Bioland prämiert drei Betriebe
Obmann Toni Riegler nutzte die Jahresversammlung von Bioland Südtirol, um einen deutlichen Appell auszusenden, in Krisenzeiten auf die Biolandwirtschaft und ökologische Produkte zu setzen. „Wir müssen gerade in diesen schwierigen Zeiten, wo Krieg und die damit verbundene Verknappung von Rohstoffen uns erschüttern und in die Enge treiben, auf die nachhaltigen Richtlinien unserer Biolandwirtschaft bauen,“ betonte Riegler in seiner Begrüßungsrede in der Messe Bozen.
Das Aussetzen des Umbaus der Landwirtschaft, wie derzeit von manchen Seiten der Agrarlobby gefordert, sei der falsche Weg, ist der Bioland Obmann überzeugt. „Wir halten an Bio fest, weil wir an den Wert der ökologischen Kreislaufwirtschaft glauben und weil wir wissen, dass auf diese Weise hergestellte Lebensmittel nachhaltig und qualitätsvoll sind.“ Billigware werde schneller weggeworfen, die Wertschätzung von Produkten habe auch etwas mit dem Preis zu tun, der Arbeit und Kosten der Landwirte und Hersteller realiter einkalkuliert. „Die Krise, wie wir sie jetzt erleben, offenbart welche Abhängigkeiten entstehen, wenn Produktionskreisläufe nicht geschlossen sind“, so Toni Riegler. Es bedürfe eines Umbaus des Wirtschaftssystems, im Sinne des Ökolandbaus und der Kostenwahrheit.
Landesrat Arnold Schuler sieht die Landwirtschaft derzeit besonders stark im Fokus der Öffentlichkeit: „Besonders auf EU-Ebene, aber auch hier in Südtirol wollen wir keinen Umkehrprozess erleben, was die biologische Lebensmittelherstellung angeht. Unsere Kriterien sind hoch und wir wollen daran festhalten, auch wenn Inflation und Preissteigerungen, aber auch Spekulationen auf dem Futtermittelmarkt große Herausforderungen darstellen.“ Es sei deshalb besonders wichtig, so Schuler, dass man langfristige Strategien habe und die wertschätzende Anerkennung sowie auch bewusste Konsumentscheidungen von Einheimischen und Gästen in Südtirol fördere.
Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbunds und Präsident der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft, möchte künftig auch die Konsumentinnen und Konsumenten stärker im Klimaschutzabkommen Green Deal der EU verpflichtet sehen: „Nicht nur wir Landwirte werden auf das Ziel 25 Prozent Bio bis 2030 eingeschworen, auch die Verbraucherschaft sollte verpflichtet werden, Bio einzukaufen. Nicht nur die Landwirtschaft, auch die Verbraucher sollten messbar und nachweislich umweltfreundlicher werden.“
Preise für die Bioland Leitbetriebe
Vorbildlich wirtschaften, nach den 7 Prinzipien des biologisch organischen Anbaus: Das sind die Kriterien, nach denen der Wettbewerb „Die Bioland Leitbetriebe“ nun bereits zum dritten Mal unter den Mitgliedern von Bioland Südtirol ausgerufen wurde. Und es gab wieder drei Gewinner: der Stöckler Hof des Robert Graf aus Lana, DA Genussgarten des Daniele Piscopiello in Marling und der Larchhof des Franz Josef Mair in Terlan (siehe Beschreibungen unten).
„Alle sieben Kandidaten stellten sich als sehr vielfältige Betriebe mit einem hohen Standard vor, hervorragend in der Anwendung der biologischen Kreislaufwirtschaft und der Bioland-Prinzipien,“ sagte die Vorsitzende der Jury, Martina Frapporti, Ökologieberaterin bei Bioland. „Wir sind sehr stolz darauf, diese Kandidaten als Mitglied zu haben und eine Entscheidung zu treffen war daher gar nicht so einfach.“ Die Prämierung erfolgte durch den Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Die Gewinner erhielten jeweils einen 400€ Gutschein der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft, sowie ein Hofschild.
Der Stöckler Hof von Robert Graf ist ein besonderer Obst- und Weinbaubetrieb in Lana, auf dem die Kreisläufe mit Tieren wie Lamas und Hühner geschlossen werden, robuste und resistenten Sorten angebaut werden und heimische HelferInnen eingesetzt und leistungsgerecht bezahlt werden. Am Betrieb werden auch Trockenobst, Apfelsaft, Wein und Kartoffeln erzeugt, und die Gäste des Urlaub-auf-dem-Bauernhofs erhalten Bio Frühstück mit vielen hofeigenen Produkten. Diese Vielfältigkeit ist für einen Obst- und Weinbaubetrieb vorbildlich!
Der DA Genussgarten von Daniele Piscopiello in Marling ist - wie der Name schon sagt - nicht nur ein Gemüsebaubetrieb, sondern auch das Herzensprojekt einer jungen Familie, die ein starkes Zeichen in Sachen Selbstversorgung und Sensibilisierung der KundInnen setzt. Fruchtfolge und Pflanzengemeinschaften werden beachtet und schonende Bodenbearbeitung großgeschrieben. Gemüse, Getreide, Kartoffeln und Blumen werden angebaut und gleichzeitig wird der Natur und der Biodiversität viel Raum gelassen. Das Motto „Farm to Table“ wird am DA Genussgarten im besten Sinne des Wortes gelebt, denn die hofeigenen Produkte werden durch das Geschäft in Meran und die Abo-Kisten in den regionalen Wirtschaftskreislauf eingespeist und so an die KundInnen gebracht.
Am Larchhof des Franz Mair in Terlan wird der ökologische sowie der wirtschaftliche Kreislauf auf hervorragende Weise bedient: neben Äpfeln und Wein werden auch verschiedene andere Obst- und Gemüsesorten biologisch angebaut, und Teich, Nistkästen, ökologische Nischen sowie Blühflächen fördern die biologische Vielfalt. Um den Nährstoffkreislauf zu schließen, führt der Larchhof eine vorbildliche überbetriebliche Kooperation durch, indem der Mist vom Betrieb der Schwester mit Gemüseabfällen und Stroh vom eigenen Betrieb ausgetauscht werden. Der hofeigene Stroh-Mulch wird zudem im Gemüse-Folientunnel zur Unkrautregulierung und zum Einsparen von Wasser verwendet. Die Wertschöpfung der Produkte endet mit dem lokalen Vertrieb und der Direktvermarktung in Terlan.