Kultur | Salto Afternoon

Piano Solo

Der Ausnahme-Pianist Simone Graziano präsentiert sein neues Projekt in der Dekadenz in Brixen. Morgen (13.02), um 20:30 ist der Stream auf youtube und facebook abrufbar.
Simone Graziano
Foto: Dekadenz Brixen

Der Lockdown hat die Musikwelt besonders hart getroffen. Für Simone Graziano war es an der Zeit sein Instrument völlig neu zu denken: „Ich habe circa 36 Jahre mit einem Instrument verbracht, das immer gleich geklungen hat“ erzählt er und beschreibt seine Neuentdeckung: 
„Eines Morgens, nun, am ersten Tag des zweiten Lockdowns, habe ich mein Handy in das Klavier gelegt und die Klappe zugemacht und aufgenommen, was ich gespielt habe. Es klang absurd, ganz anders als das, was ich immer gehört hatte. Das war der Anstoß, um weiter zu untersuchen, was sich jenseits der schwarzen und weißen Tasten befindet. Ich habe anschließend so ziemlich alles unter die Klaviersaiten gelegt, was ich gefunden habe: Von den Zigarettenfiltern bis hin zum Radiergummi. Das Instrument, dessen Klang ich mir so sicher war, klingt – nur wegen eines kleinen Objekts – ganz anders. Dieses Gefühl der Unsicherheit entspricht genau meinem Empfinden in Bezug auf die neue Normalität: Alles, auf das wir bisher gezählt haben, müssen wir neu denken. In dieser Situation finden wir neue Wege mit der Welt in Beziehung zu treten, genauso wie ich neue Wege auf meinem Gerät erkunde.“

Simone Graziano gehört zu den wichtigsten Jazzmusikern Italiens.

Das neue Material präsentiert er jetzt zum ersten Mal aus dem Dekadenz-Keller. Nach dem erfolgreichen Jazzstream im Jänner (Ruth Goller-Kit Downes-Lucia Cadotsch), das mehrere hundert internationale Gäste gehört haben, legt der musikalische Leiter Max von Pretz mit dieser Premiere nach.

In den letzten Jahren arbeitete Simone Graziano unter anderem mit Paolo Fresu, Stefano Bollani und Tommy Crane zusammen. 2019 erschien sein letztes Album: Mit Reinier Baas nahm er “Sexuality” auf, welches die renommierte Zeitschrift „Allabout Jazz“ zu den besten Alben des Jahres zählt. Neben der regen Kompositions-, Konzert- und Kuratorentätigkeit hält er Masterclasses, die ihn nach Maastricht, Rotterdam, Tbilisi und Paris führen..
Die jähe Unterbrechung seiner Tätigkeit hat ihn dazu gebracht sein Instrument ganz neu zu entdecken. Was er herausgefunden hat zeigt er am 13. Februar um 20:30 im Keller.