Betten für Coca-Cola und die Polizei

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In 147 Tagen starten die Olympischen Winterspiele Milano Cortina, zum ersten Mal finden die Wettbewerbe auch im Südtiroler Biathlonzentrum von Rasen-Antholz statt. Für die Veranstaltung werden Hotelzimmer unter anderem über die Stiftung Milano Cortina gebucht. Ursprünglich war in der Vereinbarung der Stiftung mit dem Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) vorgesehen, dass die Betriebe eine Zertifizierung für Nachhaltigkeit von einem Mailänder Unternehmen vorweisen müssen. Die Kosten von bis zu 5.000 Euro hätten die Betriebe selbst getragen.
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„Das geht eindeutig zu weit. Wir haben in der Südtiroler Hotellerie im Vergleich zu italienischen Regionen schon sehr hohe Standards bei der Nachhaltigkeit. Wir verwenden kaum Plastikflaschen und haben die Wasserkraft und die Fernwärme“, sagt Thomas Walch, ehemaliger HGV-Vizepräsident sowie Toblacher HGV-Ortsobmann. Der Passus wurde deshalb aus der Vereinbarung gestrichen. Seit dem Jahr 2023 können sich Gastbetriebe außerdem über das IDM-Nachhaltigkeitslabel zertifizieren lassen.
Walch war bei den Verhandlungen für die Abhaltung der Olympischen Winterspiele 2026 mit der Stiftung Milano Cortina als HGV-Vizepräsident dabei. Er ist trotz heftiger Kritik der Umweltbewegung ein überzeugter Verfechter der Großveranstaltung. Olympia sei nicht nur für den Tourismus eine Chance: „Die Spiele bringen auch der Bevölkerung Vorteile, weil wichtige Infrastrukturprojekte wie die Riggertalschleife und Umfahrungen im Pustertal realisiert werden können. Ansonsten hätten wir diese Gelder nicht erhalten“, erklärt der Toblacher HGV-Ortsobmann.
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Bettenzuweisung läuft
Neben dem Olympiadorf für die Athletinnen und Athleten in der Antholzer Fraktion Niederrasen haben eine Reihe von Hotels Bettenkontingente der Stiftung zur Verfügung gestellt. Auch der traditionelle Sponsoring-Partner Coca-Cola hat ein Hotel gebucht. Angeblich soll der Konzern für die Buchung in einer hochpreisigen Pustertaler Unterkunft mindestens eine sechsstellige Summe auf den Tisch gelegt haben.
„Diese Gerüchte kann ich nicht bestätigen. Aber es ist gut, wenn Betriebe in ganz Südtirol von Olympia profitieren“, erklärt die Antholzer HGV-Ortsobfrau Anna Lisa Preindl vom Hotel Alpenhof. Auch der Toblacher HGV-Ortsobmann Walch vom Hotel Cristallo hält sich dazu bedeckt. „Unser Hotel ist es jedenfalls nicht. Die Stiftung hat unser zur Verfügung gestelltes Bettenkontingent überraschend, aber fristgerecht storniert. Somit können wir die Zimmer an andere Urlaubsgäste vergeben“, erklärt er.
Ebenso hat die Quästur der Provinz Bozen Bedarf angemeldet und eine Ausschreibung durchgeführt, um rund 630 Polizeikräfte in Hotels unterzubringen. Die zusätzlichen Einsatzkräfte sollen während der Großveranstaltung die öffentliche Sicherheit garantieren. Welche Hotels die Ausschreibung gewonnen haben, wird voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres mitgeteilt.
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