Politik | Meran

Wer hat’s geschlossen?

Die Stilllegung der Solland ist besiegelt, in der Meraner Stadtregierung aber will keine Ruhe einkehren. “Die SVP versucht die Geschichte umzuschreiben”, sagt Paul Rösch.
Solland Silicon
Foto: Solland Silicon

Meran befindet sich im Wahlkampf. Seit dem Tag, an dem Paul Rösch der SVP den Bürgermeistersessel abgeluchst hat bzw. die Stichwahl gegen den SVP-Kandidaten Gerhard Gruber mit 60,7 Prozent der Stimmen deutlich gewonnen hat, lautet die Devise der SVP: Wir holen uns das Bürgermeisteramt zurück. Mit Richard Stampfl soll nun ein neues, bekanntes Gesicht Paul Rösch bei den Gemeindewahlen 2020 Konkurrenz machen. Der (parteilose) 61-jährige Geschäftsführer von Dr. Schär hat sich Bedenkzeit erbeten. Doch alles deutet darauf hin, dass er der nächste SVP-Bürgermeisterkandidat wird.

Inzwischen müht sich der amtierende Bürgermeister wieder einmal mit seinem Koalitionspartner ab. Es geht um die Solland Silicon bzw. die Stilllegung des ehemaligen Siliziumwerkes in Sinich. Am Dienstag wurde bekannt, dass die Alivest Meran den Zuschlag zum Abbau der Industrieanlage und der Bonifizierung des Firmenareals erhalten hat. Ein Gewerbegebiet soll dort entstehen.

Die Meraner SVP zeigt sich erfreut über das Solland-Aus. Volkspartei-Vertreter hätten sich in den vergangenen Monaten “aktiv um eine definitive Schließung bemüht”, meint der neue Burggräfler Bezirkschef Martin Ganner. Namentlich nennt er Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Arnold Schuler, die sich in Absprache mit der Meraner SVP der Sache persönlich angenommen hätten, während die Stadt Meran wenig zur Lösung beigetragen habe,
Der Seitenhieb auf Paul Rösch und seine Liste Rösch/Grüne sitzt. Wieder einmal. Der Bürgermeister aber lässt ihn nicht auf sich sitzen – war ihm doch erst vor zwei Jahren von einer Gruppe Volksparteiler – darunter Landesrat Schuler – vorgeworfen worden, mit dem Vorschlag, das Siliziumwerk zu schließen, Populismus zu betreiben. So einfach gehe das nicht, “und das sollte Paul Rösch wissen”, kommentierte Schuler damals.

In einer Stellungnahme kontert Paul Rösch nun: “Eines vorneweg: Eigentlich ist es mir herzlich egal, wer sich das Verdienst für etwas auf die Fahnen schreibt, solange dieses Etwas unsere Stadt Meran voranbringt. Aber der Versuch der SVP, in Sachen Solland Silicon die Geschichte umzuschreiben, nur um Wasser auf ihre Mühlen zu kehren, ist unlauter. Und der Versuch, die Stadt Meran als untätig hinzustellen, noch viel mehr. Ich kann mich noch lebhaft an den Sommer 2017 erinnern, als mich ein halbes Dutzend SVP-Exponenten – von Landesrat Arnold Schuler abwärts bis zum damaligen Ortsobmann Martin Ganner – als Populisten hinstellten, nur weil ich mich für eine Schließung des maroden Werks und für die Schaffung eines Gewerbegebiets ausgesprochen hatte. Meine Ideen seien reines Wunschdenken. Mittlerweile ist die Solland Silicon Vergangenheit und ein Gewerbegebiet die Zukunft. So falsch scheint unsere Argumentation nicht gewesen zu sein, ist es doch genau die, die nun auch die SVP übernommen hat. Nur eben mit ein paar – nicht unwichtigen und für den Steuerzahler auch nicht billigen – Monaten Verspätung.”

”Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass die SVP-Exponenten, die sich den Verdienst an der Schließung der Solland Silicon jetzt ans Revers heften, damals vor mir gestanden hätten oder auch nur im Windschatten hinter mir. Ganz im Gegenteil.” (Paul Rösch)

Der Vorwurf, die Stadt Meran sei untätig geblieben, sei “ebenso wenig wahr wie die Geschichte von der mutigen SVP”, fährt Rösch fort. Die Solland Silicon stehe auf einem Gewerbegebiet des Landes: “Für die Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen ist das Land verantwortlich, für die Festlegung des Zeitpunkts der Entleerung der Anlage nach einem über Monate hinausgezögerten Sterbeprozess ebenfalls, für die Abwicklung des Konkursverfahrens war es der Konkursrichter.”

Unbemerkt bleibt das Geplänkel zwischen den beiden Regierungspartnern in Meran nicht. “Rösch und die SVP streiten und wetteifern um den Verdienst der Schließung einer Fabrik”, kommentiert Andrea Casolari von der oppositionellen Lista Civica auf Facebook. “Queste sì che sono le cose che avvicinano i cittadini alla politica…”

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Martin Daniel Sa., 14.09.2019 - 08:37

Der Titel dieses Beitrags tut Rösch unrecht, "sich mit fremden Federn schmücken" wäre treffender, denn nicht um Kinderkram geht es hier, sondern um politische Geradlinig- und Aufrichtigkeit. Was hat der Meraner BM damals nicht alles einstecken müssen, an Häme und Feindseligkeiten.* Daher tut er jetzt gut daran, zu erinnern, wie die SVP vor 2 Jahren seinen Vorschlag quittiert hatte und sich nun den Erfolg zuschreiben will. Hier ein Beleg: https://www.tageszeitung.it/2017/06/29/irrefuehrende-aussagen/
*http://www.altoadige.it/cronaca/bolzano/solland-nuove-scintille-fra-r%C…
*https://www.pressreader.com/italy/corriere-dellalto-adige/20170325/2816…

Sa., 14.09.2019 - 08:37 Permalink
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Günther Alois … Sa., 14.09.2019 - 14:48

Und schon wieder will sich die SVP mit fremden Federn schmücken,ist euch nichts zu dumm? Danke Herr Rösch,dass dieses von der SVP damals eingefädelte unglückliche Objekt endlich zum endgültigen Ende kommt. Hat den Steuerzahlern ohnehin Millionen gekostet:danke SVP!

Sa., 14.09.2019 - 14:48 Permalink
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Günther Alois … Sa., 14.09.2019 - 14:48

Und schon wieder will sich die SVP mit fremden Federn schmücken,ist euch nichts zu dumm? Danke Herr Rösch,dass dieses von der SVP damals eingefädelte unglückliche Objekt endlich zum endgültigen Ende kommt. Hat den Steuerzahlern ohnehin Millionen gekostet:danke SVP!

Sa., 14.09.2019 - 14:48 Permalink