Gesellschaft | Fall Kammerlander

Sigi Pircher: „Ich bin beeindruckt“

Nach dem Unfall von Hans Kammerlander äußerte sich Sigi Picher kritisch über den Einsatz der Retter an der Unfallstelle. Diese Kritik nimmt der Manager von Kammerlander nun zurück – nachdem er sich mit den Feuerwehren getroffen hat.

Herr Pircher, wie kamen Sie zu Ihren kritischen Äußerungen in Bezug auf den Einsatz der Retter am Unfallort?
Sigi Pircher: Ich habe nach dem Unfall von jemandem, der selbst an die Unfallstelle gekommen war, eine Information bekommen. Diese Darstellung hat mich betroffen gemacht und ich habe sie unbedachterweise im Interview auf salto.bz zum Ausdruck gebracht. Den Ausdruck „unprofessionell“ habe ich darin allerdings nicht verwendet, das möchte ich hier betonen. Das war eine Interpretation meiner Aussagen, aber nicht meine Aussage.

Sie haben uns dann zunächst gebeten, die entscheidenden Aussagen zu entfernen. Warum? Stehen Sie nicht mehr zu Ihren eigenen Aussagen?
Wenn ich etwas sage, was ich selbst gesehen habe, würde mich nichts in der Welt dazu bringen, etwas zurückzunehmen, wenn ich davon überzeugt bin. Hier aber war es anders. Am Tag nach dem Interview habe ich persönlich sofort den Kontakt zur Feuerwehr gesucht. Habe aber auch zugleich sofort Ursula Lüfter (Redakteurin von salto.bz -AdR) angerufen, die mich interviewt hat und sie gebeten, sie möge aus unserem Interview die Stellen entfernen, in denen ich Eindrücke von jemand anderem wiedergegeben habe.

Weil Sie darum gebeten worden sind oder weil Druck auf Sie ausgeübt wurde?
Weder noch. Es hat Tags darauf ein Treffen mit den diversen Feuerwehren gegeben, die als Retter im Einsatz waren. Deren Schilderung hat mich schwer beeindruckt. Ich konnte genau erfahren, wie der Rettungseinsatz verlaufen ist, bei dem leider das Leben von René Eppacher nicht gerettet werden konnte. Das ist für mich eine immer noch unfassbare Tragödie.

Ich konnte genau erfahren wie der Rettungseinsatz verlaufen ist, bei dem leider das Leben von René Eppacher nicht gerettet werden konnte. Das ist für mich eine immer noch unfassbare Tragödie.

Sie haben nach den Gesprächen mit den Feuerwehren Ihre Meinung geändert?
Ich habe die Professionalität der Feuerwehrleute und Rettungsdienste zwar nie bezweifelt, aber ich bin beeindruckt, mit welcher Sorgfalt die Einsätze abgewickelt werden. Man hat mir anhand dieses Unfalls den Ablauf erklärt. Es ist nicht so, dass sich die Einsatzkräfte einfach auf Verletzte und auf die Aufräumarbeiten stürzen. Es läuft nach einem genauen Plan ab. Jeder übernimmt eine Aufgabe und natürlich nehmen sich die Einsatzleiter zu allererst die Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, was genau passiert ist. Das braucht es, um Prioritäten festzulegen. Natürlich geht es zu allererst um die in den Unfall verwickelten Personen. Dieser Priorität werden alle weiteren Schritte untergeordnet, die dennoch möglich schnell gesetzt werden müssen. Es ist wie ein Uhrwerk.

Sie dachten ursprünglich, dieses Uhrwerk hätte bei diesem Unfalleinsatz gestockt und gehapert. Denken Sie das immer noch?
Genau das Gegenteil ist der Fall. Mir tut es sehr Leid, dass ich so vorschnell einen fremden Eindruck wiedergegeben habe. Daher bin ich froh, nochmals ein Interview geben zu können. Der Rettungseinsatz nach dem Unfall von René und Hans ist höchst professionell abgelaufen. Das haben mir auch Dritte, die am Unfallort im Einsatz waren, also nicht nur die Feuerwehr, bestätigt. Inzwischen verstehe ich auch, wie hart diese Arbeit eines jeden einzelnen Retters ist: Du besuchst ständig Fortbildungen, du sammelst Erfahrungen, du lernst deine Betroffenheit zurückzustecken, um voll den Einsatz, der von dir erwartet wird, zu liefern. Und dann ist doch ein junger Mann tot.

Mir tut es sehr leid, dass ich so vorschnell einen fremden Eindruck wiedergegeben habe. Daher bin ich froh, nochmals ein Interview geben zu können. Der Rettungseinsatz nach dem Unfall von René und Hans ist höchst professionell abgelaufen.

Selbst der beste Einsatz kann dennoch nicht immer lebensrettend enden?
Ja. Für den Nachrichtenleser ist das alltäglich. Aber wenn man alles von sich gibt, um zu retten und dann stirbt ein junger Mann, ist es für jeden Einzelnen an der Unfallstelle eine persönliche Tragödie. Daher werden die Einsatzleute auch psychologisch betreut, um Geschehenes zu verarbeiten. Letztlich, so grausam das im Moment klingt, gilt für jeden von ihnen: Beim nächsten Unfall müssen sie wieder voll einsetzbar sein.