Gesellschaft | Riccardo Tonetti

"FIS verfolgt auch eigene Interessen"

Riccardo Tonetti bereitet sich auf den WM-Riesentorlauf am Freitag vor. Im Interview spricht er über seine Bronzemedaille beim Team-Wettbewerb und Dominik Paris' Polemik.
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Foto: Riccardo Tonetti/Facebook

salto.bz: Gratulation zur Bronze-Medaille im Team-Wettbewerb. Wie erlebt man so eine Medaille, obwohl man wie Sie als Reservist zum Zuschauen verdammt ist?

Riccardo Tonetti: Es sind gemischte Gefühle. Einerseits hat man eine Medaille, andererseits bin ich aber halt nicht gefahren. Dennoch bin ich sehr dankbar. In erster Linie will ich den Jungen (Lara Della Mea und Alex Vinatzer, Anm. d. Red.) danken. Sie sind super gefahren und haben eine großartige Leistung gebracht; das ist sicherlich das Erste, was man erwähnen muss. Als Reservefahrer ist es immer so eine Sache. Ich bin der Meinung, man muss trotzdem seinen Wert dazugeben und das Team unterstützen. Ich sehe es schon auch als eine Art Prämie für mich, da ich immer für Italien in den Team-Wettbewerben dabei gewesen bin, wenn andere abgesagt haben, weil sie sich auf ihre Rennen vorbereiten mussten. Somit nehme ich diesen Gedanken hinter meiner Nominierung – wenn auch nur als Reserve – als Wertschätzung meiner Person gegenüber wahr und auch gerne mit.

 

Werden die freien Tage genutzt zu trainieren oder gönnt man sich die Auszeit?

Wir trainieren: Ich bin gerade im Kraftraum gewesen und am Nachmittag gibt es dann das Training auf der Piste. Gegen 16 Uhr werden wir auf Skiern trainieren, auch weil wir da die Möglichkeit haben, mit Flutlicht zu fahren. Der zweite Lauf findet nämlich erst um 18 Uhr statt.
Meine Kraftraum-Einheit war freiwillig, da ich meine Beine für die nächsten Rennen noch kräftigen will. Es waren lange Tage, zuerst die Kombination, dann gestern der Parallelslalom – da werden die Beine beim Herumstehen zwischen den Läufen ein bisschen lahm, somit tut das gut.

Es wäre besser gewesen, wenn ich in der Abfahrt etwas langsamer gewesen wäre und dafür etwas früher hätte in den Slalom starten können.

Es gibt letzthin eine größere Diskussion bezüglich der Kombination von vor zwei Tagen. Dominik Paris bemängelte vor allem, dass die Abfahrt zu leicht gewesen wäre und hingegen der Slalom auf Slalomfahrer ausgerichtet war. Somit hätten die Abfahrer einen klaren Nachteil gehabt. Wie sehen Sie das?

Die Abfahrt was sicherlich sehr kurz. Der ganze obere Streckenabschnitt hat gefehlt, das erste Stück war wirklich viel einfacher. Das ist uns Slalomfahrern natürlich sehr entgegen gekommen. Die Abfahrer sind immer schneller, aber in diesem Fall nicht so schnell, wie sie auf einer längeren Piste sein könnten.
Der Slalom war auch sehr kurz. Den hat ein französischer Trainer (Fabien Meunier, Anm. d. Red.) gesteckt und er war ziemlich schwierig, das ging aber noch. Das Problem waren die schlechten Zustände der Piste. Die ersten, die runter sind, hatten es noch relativ leicht. Je höher die Startnummer wurde, umso schlechter war die Piste und umso schwieriger wurde es für jeden. Ich war eigentlich von den Slalomfahrern nach der Abfahrt am besten platziert, aber letztendlich hat sich das sogar negativ ausgewirkt. Es wäre besser gewesen, wenn ich in der Abfahrt etwas langsamer gewesen wäre und dafür etwas früher hätte in den Slalom starten können.

 

Es wurde von Paris auch moniert, dass Anfragen und Verbesserungsvorschläge von Seiten der Athleten von der FIS diesbezüglich ignoriert wurden und er deswegen nicht mehr bei einer Kombination starten will. Stoßen da die Fahrer wirklich so oft auf taube Ohren?

Es ist leider nicht so einfach. Natürlich müssten Bedingungen geschaffen werden, damit die Akteure ihre beste Leistung zeigen können. Das kann aber nicht immer bewerkstelligt werden, da die FIS auch ihre eigenen Interessen verfolgt: Die bekommen Druck von Organisatoren oder TV-Anstalten, das macht es auch für den Verband nicht immer leicht. Wie Domme (Dominik Paris, Anm. d. Red.) angemerkt hat, ist es sehr schade, wir müssten als Fahrer ein bisschen geschlossener auftreten. Wir haben einen Athletensprecher, Hannes Reichelt. Er hat von den ganzen Athleten Vorschläge zur Verbesserung eingesammelt und hat sie vorgelegt. Aber diese Vorschläge wurden schon im Keim erstickt, es kam nicht einmal zu einer Diskussion. Es ist schon ärgerlich, wenn man extra einen Sprecher installiert, der Verbesserungsvorschläge vorbringen kann, aber dann niemand auf ihn hört.

 

Obwohl es nur für Blech in der Kombination gereicht hat, ist der vierte Platz ein sehr gutes Ergebnis, zumal es auch das beste ihrer Karriere ist. Gibt das Ihnen Selbstvertrauen für ihr letztes Rennen bei dieser WM, den Riesentorlauf am Freitag?

Die Form passt und ich habe gezeigt, dass ich den Schwung drauf habe. Jetzt wird in diesen Tagen noch gut trainiert. Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich das Rennen so angehen werde wie die Kombination: Ich werde alles geben, was ich kann und aufs Gas treten. Ich bin zuversichtlich und werde mit unbedingtem Willen an den Start gehen.