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Marie Curie - Elemente des Lebens

Einer der bedeutensten Wissenschaftlerinnen der Menschheitsgeschichte wird nun (erneut) ein Film gewidmet. Doch anders als ihre Errungenschaften weiß er kaum zu strahlen.
Marie Curie
Foto: Constantin

Es beginnt mit dem Ende.

Marie Curie ist alt, steht inmitten ihres Labors in Paris, umgeben von geschäftigen Mitarbeiterinnen, dort raucht es, dort zischt es, dort wird experimentiert, als die verdiente Wissenschaftlerin plötzlich zusammenbricht. Hilfe eilt herbei, der Weg führt ins verhasste Krankenhaus. Und wie Marie Curie auf einem Bett liegend durch die kühl beleuchteten Korridore des Hospitals geschoben wird, zieht ihr Leben an ihr vorbei.

Als polnische Einwanderin mit dem Namen Maria Skłodowska stolpert die aufstrebende Physikerin eines Tages in Paris in die Arme von Pierre Curie, der rein zufällig auf demselben Fachgebiet aktiv ist. Man lernt sich kennen, und man lernt, zunächst widerwillig von Seiten Maries, zusammenzuarbeiten, und schließlich-

Ach was soll dieses ständige Nacherzählen einer Geschichte, die die Zuschauer ohnehin selbst erleben sollen. „Marie Curie“ erzählt eben das, was es zu erzählen gibt, und wer die Biographie der Curie nicht kennt, wird einiges neues über diese Frau erfahren, oder auch nicht, denn als Biopic funktioniert der Film nur bedingt. Aber was ist er dann? Ein fragmentarischer Blick auf das Leben der Curie? Ein Ausschnitt aus ihrem Leben, nur einige wichtige Jahre betreffend, nämlich die am Anfang des 20. Jahrhunderts? Ein emanzipatorischer Film? Ein anklagender Film?

Ein bisschen von all dem. Die iranisch-französische Regisseurin Marjane Satrapi hat sich dem Thema angenommen, man kennt sie vor allem für ihre Comics und deren filmischen Umsetzungen, vor allem für „Persepolis“. In der Rolle der Marie Curie ist Rosamund Pike zu sehen, sehr passend besetzt und durchaus überzeugend. Regisseurin und Hauptdarstellerin haben sich zumindest darstellerisch auf einen Weg geeinigt, und so zeigt man hier eine Curie, die überzeugt von ihren Werten und ihrer Arbeit ist und einen starken Kontrapunkt zur männerdominierten Wissenschaft verkörpert. Wir sehen ihren Aufstieg, und was sie bereit ist zu opfern – für ein eigenes Labor, für Experimente. Dabei ist sie stets auch die liebende Ehehfrau – ein Umstand, der sie in manchen Momenten von Größerem abhält, man denke nur an ihren ersten Nobelpreis, der zu gleichen Teilen auch an Pierre Curie verliehen wurde, und das obwohl die eigentliche Entdeckung, nämlich die Radioaktivität, im Grunde von Marie stammte.

Das Drehbuch zeigt all diese Momente, doch erlaubt sich selbst Experimente, die wenig durchdacht sind. So springt der Film an mehreren Stellen in die Zukunft und zeigt, welche verherrende, zerstörerische Wirkung Curies Entdeckung haben wird. Wir sehen Atombomben über Hiroshima, wir sehen die Wüste von Nevada, wir sehen Tschernobyl. Das wirkt einerseits anklagend, Curie wird beinahe eine Mitschuld an diesen Ereignissen zugeschoben, wenngleich dies nicht direkt ausgesprochen wird, aber es wirkt aufgrund der bewussten Platzierung dieser Szenen inmitten der Haupthandlung so. Andererseits entfernen sich diese Zeitsprünge stilistisch sehr von der eigentlichen Geschichte, wirken wie Karikaturen und arbeiten sich an Stereotypen ab. Kurz: Sie sind plump.

Doch auch die Haupthandlung rund um Curie kommt nicht ohne zweifelhafte Ausrutscher aus. Traumsequenzen, 3D-Modelle ihrer Versuchsobjekte, Verweise auf spätere, digitale Darstellungsweisen... „Marie Curie“ ist ein Flickenteppich an Einfällen. Spannung kommt zu keinem Zeitpunkt auf, vielmehr ärgert man sich über die Vorhersehbarkeit jeder Szene und jedes Dialogs. Auch die Regie wirkt hier und da unbeholfen, unsauber, als wäre wenig Zeit für die Umsetzung des Drehbuchs dagewesen.

Empfehlen kann man „Marie Curie“ höchstens Freunden seichter Historienfilme. Fachleuchte werden nichts Neues erfahren und sich vielmehr über die Oberflächlichkeit des Films ärgern. Das ist schade. Marie Curie hätte besseres verdient, doch hiermit nicht bekommen.

 

Radioactive – Official Trailer