Gesellschaft | Interview

Südtirols Feuerwehren sind gerüstet

Interview mit dem Präsidenten des Landesverbandes der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols Wolfram Gapp.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols

Mit der siebten Auflage der Fachmesse für Rettung, Bevölkerungs- und Brandschutz, vom 17. bis 19. September, findet nach einem Jahr, in dem die Bedeutung von Katastrophenschutz und Notfallmanagement für unsere Gesellschaft so klar geworden ist, wie selten zuvor, wieder eine Messe in Bozen statt. Anlässlich dieses außergewöhnlichen Neustarts in die Messesaison 2021/22 sprechen wir dem Präsidenten eines der wichtigsten Partner der Civil Protect.

Messe Bozen: Viele Menschen sind verunsichert aufgrund der derzeitigen extremen Wetterereignisse in Europa (Waldbrände, Hochwasser). Wie stellt sich die Situation diesbezüglich in Südtirol dar und inwiefern hat sich die Häufigkeit und die Art der Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren in den vergangenen Jahren verändert?

Wolfram Gapp: Vergleicht man die Zahlen der Unwettereinsätze unserer Freiwilligen Feuerwehren in den letzten Jahren, so kann eine stark ansteigende Tendenz beobachtet werden. Waren es im Jahr 2016 noch ca. 430 Unwettereinsätze, rückten unsere Feuerwehren im vergangenen Jahr zu mehr als 1.100 wetterbedingten Einsätzen aus.

 „Südtirolweit 430 wetterbedingte Einsätze im Jahr 2016 gegen 1.100 in 2020“

 

MB: Die Aufgabenbereiche der Feuerwehren werden immer vielseitiger und aufwendiger. Wie bereiten sich die einzelnen Mannschaften auf diese Herausforderungen vor?

WG: Unsere Feuerwehrleute werden bereits in der Grundausbildung auf technische Einsätze und somit auch auf Unwettereinsätze vorbereitet. Auch in der Führungsausbildung ist das ein Thema. Im Jahr 2019 wurde an der Landesfeuerwehrschule ein neuer Lehrgang „Naturgefahren – Unwettereinsätze“ eingeführt. Dabei wird das notwendige Wissen vermittelt, um bei Naturereignissen wie Rutschungen Murgängen, Steinschlag, Sturzfluten und Sturm die Gefahren richtig einzuschätzen und die möglichen Maßnahmen zur Menschenrettung und Gefahrenabwehr veranlassen zu können. Bei allen Maßnahmen ist es notwendig, auch die Sicherheit der Feuerwehrleute zu beachten und es gibt auch Situationen, wo wir an unsere Einsatzgrenzen stoßen. Die Feuerwehren stimmen auch ihre Ausrüstung in Bezug auf ihr Einsatzgebiet laufend ab. 

 

„2019 wurde der neue Lehrgang „Naturgefahren – Unwettereinsätze“ eingeführt“

 

MB: Das Freiwillige Feuerwehrwesen hat in Südtirol traditionell einen hohen Zulauf und genießt große Beliebtheit. Was kann die Bevölkerung konkret dazu beisteuern, um besser auf Naturkatastrophen vorbereitet zu sein und den Einsatzkräften ihre Arbeit zu erleichtern?

WG: Bei Anzeichen von größeren Unwettern werden die Einsatzkräfte und auch die Bevölkerung über die Agentur für Bevölkerungsschutz informiert. Dabei wird auch auf mögliche Gefahren hingewiesen. Konkrete Maßnahmen, die die Bevölkerung im Vorfeld ergreifen könnte, wären z. B. bei Unwetterereignissen wie Sturm und Hagel das Einfahren von Markisen, das Parken von Fahrzeugen in der Garage, das Schließen von Fenstern usw. Wenn in Gebäuden in Kellern oder in der Tiefgarage ein Pumpensumpf und eine Abwasserpumpe vorhanden sind, ist es wichtig, dass durch regelmäßige Reinigung und Wartung die Funktionsfähigkeit garantiert wird.

MB: Auch die siebte Auflage der Civil Protect kann auf eine rege Teilnahme von Feuerwehrmänner und -frauen zählen. Warum ist die Messe so ein wichtiger Treffpunkt für die rund 18.500 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in Südtirol? 

WG: Die Messe bietet den Feuerwehrleuten die Möglichkeit sich über Produktneuheiten zu informieren, ist aber auch eine gute Gelegenheit sich mit Gleichgesinnten über fachliche Themen auszutauschen.