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Der Euregio-Chefredakteur

Guido Steinegger wechselt Arbeitsstelle. Der frühere Direktor des Landespresseamtes wird in Zukunft die Presseagenden der Euregio betreuen.
Euregio Bozen
Foto: Euregio/Armin Gluderer)
  • Vom Palais Widmann zum Waaghaus sind es zu fuß keine zehn Minuten. 
    Dennoch dürfte der Weg vom Sitz der Landesregierung zum Haus am Bozner Kornplatz, in dem die Europaunion Tirol (Euregio) ihren offiziellen Südtiroler Sitz hat, für Guido Steinegger kein unbeschwerter sein.
    Denn der Journalist wurde im Zentrum der Südtiroler Macht politisch abserviert, um jetzt in einer anderen Rolle wieder aufzutauchen.
    Die Geschichte beginnt vor fünf Jahren. 
    Im Frühjahr 2019 führt das Land ein Auswahlverfahren zur Ernennung eines Chefredakteur und seines Stellvertreters im Landespresseamt durch. Ingesamt zwölf Kandidatinnen und Kandidaten melden sich für die Prüfung an. Die Prüfungskommission gibt noch am selben Tag das Ergebnis bekannt. 
    An erster Stelle hat sich dabei der langjährige Schriftleiter der Bauernbund-Zeitung Guido Steinegger klassifiziert. Dahinter der inzwischen verstorbene Bozner Journalist Michele Bolognini. Als Dritte wurde die amtierende Caritas-Pressechefin Renata Plattner gereiht.
    Wenig später ernennt die Landesregierung Steinegger zum neuen Chefredakteur im Landespresseamt und Bolognini zu seinem Stellvertreter. 

  • Landespressesaal im Palais Widmann: Unerwarteter Wechsel an der Spitze. Foto: LPA/Thomas Ohnewein
  • Der heute 55jährige Eppaner Guido Steinegger studierte Germanistik und Publizistik in Wien und war vorübergehend Vertragsassistent am Institut für Germanistik der Universität Wien. Seit 1997 war er beim Südtiroler Bauernbund in Bozen als Pressereferent und als Chefredakteur der Bauernbundzeitung „Der Landwirt“ tätig. Im Mai 2019 trat Steinegger seinen neues Amt als Chefredakteur im Palais Widmann an.
    Er wird das Amt ohne größere Patzer oder Konflikte über vier Jahre lang leiten.

  • Die Vorgesetzte

    LPA-Chefredakteurin Margit Piok: Folgt schon bald die nächste Dolomiten-Journalistin? Foto: brixmedia/oskarzingerle.

    Im Sommer 2022 verabschiedet der Landtag das neue Führungskräftegesetz. Ein Jahr später werden damit ein Großteil der Führungspositionen neu ausgeschrieben. In den allermeisten Fällen ist das Verfahren aber nur eine formale Bestätigung der Amtsinhaber oder -inhaberinnen. 
    In diesem Prozess kommt es auch zur Neuausschreibung der Direktion des Landespresseamtes. Am 5. Dezember 2023 beschließt die Landesverwaltung „die Erteilung des Auftrags als Direktor/Direktorin des Presseamtes einzuleiten, und zwar mittels öffentlicher Ausschreibung durch Berufung von außen“.
    Bereits diese Diktion lässt erahnen, wohin die Reise gehen soll. Die Bewerber und Bewerberinnen hatten die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage inklusive genau 30 Tage Zeit, um ihre Bewerbung abzugeben. Das Ende der Interessensbekundung: der 4. Jänner 2024, 23.59 Uhr. Keine drei Arbeitstage später, am 9. Jänner 2024 geht dann bereits das Auswahlverfahren über die Bühne. Es bewerben sich mehrere Personen.  Unter diesen auch der amtierende Chefredakteur und Direktor des Landespresseamtes, Guido Steinegger. 
    Keine sechs Tage später wird amtsintern die Gewinnerin der Ausschreibung vorgestellt. Es ist die Journalistin Margit Piok, die seit 2006 die Bezirksredaktion Eisack- und Wipptal der Tageszeitung Dolomiten leitet
    Warum man Guido Steinegger damit in die zweite Reihe stellt, ist niemandem im Landespresseamt so richtig klar. Tatsache aber ist, dass man dem bisherigen Chefredakteur eine neue Chefin vorsetzt.
    Im Mai 2024 tritt die neue Chefredakteurin Piok dann ihren Job im Landespresseamt an.

  • Eine goldene Brücke?

    Guido Steinegger: Presse-Attaché der Euregio. Foto: sorvillo tiberio

    Guido Steinegger will sich nicht öffentlich äußern. Klar aber ist, dass die im wahrsten Sinne des Wortes neue Vorgesetzte für den bisherigen Chefredakteur eine Art Affront ist. Bereits unmittelbar nach seiner Desavouierung pfeifen die Spatzen vom Dach des Palais Widmann, dass Steinegger das Landespresseamt verlassen wird. Er sei auf Arbeitssuche hieß es.
    Jetzt hat der Berufsjournalist einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Es ist ein besonderer Glückgriff, denn er braucht weder seinen Arbeitgeber noch seine berufliche und finanzielle Einstufung zu wechseln.
    Von 2023 bis 2025 hat das Land Südtirol die Präsidentschaft der Euregio inne. Jetzt scheint man gemerkt zu haben, dass es einen Presse-Attaché dafür braucht. 
    Am 23. April 2024 schreibt die Personalabteilung des Landes einen öffentlichen Wettbewerb dafür aus.  Die dreiköpfige Prüfungskommission, bestehend aus der Direktorin der Agentur für Kommunikation, der auch das Landespresseamt untersteht, Claudia Messner (als Präsidentin), dem Direktor der Abteilung Präsidium der Landesregierung, Klaus Luther und der Mitarbeiterin des Südtiroler Landtages Martina Giovanna Chiarani, ermitteln zwei Kandidaten als geeignet.
    Als Wettbewerbssieger wird Guido Steinegger ermittelt. Er wird die bis zum Ende September 2025 befristetet Stelle antreten. Damit hat man eine Lösung gefunden, die für alle Beteiligten gut geht.
    Auch weil die zweite Geeignete bei diesem Wettbewerb Ursula Pirchstaller heißt. Die Leiterin der Bozner Bezirksdirektion der Tageszeitung Dolomiten und Ehefrau des neuen Leiferer SVP-Bürgermeisters Giovanni Seppi hat sich damit das offizielle Entrée in den Pressedienst des Landes erobert. 
    Wird eine Stelle frei, muss man auf sie zurückgreifen.

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Günther Stocker Mi., 12.06.2024 - 16:46

Das èbliche Prozedere!
So ein Sauhaufen!
Das wird und wird nicht besser!
Das ist die viel beschworene neue Leitkultur von Kompatscher.
Einfach nur mehr zum Schämen!!!!!!!!!!

Mi., 12.06.2024 - 16:46 Permalink
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J V Do., 13.06.2024 - 12:33

Interessant wären die Kosten aller überflüssigen Posten in Südtirol im öffentlichen Dienst .... hier wäre sicher sehr viel Einsparungspotenzial vorhanden

Do., 13.06.2024 - 12:33 Permalink