Bozner Autorentage: Die Sieger
15 junge Literaten waren zu den Bozen Autorentage 2015 eingeladen, um ihre Texte aus den Sparten Drama, Lyrik und Prosa vorzustellen. Texte, die noch unveröffentlicht sein mussten, was bei den meisten ein zu erfüllendes Kriterium war - die jüngsten Teilnehmer waren um die 16 Jahre alt. Doch waren auch Autoren dabei, die bereits veröffentlichen, die auf Bühnen gespielt werden, deren Werke bereits ein Publikum erreichen.
In der Gattung Drama hatten 14 Autoren teilgenommen, 4 davon wurden ausgewählt, um im Lauf der letzten Monate mit den Mentoren Maxi Obexer, Andreas Jungwirth und Thomas Arzt ihre Stücke weiterzuentwickeln. Aus diesen wurde nun jeweils ein Ausschnitt im Studio-Theater inszeniert, mit Schauspielern in einer Bühnenbildeinrichtung. Die Texte, so Drama-Juror Viktor Matic bestachen in Form und Sprache (Maria C. Hilber), waren brandaktuell und gut recherchiert wie Wolfgang Nöcklers "Rhetorik" zu Bootsflüchtlingen, brachten viel Schauspielfutter, wie Brigitte Knapps Stück über Depressionen und überzeugten schließlich insgesamt mit einer eigenen Sprachschöpfung und scharfen Figurenzeichnunng wie der Text "Antimortina" von Martin Plattner. Der Nordtiroler Dramatiker schilderte - ausgehend von einem Gemälde seines Großonkels Karl Plattner, des berühmten Vinschger Malers - ein Familiendrama, im Mittelpunkt die Mutter, die um ihr (imaginäres) Kind trauert. Ein starker spannender Text, der Lust auf mehr machte und der deshalb hoffentlich von den Vereinigten Bühnen Bozen aufgeführt wird, so wie es bisher Usus war. Intendantin Irene Girkinger ließ dies offen.
Der Wettbewerb um den besten Text in Lyrik und Prosa war nach Altersklassen eingeteilt, so wie es beim Literarischen Wettbewerb für Ober- und Hochschülerinnen des Südtiroler Künstlerbundes und der Stiftung Sparkasse seit jeher der Fall ist. 60 Einsendungen gab es vorab, aus diesen wählte die Jury elf Texte aus, die im Studiosaal von den Autoren und Autorinnen selbst vorgelesen wurden.
Erstaunliche Unterschiede habe es in der Lese- und Vortragswahrnehmung gegeben, erläuterte Matthias Vieider, einige der Gedichte hätten ihre Sogwirkung und sprachliche Klarheit erst beim Vorlesen entfalten können, so wie Rebecca Heinrichs "25 Jahre Mauerfall", die über den Mut und den Willen zur Wahrheit reflektierte; Gerd Sulzenbacher, der als Literaturperformer bekannt ist, und der wiederum experimentelle und konstruktivistische Lyrik zum Besten gab. Als Preisträger für die Gattung Lyrik wurde jedoch der Sterzinger Josef Haller, Jahrgang 1993 nominiert, der den Mut hatte, eine Sprache jenseits von Postmoderne und Ironie zu benutzen, eine Sprache "wie aus einer anderen Zeit."
Bei den Oberschülern gewann der lyrische Text der verstorbenen Jessica Steger, ihr Gedicht wurde in Stellvertretung vorgelesen. In der Gattung Prosa überzeugte Claudia Rubner mit ihrem Text "Der graue Streifen"; bei den älteren Semestern gab es ein Wettlesen zwischen den beiden Studentinnen Carla Thuile und Greta Ferrari, letzere war bereits einmal Preisträgerin bei den Autorentagen der VBB. Sie war es wiederum, die von der Jury (Ferruccio Delle Cave, Martina Adami, Elisabeth Thaler) ausgezeichnet wurde. Ihr Essay "lichtschattenspiele" bestach "mit einer präzisen Wortgebung, mit Sätzen wie Bildern und sehr gelungenen Metaphern". Thuile hingegen schrieb einen der wenigen humorigen Texte bei diesem Wettbewerb, eine Erzählung in der Erzählung um die Gründung des Bergrettungsvereines.
Der Preisträger für Drama, Martin Plattner konnte einen Scheck von 2.500 Euro mit nach Hause nehmen, für die anderen gab es jeweils 500 Euro als Preisgeld.
Die Teilnehmer an den Bozner Autorentagen 2015