Das Kubaturgeschenk
Es gibt nur einen Gewinner und der steht bereits fest: Peter Paul Pohl. Der Schlanderser Immobilienmakler hat jüngst bei der Gemeinde Schlanders um eine Kubaturerhöhung für das Palabirnhaus, das derzeit gebaut wird, angesucht. Erhöhung der Baudichte von 2,9m3/m2 auf 3,3 m3: So lautet der Antrag der Immobilien Pohl GmbH. Und genau daran entzündet sich in Schlanders nun Kritik. Das Ganze sei ein augenfälliger Ad-hoc-Beschluss, der einzig Einzelinteressen bediene.
Dem Antrag hat der Gemeindeausschuss - ganz nebenbei bemerkt - bereits grünes Licht gegeben. „Dieser Antrag ist dahingehend gestellt worden, dass die Höhe und die Silhouette unberührt bleiben“, stellt Bürgermeister Dieter Pinggera klar. Bauchweh habe man deshalb ganz und gar nicht. Die Mehrkubatur diene einzig zur Auffüllung von Loggien und Freiräumen. Peter Paul Pohl drückt es so aus: „Es mussten einige Dinge angepasst werden, es handelt sich nur um geringfügige Änderungen.“ Von wieviel Kubatur die Rede sei, wisse er gar nicht.
Dass sich in Schlanders Kritik regt, wird verständlich, wenn man einen Blick in der causa zurückwirft: Im Dezember 2012 ist das sogenannte Marzadrohaus vom Gemeinderat mehrstimmig unter Ensembleschutz gestellt worden. Dass die Immobilien Pohl GmbH dieses einige Tage zuvor erworben gehabt hatte, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Nur wenige Monate später gab es im Bauleitplan der Gemeinde Schlanders rund um das Marzadrohaus eine Reihe von Änderungen. Flächen wurden verschoben, umgewandelt, getauscht, neu abgegrenzt und alles anschließend in eine einzige Wohnbauzone (B8) gegossen, jene nämlich, auf der in diesen Monaten das Palabirnhaus entsteht. Die Durchführungsbestimmungen maßgeschneidert auf das Bauobjekt: Eine Baudichte von 2,9m3/m2, Mindestgrenzabstand 0 Meter, Gebäudehöhe 17,6 Meter. Eine zweite derartige Zone gibt es in Schlanders nicht. Wenig später schrieb der Gemeinderat das Marzadrohaus aus dem Ensembleschutz - Achtung ! - einstimmig frei und ebnete damit den Weg für das Palabirnhaus, das in Hinkunft „eine Torfunktion“ (BM Pinggera) in Schlanders übernehmen soll.
Dass nun eine (weitere) Kubaturerhöhung auf dem Tisch liegt, und spätestens im Oktober im Gemeinderat abgesegnet werden soll, wird in Schlanders jedenfalls nicht goutiert und schürt Argwohn. Auch weil die Rolle der Schlanderser Gemeindeverwaltung jene des Kellners zu sein scheint und nicht die des Kochs.