Chronik | Sport

“So kann man nicht arbeiten”

Fitnessstudios bleiben weiterhin geschlossen, einen Plan für die Wiedereröffnung gibt es bislang nicht. Die Hoffnungen der Branche ruhen auf der Politik.
Fitnessstudio
Foto: Jelmer Assink on Unsplash

Stillstand ist etwas, was die Branche nicht kennt. Und doch heißt es für Fitnessstudios weiterhin warten. Seit 12. März haben sämtliche palestre in Italien geschlossen. In Südtirol hoffte man auf das Landesgesetz, das vorige Woche verabschiedet wurde. Ursprünglich war auch für Sportstudios eine Wiedereröffnung am 11. Mai im Raum gestanden. Doch anders als die allermeisten Betriebe dürfen die Studios vorerst nicht öffnen.

Viele Trainer haben im Lockdown ihre Kurse, Workouts und Coachings ins Internet verlegt, mit Livestreams oder über die Videoplattform Zoom ihre Kunden zum Trainieren daheim motiviert. So auch Fabian Untersteiner Fellin. Er ist Gründer und Geschäftsführer von ProActive Südtirol und betreibt zwei Fitnessanlagen in Bozen und Mals. “Unser Online-Angebot wurde dankend angenommen und ist gut angekommen”, berichtet er. “Es ist zwar besser als nichts, aber langfristig kann man so nicht arbeiten.”

Nicht nur das Equipment, sondern auch die professionelle Betreuung durch Personal Coaches und die Studio-Atmosphäre fehlt zu Hause vielfach völlig. Welche Perspektive, welchen Plan gibt es nach zwei Monaten Lockdown nun für die Fitnessstudios?

 

“Das neue Landesgesetz erlaubt uns, mit Einzelpersonen oder Gruppen im Freien zu trainieren – immer unter Einhaltung des Abstands von drei Metern und der Maskenpflicht. Umkleidekabinen und Duschen dürfen nicht benutzt werden”, erklärt Untersteiner Fellin. Mehr wisse er bis dato nicht. Seine Hoffnung und die der Branchenkollegen ruht auf einer Videokonferenz mit Landeshauptmann Kompatscher, Wirtschaftslandesrat Achammer und Gesundheitslandesrat Widmann, die am heutigen Montag Nachmittag stattfindet. “Dabei werden wir gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen”, so Untersteiner Fellin.

Geht es nach Sportminister Vincenzo Spadafora, sollen Fitnessstudios und Hallenbäder – auch diese bleiben in Südtirol weiterhin geschlossen – ab 18. Mai wieder aufsperren dürfen. Die Schutz- und Hygienerichtlinien dafür sind bereits ausgearbeitet und müssen vom Comitato tecnico scientifico (Cts) der Regierung überprüft werden.

Einige der angedachten Regeln:

  • Anzahl der Personen vor Ort beschränken
  • ausreichende Lüftung der Räumlichkeiten
  • rigorose Reinigung und Desinfektion der Räumlichkeiten und der Ausrüstung (Geräte, Hanteln usw.)
  • trainieren nur mit Mundschutz und Einweghandschuhen
  • Mindestabstand von einem, vorzugsweise zwei Metern
  • kein Umziehen vor Ort, bereits in Sportkleidung zum Training kommen
  • kein Duschen
  • Gruppenkurse mit reduzierter Teilnehmerzahl

“Trainieren mit Mundschutz und Handschuhen? Da kommt niemand…”, meint Fabian Untersteiner Fellin skeptisch. Natürlich brauche es Schutzvorgaben, betont der Fitnesstrainer. Aber zugleich müsse es auch den Sportstudios ermöglicht werden, halbwegs wirtschaftlich zu arbeiten und die Fixkosten im Rahmen zu halten.

 

Auf der anderen Seite stellen sich die Kunden die Frage, wie es um ihre Rechte bestellt ist. Die Verbraucherschutzzentrale Südtirol rät, beim eigenen Fitnessstudio nachzufragen und abzuklären, inwieweit ein Abo ohne zusätzliche Kosten verlängert werden bzw. die Zahlung der Raten unterbrochen werden kann. Bei ProActive Südtirol hat man den Kunden angeboten, ihr Abo für die Dauer des Lockdowns zu pausieren. “Wer zum Beispiel ein 12-Monate-Abo hat, dem wird es um die Dauer des Lockdowns verlängert”, erklärt Untersteiner Fellin. Einige Kunden würden weiter ihr Abo zahlen, auch wenn sie die Trainingsangebote nicht wahrnehmen können. “Um uns zu unterstützen.” Nun wartet der Fitnesstrainer wie viele andere seiner Berufskollegen auf die Aussprache mit der Politik. Doch unabhängig davon, wie es weitergeht – für Untersteiner Fellin haben die vergangenen Wochen bewiesen: “Ein starkes Immunsystem ist eine Voraussetzung zur Verteidigung gegen das Virus. Daher wird unsere Branche wichtiger denn je werden.”