Bozen Waltherplatz, Bar Domino. Der Himmel ist grau an diesem Augusttag. Meli, wie ihn seine Freunde nennen, sitzt entspannt in seinem Sessel. Er trägt ein grün-graues T-Shirt und Jeans. Gerade kommt er vom frisch bezogenen Büro in der Nähe des Obstmarkts. Es ist noch nicht fertig eingerichtet, aber trotzdem ein wichtiger Schritt für den Jungunternehmer. „Wenn meine Mutter daheim in Kaltern zum Staubsaugen ins Zimmer kam, fühlte ich mich nicht sehr professionell“, schmunzelt er.

Dass der Sprössling eine solche Karriere hinlegen würde, kommt wohl auch für sie überraschend. Als Kind will er nämlich noch Architekt werden. „Die Sims“ spielt er am PC nur, um Häuser zu bauen. In der Mittelschule glaubt eine Lehrerin sein mathematisches Talent entdeckt zu haben. „Da wurde die Gewerbeoberschule für mich gewählt“, erinnert sich Alexander Meliss. Mittags nach der Schule gibt es aber immer nur eins: Videos produzieren. „Ich habe Videospiele gefilmt und ins Netz gestellt“, erzählt er lachend. Die Likes und Kommentare der Leute motivieren ihn. Ein Geschenk seiner Eltern bringt den Stein dann endgültig ins Rollen: die GoPro 2. Mit dieser handlichen Kamera hält er sich und seine Freunde von da an beim Skifahren fest. Sein YouTube-Kanal „Meli“ hat heute mehr als 20.000 Abonnenten und 2 Millionen Aufrufe.

Nach der Matura will er eigentlich studieren, lernt dann aber Daniel Eggert und Nils Dorigoni aus Meran kennen, die auch Videos produzieren: „Wir haben begonnen, zusammen zu arbeiten, gemeinsame Projekte zu realisieren und diese auch professionell anzubieten.“ Angebote gehen über ihre Homepage ein oder über Facebook. Die drei jungen Kreativen bilden ein gut funktionierendes Kollektiv. „Wir sind ganz verschieden und ergänzen uns so alle gegenseitig. Ich glaube, alleine wären wir nicht so weit gekommen wie im Team.“ Und das Studium rückt plötzlich in weite Ferne. „Wir haben davon profitiert, dass wir das nicht studiert haben. Wir haben keinen genauen Ablauf im Kopf, keine fixe Orientierung, wie man etwas machen muss“, sieht Meliss die guten Seiten. Sie wollen Videos machen, die es so noch nicht gibt.

Kreative Videos, die die Menschen bewegen und einen neuen Stil einschlagen.

Auch der Name des Kollektivs soll diese Einstellung widerspiegeln: Kiwitree Films entsteht. „Erst ein paar Monate später haben wir bemerkt, dass Kiwis nicht auf Bäumen wachsen“. Das Repertoire von Kiwitree ist groß: Von Image-Videos für Hotels über kurze Actionsportfilme bis hin zu Hochzeitsvideos ist alles dabei. Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher ließ sich vom Kiwi-Team eine Kampagne drehen. Außerdem gab es namhafte Auftraggeber wie Porsche, BMW, Sportler, Südtirolfenster oder Sheraton Bozen. Die Aufträge kommen aber nicht nur für Bilder aus Südtirol. Den gesamten Sommer über wurde auf Mallorca gefilmt. Im BCM Planet Dance, der fünftgrößten Disco der Welt durften die Jungs alle Aftermovies für die besten Dj’s der Welt produzieren. Das oberste Gebot ist es dabei immer, die Qualität so hoch wie möglich zu halten. Und man glaubt dem jungen Kalterer gern, wenn er sagt:

„Das ist meine Berufung, das will ich für immer machen.“

Wenn es mit der Karriere so weiter geht, könnte er auch bald von zu Hause ausziehen. „Aber lieber genieße ich noch ein bisschen Hotel Mama“.