Politik | Gemeindewahlen

Meraner Röschade

Paul Rösch könnte mit seiner Bürgerliste dem SVP-Kandidaten Gerhard Gruber beim Rennen um das Amt des Meraner Bürgermeister durchaus gefährlich werden. Die Hintergründe.

Die Entscheidung ist längst gefallen, formalisiert wird sie dieses Wochenende. Zwischen Paul Rösch und Cristina Kury. Der unabhängige Quereinsteiger und die Chefin der Meraner Grünen werden dann genau ausmachen, wie die Liste für die anstehenden Gemeinderatswahlen in Meran gestaltet werden soll.
Der Grundraster steht: Die Grünen werden in einer Bürgerliste antreten an deren Spitze als Bürgermeisterkandidat Paul Rösch steht. Es wird eine neue erweiterter Gruppierung werden. Neben den traditionellen grünen Kandidaten soll Paul Rösch eine klare Öffnung ins bürgerliche, liberale Lager signalisieren. Der Direktor des Meraner Touriseum wird dabei eine Handvoll Überraschungskandidatinnen und -kandidaten auf die Liste mitnehmen. Personen, die vor allem im bürgerlichen Lager und im SVP-Stimmenteich fischen werden.
Paul Rösch will derzeit noch keine Namen nennen. „Täglich erhalte ich positive Rückmeldungen“, sagt er zu salto.bz. Die Kandidaten kommen aus allen Richtungen: Ein Banker ist genauso dabei, wie eine Hausfrau, ein Bauer und ein Touristiker.

Der Spitzenkandidat

Paul Rösch ist eine weit über Meran hinaus bekannte Persönlichkeit. Der 60jährige Burggräfler hat in Innsbruck Volkskunde studiert und mit einer Dissertation über die Vinschger Karner promoviert. Nachdem er acht Jahre lang das Tiroler Landesinstitut geleitet hat, baute er das Touriseum in Trauttmansdorff auf und ist seit 2003 auch dessen erster Direktor. Der Gastdozent an der Universität Innsbruck und Autor mehrerer Publikationen steht aber auch seit über 20 Jahren als Präsident der Urania Meran vor.
 

Eines meiner Ziele ist es, die Nichtwähler, die immer mehr werden, zur Wahl zu bewegen und sie für eine Neuausrichtung der Gemeindepolitik zu gewinnen. 

Paul Rösch gilt vom Charakter her als Sympathieträger, der ganz natürlich seine Intellektualität mit der ihm angeboren bodenständigen Art vermischt. Rösch ist einer, der beim Preiswatten der Bauernjugend Obermais eine ebenso gut Figur macht, wie bei der Eröffnungsrede zu einem Philosophiekongress im Meraner Kurhaus.
Rösch hat aber vor allem das, was seinem größten Widersacher dem SVP-Bürgermeisterkandidaten Gerhard Gruber etwas abgeht: Bodenhaftung und Begeisterung.

Die Bürgerliste

"Es ist klar, dass es ein Projekt ist, das über den grünen Tellerrand hinausschauen muss“, sagt Cristina Kury. Die Grande Dame der Meraner Grünen wollte eigentlich 2015 einen Schlussstrich unter ihre aktive politische Karriere ziehen. Doch die Option mit Paul Rösch hat sie noch eimal motiviert. Kury wird auf der gemeinsamen Liste auf einer der Spitzenplätze antreten.

Dass die ehemalige Landtagsabgeordnete in ihrer Heimatstadt weit mehr Wähler anspricht, als ihre Partei, zeigte sich bei den letzten Gemeinderatswahlen. 2010 kam Kury nicht nur in die Stichwahl gegen Günther Januth, am Ende erhielt die Grüne 42 Prozent der Stimmen. Ein Traumergebnis.
Paul Rösch, der für eine noch breitere Schicht wählbar ist, traut man mehr zu. Zudem hat Rösch einen Herausforderer, der in der eigenen Partei nicht unumstritten ist.

Die Volkspartei

In der Meraner SVP gibt es seit langem einen immer wieder aufschwelenden Kampf. Jahrzehntelang waren Karl Zeller und seine Netzwerk die bestimmende politische Kraft unterm Meraner Edelweiss. Der Widerstand innerhalb der SVP dagegen wird aber immer größer. Gerhard Gruber ist als personifizierte Ausdruck dieser Zeller-Seilschaft in dieser politischen Auseinandersetzung eine willkommene Zielscheibe.
Zudem ist es nach den SVP internen Vorwahlen nicht den erhofften Schulterschluss innerhalb der Meraner SVP gekommen. „Ich werde jetzt versuchen die Gräben zuzuschütten“, hatte Gerhard Gruber parteiintern angekündigt. Doch bisher hat der designierte Spitzenkandidat weder das Gespräch mit seinen SVP-internen Kritikern gesucht, noch Zeichen gesetzt, alte Konflikte zu beenden.

 



Die Gruber-kritische Gruppe innerhalb der SVP sondiert deshalb in Richtung Paul Rösch. In den letzten Tagen hat es bereits erste informelle Gespräche gegeben. Die Stoßrichtung ist klar: Schafft es Paul Rösch einen Teil der SVP-Wählerschaft für sich zu gewinnen, wird das Rennen um das Meraner Bürgermeisteramt eng.

Die Italiener

Eine entscheidende Rolle spielen in dieser Partie aber die italienischen Regierungsparteien in Meran. Es bestehen Bestrebungen zwischen PD und Civica mit einer gemeinsamen Liste anzutreten. Obwohl eine Einigung noch in weiter Ferne liegt, könnte eine solches Projekt einen Italiener in die Stichwahl bringen.
In diesem Szenario wird es für Paul Rösch schwieriger werden. Gleichzeitig beginnen die Spitzenleute der italienischen Parteien in der Passerstadt aber schon die Option Rösch abzuwägen. Zaghafte Kontakte bahnen sich an. Schafft der Neueinsteiger den Sprung in die Stichwahl, so sind Rösch ein Groß der italienischen Stimmen sicher. Das zeigte sich 2010 im Duell Januth-Kury.
Ich bin überzeugt, dass es in der Meraner Politik eine neue Kultur braucht“, sagt Paul Rösch zu salto.bz, „weg von den großen Projekten und hin zu den Menschen“. Zudem wollen der Quereinsteiger und seine Bürgerliste vor allem jene ansprechen, die von der Politik eigentlich genug haben. „Eines meiner Ziele ist es, die Nichtwähler, die immer mehr werden, zur Wahl zu bewegen und sie für eine Neuausrichtung der Gemeindepolitik zu gewinnen“.
Es wird sich zeigen, ob die Meraner Röschade aufgeht.

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Max Carbone Sa., 14.02.2015 - 09:17

grazie a Christoph per l'impegno che sempre ci mette per raccontare ai meranesi quello che la "stampa" meranese non è in grado di fare. Detto questo, la vera notizia politica, per me, è che i Verdi correranno COMPATTI dentro un "lista civica". Cioè, lasciano l'amata colomba. Avete presente il cavallo di Troia? Solo che questa volta è trasparente e tutti vedono cosa porta nella pancia, Frau Kury e il cerchio magico. Ah, il fascino delle civiche. Comodo, quando le bandiere sono inutilizzabili (perfino quella Verde, pensate!) ecco emergere una bella civica, depotenziata ideologicamente e tranquillizzante. Ma tutti vedono cose c'è dentro il cavallo. In ogni caso auguri sinceri a Paul, che stimo davvero.

Sa., 14.02.2015 - 09:17 Permalink