Tiroler Schützenbund - Es geht um alles
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Ort: Streng geheim (im Wald oberhalb der Alm eines Seitentals innerhalb eines Orts, der in einem Seitental irgendwo in der unendlichen Weite Osttirols gelegen ist)
Zeit: Herbst 2025. Sonntagmittag, gleich nach dem Messgang
Personen (in der Reihenfolge ihres Auftritts):
- der Sepp, Schützenobmann
- der Luis, Schützenhauptmann, deutlich älter als der Sepp
PROLOG: Der Schützenhauptmann Luis und der Schützenobmann Sepp treffen sich zu einer geheimen Unterredung bezüglich des Antrags zweier Schützenkompanien aus dem Tiroler Oberland zur Vollaufnahme von Frauen in der Tiroler Schützenbund. Wie vereinbart war der Sepp gleich nach der Messe zur Alm aufgestiegen, während der Luis erst noch mit dem Vikar und dann mit dem Bürgermeister geplauscht hat.
Vorhang auf.
Sepp (sitzt auf einem Stein dem Kommandanten herannahen): „Luis! Do bin i. Glei hascht es.“
Luis (nach den letzten steilen Metern etwas außer Atem): „Griaß di, Sepp! Mei, des war iatz no zach. Woasch, i bin a nima der Jüngschte“. (Macht sich auf dem Stein gegenüber vom Sepp breit und verschnauft erst einmal. Dann kommt er gleich zur Sache) „Alle hab´n si auf mi eingred´t wegn dem Antrag von de Oberländer. Die oan sein dafür, de andern dagegn. Da Vikar moant, alle Menschn sein gleich. Oba sel zählt nit, weil der isch ja koa unsriger, den hams uns lei vo Polen hergschickt. Was woaß denn der schon übers Tiroler Schützenwesen?“
(Kurzes Schweigen, während der Luis noch nach Luft schnappt)
Sepp: „Und was sagt da Bürgermoaschter?“
Luis: „Der hat an Bammel, dass die Leit im Ort zum Streiten anfangen. Der will´s lei jed´m Recht machen. Politiker halt.“
(Lange Pause. Beide denken angestrent nach)
Luis: „Es geht um a Entscheidung mit weitreichenden Auswirkungen. I moan, sogar von weltpolitischer Bedeutung“
Sepp: „Wia moanscht iatz des?“
Luis: „Na schaug, der Südtiroler Schützenbund hat si gegen die Weiberleit als Schützinnen ausg´sprochen. Wenn mia als Tiroler Schützenbund iatz dafür sein, dann bedeutet des eine weitere Spaltung des Landes Tirol. Entscheiden mir uns oba geg´n die Weiberleit, dann sagn´s uns alle mir waratan ewiggeschtrig.“
Sepp: „Und? Stört uns des?“
Luis: „Eh nitta. Mia tuan lei des, was für unser Land guat isch. Da Hofer Anderl hat scho voa 200 Jahr´ mit uns Schützen die Franzosen in die Flucht gschlagn. Und wia de Weana den „Anschluss“ unseres geliebten Osttirol an Kärnten wellen hob´n, da hat der Walli (Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, Anm.) lei sagen miassn, dass er uns Schützen aufmarschieren lasst und a Ruah war.“
Sepp: „Also?“
Luis (schreit in den Wald): „Es geht um alles!“
(Lange Stille)
Luis: „Dann hamma des iatz a besprochen. Dank dir für dein´n Rat, Sepp. Du geascht als Erschter in den Ort zruck. Soll lei koaner merken, was mir da staatspolitisch besprochen hab´n, gell?“
Sepp (verschwörerisch grinsend): „Na, koaner.“
Vorhang fällt
EPILOG: Im Abstand von einer halben Stunden steigen erst der Sepp und dann der Luis wieder ins Tal hinab. Beide wissen nun, dass sich ihre Schützenkompanie gegen die Vollaufnahme von Frauen in den Tiroler Schützenbund aussprechen wird. Denn es darf nicht sein, dass die Nord- und Osttiroler Schützen anders entscheiden als ihre Waffenbrüder in Südtirol. Es geht um alles. Es geht um Tirol.
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