwingt zu Familienförderung

Das Familiengesetz wird endlich im Landtag debattiert. Den Freiheitlichen ist es zu feministisch, die Gemeinden wissen nicht, was auf sie zukommt.
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Die Erwartungen an das Familiengesetz sind hoch. Von den Freiheitlichen als oberflächlich mit fehlendem Gesamtüberblick bezeichnet, spiegle das Gesetz „eine feministische und ideologische Vision“ wieder. „Wir fordern gezielte Maßnahmen“, so Ulli Mair von den Blauen. Dazu gehören für sie u. a. finanzierbare Unterkünfte, akzeptable Teilzeitmodelle, Unterstützung für geschiedene Väter, Steuersenkungen und echte Wahlfreiheit.“ Letzt Genanntes will auch SVP-Abgeordnete Martina Ladurner und fordert einen gezielten Einsatz der 500 Millionen Euro, die jährlich den Familien zur Verfügung gestellt werden.

Das Argument Stadt-Land griff Landesrat Theiner in seiner Replik auf. „Alle Familien müssen dieselben Chancen haben“, so Theiner. Zur Polemik um die Anhebung des Mindestalters für die Kleinkinderbetreuung auf sechs Monate gab er zu bedenken, dass in Südtirol heute nur 2 Prozent der Kinder, die jünger sind, in solchen Einrichtungen betreut werden.

Familienfonds nimmt Land und Gemeinden in die Pflicht

Eine Maßnahme, die das Gesetz jetzt schon vorsieht ist die Einrichtung eines Familienfonds, der 2014 greifen soll. Konkret heißt das, Land und Gemeinde speisen jährlich einen noch zu definierenden Geldtopf. Die Präzisierung fehlt: wie viel Geld zahlen die Gemeinden, wie viel das Land? Lanas Vizebürgermeisterin Helene Margareth Huber Mittersteiner meint: „Ich finde den Fonds gut. Wir Gemeinden werden zwar gezwungen für die Familien im Haushalt Geld zu blockieren. Sonst musste halt immer darum gekämpft werden, das fällt weg.“ Dabei sei ihre Gemeinde bereits gut aufgestellt: Kitas, Tagesmütter, ein neu renoviertes Elki, seit zwei Jahren der "Treffpunkt Familie", eine niederschwellige Anlaufstelle für Eltern. „Wir haben unsere Hausaufgabe gemacht“, so Mittersteiner „wir sind gut gerüstet, wenn der Fonds kommt. Was genau, das werden wir wohl bald erfahren.“

Auf Veränderungen reagieren

Guido Bocher, Bürgermeister aus Toblach erzählt mit Begeisterung von den zehn Kita-Plätzen, die seit zwei Jahren in seiner Gemeinde zur Verfügung stehen. Zum Familienfonds selbst könne er noch nichts sagen. „Da wissen wir noch nichts. Was ich weiß ist, dass unsere Gesellschaft sich sehr schnell ändert. Beide Eltern sind meist berufstätig, immer weniger Kinder kommen zur Welt, geheiratet wird später. Ich denke, die öffentliche Verwaltung muss die Familie als Säule schützen und bewahren.“ In diese Richtung geht auch die Familientagung „Familie – Mehrwert für Gemeinde und Betriebe“, die morgen, Freitag, 12. April, in Bruneck abgehalten wird. Unmittelbare, schnelle und flexible Lösungen für Gemeinden, Familien und Betriebe fordert der Bildungsweg Pustertal, der die Tagung initiiert. Und mit einem neuen Eltern-Service aufwartet: ab sofort können Eltern online nach einer Betreuung für ihre Kinder bis 14 Jahre suchen. Ob Sommerbetreuung, Tagesmutter in der Nähe, Nachmittagsbetreuung oder aktive Freizeitbeschäftigung für Grund- und Mittelschüler. In Sachen Familie sind Kreativität, Eigeninitative und politische Unterstützung einmal mehr gefragt.