Wirtschaft | Transportdienste

Tundo K.O.

Tundo SpA verliert die Aufträge für den Schülertransport und wird von der Vergabe ausgeschlossen. Die Opposition, aber auch der Landesrat und seine Partei sind zufrieden.
Schülertransport
Foto: Hannes Niederkofler

Am Freitag hat die Landesabteilung Mobilität etwas mitgeteilt, was bei sehr vielen – Gewerkschaften, Eltern, Oppositions- und Regierungspolitikern – für große Erleichterung sorgt: Die Firma Tundo ist von der Ausschreibung der Schülersondertransportdienste ausgeschlossen worden.

2014 hat das Unternehmen Tundo SpA aus Lecce die Ausschreibung für den Fahrt- und Begleitdienst gewonnen und fährt seither Kinder und Jugendliche mit Behinderung zur Schule und Werkstätten. Von Beginn an begleitete Tundo Kritik. Es gab Verzögerungen bei der Entlohnung der Angestellten, Hygienemängel und organisatorische Probleme. Mehrmals streikten Mitarbeiter – zuletzt im Oktober 2020. Damals stand bereits im Raum, dass Tundo den Auftrag für den Transport von Schülern und Jugendlichen mit Behinderung verlieren könnte. Genauso jenen 27 Millionen Euro schweren für die Schülertransportdienste, den das Unternehmen ab Herbst 2021 durchführen sollte. Tundo wies die Vorwürfe stets zurück.

Nach monatelangen Überprüfungen hat die Landesabteilung Mobilität den Zuschlag jetzt widerrufen. Außerdem wurde der Ausschluss der Firma vom Verfahren für die Vergabe der Schülersondertransporte verfügt. Die Gründe: schwerwiegende Versäumnisse und professionelle Fehler bei der Ausführung von Transportdienstleistungen.

 

Nachgewiesene Mängel

 

Laut Vergabegesetz muss die Landesverwaltung Wirtschaftsteilnehmer ausschließen, “bei denen erhebliche oder anhaltende Mängel bei der Erfüllung eines früheren Vertrags oder Konzessionsvertrags nachgewiesen wurden, die zur Kündigung wegen Nichterfüllung oder zur Verurteilung zu Schadensersatz oder anderen vergleichbaren Strafen geführt haben”.

Das sei im Fall Tundo der Fall, berichtet Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. Weil die Schülerverkehrsdienste ein besonders wichtiger Dienst seien – “Damit werden unsere Schüler und Kinder zur Schule und wieder zurück nach Hause gebracht” – sei Verlässlichkeit und Professionalität bei der Wahl des Partners von großer Bedeutung, so Alfreider. Wie gesetzlich vorgeschrieben, werden nun bei der Vergabe des Schülersondertransportes die Kontrollen des zweitplatzierten Teilnehmers in der Rangordnung vorgenommen. Bei drei Losen ist das das Konsortium der Südtiroler Mietwagenunternehmer KSM und bei einem Los die SAD AG.

Die Nachricht vom Ausschluss des Unternehmens Tundo Spa sorgt für große Erleichterung in den Oppositionsreihen. Südtiroler Freiheit (STF), Freiheitliche und Team K haben jahrelang die Missstände beim Schülersondertransport aufgezeigt und im Landtag angeprangert. “Ich bin erfreut, dass die Interventionen endlich Früchte tragen”, meint die STF-Landtagsabgeordnete Myriam Atz Tammerle. Unlängst hätten sich Eltern beklagt, dass ihre beeinträchtigten Kinder über längere Zeit in der eisigen Kälte am Straßenrand gewartet hätten und nicht abgeholt worden seien. “Der Ausschluss von Tundo war der richtige Schritt”, findet auch Ulli Mair. Ausfälle, Verspätungen oder Säumnisse bei der Auszahlung der Löhne dürfe bei einem Unternehmen, das einen öffentlichen Auftrag übernimmt, nicht vorkommen, betont die Freiheitliche Landtagsabgeordnete. “Ich begrüße es, dass die Wettbewerbsteilnehmer in einem so sensiblen Bereich wie dem Schülertransport genau überprüft wurden und man auf Landesebene nun dem Beispiel der Bezirksgemeinschaften folgt, die aufgrund der mangelhaften Leistungen der Tundo AG bereits früher durchgegriffen und den Vertrag gekündigt haben”, kommentiert Alex Ploner (Team K). Er bedankt sich auch bei jenen Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern von Tundo, die Missstände öffentlich gemacht haben.

 

Offene Frage, offene Freude

 

Was aber passiert nun mit den Mitarbeitern der Tundo Spa in Südtirol? Diese Frage stellt sich Ulli Mair. Myriam Atz Tammerle hingegen fragt sich, “ob die heimischen Unternehmen, die derzeit den Schülertransport im Auftrag des KSM durchführen, bereits aufatmen können – denn zwischen den nunmehrigen Gewinnern der Ausschreibung, KSM und SAD, soll es noch offene Fragen bezüglich der notwendigen Teilnahmevoraussetzungen für die Ausschreibung geben, die erst von Amts wegen oder gar vor Gericht geklärt werden müssen”. Darüber verlieren die Betroffenen vorerst kein Wort. Sowohl das KSM als auch die Berufsgemeinschaft der Mietwagenunternehmer im lvh geben sich nach der Entscheidung der Landesverwaltung doppelt optimistisch: Zum einen könnten “gut funktionierende Personentransportdienste wieder aufgenommen” werden und zum anderen sei die Nachricht “auch eine für den Sektor wirtschaftlich wichtige Entscheidung”, meinen KSM-Präsident Martin Plattner und der Obmann der Mietwagenunternehmer im lvh Hansjörg Thaler. “Südtirols Mietwagenunternehmer haben aufgrund der Corona-Epidemie große Einbußen zu verbuchen. Aufträge der öffentlichen Hand liegen uns nicht nur am Herzen, sondern sind gerade jetzt auch überlebensnotwendig für uns.”

Für Myriam Atz Tammerle steht fest: “Egal, wer nun als Gewinner hervorgeht: Wichtig ist, dass unsere Schüler genauso pünktlich, professionell und vor allem sicher zur Schule und wieder nach Hause gebracht werden.” Dem stimmt nicht zuletzt die SVP zu. Nach der “korrekten und konsequenten Entscheidung”, Tundo die Aufträge zu entziehen, hoffe man nun “auf eine gute Alternative, die den Dienst gewissenhaft und professionell ausführen wird”, heißt es aus der SVP-Landtagsfraktion.