Kultur | Herbstmesse

"Fotografie ist wie Kochen"

Ingrid Heiss, Präsidentin der Vereinigung der Berufsfotografen Südtirol, über die Herausforderungen ihrer Arbeit und den Unterschied zwischen Berufs- und Hobbyfotografie.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Mit einer humorvollen Idee stellen sich die Berufsfotografen Südtirols in Zusammenarbeit mit dem Bäuerlichen Notstandsfonds in den Dienst eines guten Zwecks: Sie haben Bauernsprüche in Fotomotive „übersetzt“ und daraus Postkarten gemacht. Zu sehen sind die Postkarten auf der traditionellen Herbstmesse von Donnerstag 19. bis Sonntag 22. November beim Stand der Berufsfotografen. Das gesamte Programm finden Sie hier.

Frau Heiss, eine fast obligatorische Frage: Wie sind Sie selbst zur Fotografie gekommen?
Ingrid Heiss: Ich habe mich mit 16 Jahren dazu entschlossen, Fotografin zu werden. Nach meiner Matura habe ich es dann auf die damals renommierte Fachakademie für Fotodesign in München geschafft, dort studiert und 2000 meinen Abschluss geschafft.

Welche sind die Herausforderungen heute im Geschäft einer Berufsfotografin?
Eine selbständige Tätigkeit ist immer ein hartes Geschäft. Die Fotografie hat sich nicht nur durch die  Digitalisierung sehr stark gewandelt. Hat man ein Shooting beendet, fängt die eigentliche Arbeit erst an. Und zwar am Computer. Der Beruf ist somit sehr umfangreich geworden. Neben bildgestalterischem Wissen, Lichtführung, Kameratechnik, kommt nun auch die Bildbearbeitung hinzu. Ganz zu schweigen vom bürokratischen Aufwand, den man für bestimmte Aufträge hat. Privacy, Urheberrechte, Persönlichkeitsrechte und was es da alles zu beachten gibt.

Ein Motiv, das auf der im Rahmen der Herbstmesse stattfindenden Gemeinschaftsausstellung zu sehen sein wird.

Was unterscheidet Berufsfotografen von anderen, zum Beispiel Hobbyfotografen? Nehmen Sie diese als Konkurrenz wahr?
Ich freue mich darüber, dass es so viele Leute gibt, die gerne fotografieren und die Fotografie zu ihrem Hobby gemacht haben. Es gibt viele schöne Momente, die es festzuhalten gilt. Hobbyfotografie hat aber mit Berufsfotografie nichts zu tun.

Inwiefern?
In der Fotografie verhält es sich ungefähr wie beim Kochen. Ein gutes Foto, braucht auch gute Zutaten, Wissen und Können. Nur weil ich zu Hause eine top Küche, viele Gewürze und den Kühlschrank voll habe, bin ich noch lange kein Koch und mein Wohnzimmer kein Restaurant. Oder?
Somit ist jemand nicht automatisch Fotograf, nur weil er eine gute Kamera hat. Wenn man ein wichtiges Essen auf dem Programm hat, geht man zum Koch. Wenn man wichtige Fotos braucht, geht man zum Profi.

Was kann sich ein Auftraggeber also von einem Berufsfotografen beziehungsweise einer Berufsfotografin erwarten?
Eine professionelle Abwicklung der Aufträge. Der Kunde spart Zeit, Geld und Nerven.

Ingrid Heiss: aktuelle Präsidentin der Vereinigung der Südtiroler Berufsfotografen. Foto: berufsfotografen.it

Sie sind als Präsidentin und Gründungsmitglied die einzige Frau in der Vereinigung der Berufsfotografen Südtirol: Ist die (Berufs-)Fotografie allgemein eher Männersache?
Es gibt durchaus Frauen in der Branche, aber warum mehr Männer diesem Beruf nachgehen, das weiß ich nicht.

Welche Voraussetzungen muss jemand mitbringen, um in den Verein der Südtiroler Berufsfotografen aufgenommen zu werden?
Ein Fotograf, der in unseren Verein aufgenommen werden möchte, muss unter anderem seinen Wohn- und Arbeitssitz in der Provinz Bozen haben. Er muss seit mindestens drei Jahren selbständig und hauptberuflich das Handwerk des Berufsfotografen ausüben. Zudem müssen zwei ordentliche Mitglieder für Ihn bürgen. Auch ist er verpflichtet, an den Sitzungen teilzunehmen und sich einzubringen. Interessierte Fotografen können jederzeit die Statuten auf unserer Seite einsehen und sich bei uns melden.

Welche Chancen ergeben sich durch eine Mitgliedschaft?
Die regelmäßigen Treffen sorgen für einen regen Austausch unter den Kollegen.  Gemeinschaftsausstellungen, wie jene auf der nächsten Herbstmesse, wo wir heuer den Bäuerlichen Notstandsfond unterstützen, runden unsere Zusammenarbeit ab. Und mittlerweile ist bekannt: Wer einen professionellen Fotografen in Südtirol sucht, findet Ihn auf unserer Webseite.

Ein weiteres Motiv der Gemeinschaftsausstellung.

Sie haben vorhin vom Wandel der Fotografie durch die Digitalisierung gesprochen. Wie geht der professionelle Fotograf, die professionelle Fotografin nun auch mit sozialen Netzwerken oder neuen technischen Entwicklungen wie Foto-Apps am Smartphone um?
Die sozialen Netzwerke sind eine tolle Chance, seine Arbeiten zu zeigen. Sie eröffnen neue Möglichkeiten. Und bei den Foto-Apps kommt es natürlich drauf an, welche App und wofür sie verwendet wird. Manchmal ist weniger mehr.

Im Rahmen der Herbstmesse 2015 wurde im Vorfeld ein Fotowettbewerb über Instagram (#autunnoinmostra) veranstaltet. Knapp 2.000 Fotos wurden eingereicht. Durch Likes und eine Jury sollen die 40 besten Fotos ermittelt werden. Wie geht man als Fachmann, als Fachfrau da vor?
Da hat wohl jeder seine eigene Herangehensweise. Aber gute Fotos erkennt man sofort. Bei weniger guten nutzt auch kein Filter und keine Foto-App um daraus ein super Foto zu machen.

Eine abschließende Frage: Ist Südtirol fotogen?
Oh ja, Südtirol ist sehr fotogen! Es ist voll wahnsinnig toller Motive, interessanter Gesichter und aufregender Landschaften.