Ciambella_T-Rex
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„Tower Pub”, Kaltern, letzten Freitag, eher spät am Abend. Tags zuvor zirkulierte ein digitaler Flyer, der auf dieses Konzert hinwies und vor allem durch den nicht unoriginellen Namen Ciambella_T-Rex Neugier wecken konnte. Diese neue „Band“ ist eigentlich ein Duo, bestehend aus der Salurner Musikerin Sara Joppi und dem aus Sydney stammenden Steve Ryan, der Sara mit einer roten Telecaster eines australischen Instrumentenbauers begleitete.
Es genügen in der Regel eine Hand voll Songs, um eine Band zu „checken“. Dabei ist die Songauswahl eine erste wichtige Messlatte: Sind es die üblichen Verdächtigen oder wird mit Bedacht gewählt und auch relativ unbekanntes Material gespielt? Wenn wir in den aktuellen Charts auch nicht unbedingt sattelfest sind, so hat es doch eine Hand voll Songs gedauert, bis uns einer geläufig war. Das war beruhigend und, wie sich im Interview später herausstellte, auch nicht verwunderlich. Joppi und Ryan wählen sich ihre Songs nach dem Kriterium aus, ob sie in erster Linie selbst gefallen.
Sara Joppi über das Repertoire: „Wir haben beide einen sehr breiten Musikgeschmack und wir hören nicht nur das was im Radio läuft, sondern lieben auch Nischenmusik. Zudem kommen bei uns zwei unterschiedliche Galaxien zusammen, denn Steve hat die Hälfte seines Lebens auf der anderen Seite des Planeten verbracht und die Musik dort ist völlig anders als hier, hat völlig andere Einflüsse. Viele unserer Songs haben wir aber während unserer langen gemeinsamen Reisen im Auto ausgewählt, oder wenn wir unterwegs sind um Straßenmusik zu machen.“
Oder durch Zufall, Mina's Sixties-Nummer „Tintarella di luna“ beispielsweise kam auf Steve's Vorschlag in die Setlist: „Wir hatten Songs in in Deutsch, Französisch und Englisch, aber wir hatten keinen Song in italienisch. Ein DJ in Trient hatte den Song gespielt und ich fand ihn fantastisch und er macht so viel Spaß. Das war der bislang letzte, der von meiner Seite hinzugekommen ist.“
Die beiden haben eine Spotify-Playlist, die die Songs aus ihrem Repertoire enthält und unter den Songs finden sich Namen wie Sophie Hunger, The Smashing Pumpkins, Nirvana, World Party, Xavier Rudd, aber auch die Beatles und eben Mina.
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Die beiden, die früher ein Paar waren, haben 2018 begonnen, gemeinsam Musik zu machen – „Côte d’Azur“ von Max Raabe war der erste ihrer Songs (und er befindet sich nach wie vor im Repertoire) – und in der Folge spielten sie wo immer sie Lust hatten, wo immer sich die Gelegenheit bot, auf Straßen, Plätzen, auf Hochzeiten und auf Partys von Freunden, alles sehr lose und ungezwungen.
Das konkrete Live-Projekt Ciambella_T-Rex ist im Mai diesen Jahres geboren. Der Anlass war die Vorstellung eines Buches über die Aborigines und dem Wunsch des Veranstalters, einen Song des Australiers Xavier Rudd im Programm zu haben. Sara holte Steve dazu und die die Performance der beiden weckte die Neugier des Publikum. Sara: „Nach dem Auftritt kamen die Leute zu uns und fragten wo wir zu sehen wären, ob wir das professionell machen würden ... Steve hat auf die Frage, warum wir nicht live spielen würden, geantwortet, dass ich zu perfektionistisch wäre. In diesem Moment musste ich mir eingestehen, dass das wahr ist, dass ich zu detailversessen bin. Das wollte ich nicht mehr und eine Woche später haben wir uns getroffen und geschaut, wie viel Programm wir für ein Livekonzert hätten und wir sind dann auf fast drei Stunden Programm gekommen.“
Für Sara Joppi war der Schritt auf die kleine „Bühne“ des „Tower Pub“ dann doch groß und angsteinflößend: „Wenn du Straßenmusik machst, dann ist die Aufmerksamkeitsspanne der Leute im Grunde nicht länger als eineinhalb Minuten. Sie fokussieren sich kurz auf dich und gehen dann weiter. Und wenn ihnen gefällt was du machst, dann bleiben sie vielleicht für die Zeit von ein oder zwei Songs. Ich war dann sehr nervös, in dieser Bar zu spielen, quasi zu Hause und vor den kritischen Augen der Leute die gekommen sind, um uns zu sehen.“
Steve Ryan, der in Australien bereits einige Banderfahrung gemacht hat, sieht den Schritt von der Straße auf die kleine Bühne eines Livelokals pragmatisch: „Es war gut, aber ich musste mich nach langer Zeit wieder mit den technischen Aspekten auseinandersetzen, ich muss das wieder lernen. Aber es hat Spaß gemacht wieder in einer Bar zu spielen.”
Ryan ist sich des Unterschiedes zwischen Straße und kleiner Bühne sehr wohl bewusst. Als Straßenmusiker könne man mit den vorbei gehenden Leuten gut interagieren und man könne ohne Probleme verschiedene Sachen ausprobieren: „Wir haben gutes Feedback bekommen und so dachten wir, wir sollten den nächsten Schritt machen und die Sache etwas ernsthafter angehen.“
Trotz der Herausforderungen denen sie sich stellen mussten, wollen Ciambella_T-Rex weiterhin auf kleinen Bühnen spielen. „Es war eine bereichernde Erfahrung, und würde mich das nächste Mal definitiv um einen Monitor kümmern, damit ich mich besser hören kann.“
Sara's Stimme, zwei Ukuleles, eine elektrische Gitarre, ein Kazoo, ein Glockenspiel, ein Cajon, kleine Perkussionsinstrumente ... Sara Joppi und Steve Ryan wissen ihre Songs mit Zurückhaltung so zu arrangieren, dass eine gewisse Abwechslung gegeben ist.
„Es gefällt uns alles sehr einfach zu halten,“ sagt Steve Ryan und fügt hinzu: „Wir haben all diese technologischen Möglichkeiten, aber die sind gar nicht notwendig. Wir wollen versuchen, zurück zum Wesentlichen zu kommen, back to basics.“
Ob es in Zukunft auch Songs aus eigener Feder geben wird, schließen die beiden übrigens nicht aus: „Wir könnten es versuchen“, beschließt Sara Joppi.
Ende Oktober spielen Ciambella T-Rex eine Hochzeit und warten ansonsten auf Gig-Angebote.
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Info:
Ciambella_T-Rex Facebook: https://www.facebook.com/profile.php?id=100063575497090
Spotify-Playlist: https://open.spotify.com/playlist/0CSpAQDgxcEhQcCymkgpPE