Kartoffel trifft Kunst

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SALTO: Wie kamen Sie auf die Idee, den Vermehrungsprozess der Kartoffel als Thema für Ihre Installation zu wählen, und was symbolisiert dieser Prozess für Sie?
Christine Runggaldier: Ausgangspunkt war eine Skizze, die ich vor einiger Zeit angefertigt hatte, die mir recht passend zum Thema von BAW Remapping LAND/marks schien.
Dieser Vermehrungsprozess ist eine Metapher für das Leben.
Wenn man zeichnet, wirft man viele Ideen aufs Blatt und findet oft im Nachhinein die Gelegenheit diese weiterzuentwickeln und etwas Konkretes daraus entstehen zu lassen. Dieser Vermehrungsprozess ist eine Metapher für das Leben, ich interessiere mich für das, was lebendig ist, keimt, sich verändert und verwandelt, die Organismen und deren biologische Funktionen. Dieser Satz lässt sich mit dem biologischen Prozess gut in Verbindung setzten: „das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Die Mutterknolle generiert Leben und es entsteht nicht nur etwas Neues und ein Mehrwert, sondern ein ganzes System.
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Ihre Arbeit bewegt sich zwischen Zeichnung, Skulptur und Installation. Wie entscheiden Sie sich für die passende Form, um Ihre Ideen und Konzepte auszudrücken?
Die Zeichnung ist eigentlich fast immer das Fundament meiner Arbeit, da wo alles entsteht. Die dreidimensionale Form fasziniert mich, weil sie den Raum tatsächlich einnimmt und somit real wird, auch wenn es sich nicht um naturalistische Objekte handelt, so wie man sie in der Umgebung vorfinden kann. In diesem Fall wollte ich eine geometrische Form, ein Gehäuse aus Eisen schaffen, um diesen Raum zu definieren wo sich alles abspielt.
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Die Bolzano Art Weeks (BAW)
Die Bolzano Art Weeks waren ein Festival, das die Stadt Bozen in einen Hotspot der Kreativität verwandelte. Über einen Zeitraum von zehn Tagen präsentierte sich die Stadt als eine Bühne für Kunst in all ihren Facetten. Mit über 80 Veranstaltungen und 30 Ausstellungen an 50 verschiedenen Orten bot das Festival ein breites Spektrum an künstlerischen Ausdrucksformen.
Highlights des Festivals waren die Performances von Mark Herbst, der im Parkhotel Mondschein über den Umgang mit Emotionen in der Beziehung zur Umwelt reflektierte, und Roberto Paci Daló, der im Stadttheater ein immersives Ökosystem präsentierte. Eine weitere Besonderheit war die „stereophonische" Performance von Jörg Zemmler und Matthias Schönweger, die ihre langjährige Zusammenarbeit bei SALTO in eine innovative künstlerische Form brachten. Das Festival bot eine einzigartige Gelegenheit, die Stadt Bozen neu zu entdecken und zu erleben. Durch die Verbindung von Kunst und Leben entstand eine Atmosphäre, die die Besucher einlud, die Stadt auf neue Weise zu erkunden. Die Stadt selbst wurde zum Kunstwerk, das ständig in Bewegung war und neue Perspektiven eröffnete.
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Ihre Installation betont das Recht der Pflanzen, sich Raum zu erobern und zu überleben. Sehen Sie einen Bezug zwischen Ihrer Arbeit und den aktuellen Umweltdebatten?
Es ging mir bei dieser Arbeit darum, Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten, etwas aufzuzeigen, was ansonsten unsichtbar bleibt.
Wenn wir imstande wären, im Einklang mit stilleren Lebewesen zusammenzuleben, hätten wir ja auch bessere Zukunftsperspektiven. Gerade weil diese natürlichen Prozesse ja so wichtig für das Ökosystem sind, wäre es wirklich wünschenswert, wenn der Mensch sich nicht immer als privilegierte Figur in diesem Ganzen sehen würde und alles reglementieren möchte.
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Weitere Gewinner der Bolzano Art Weeks:
Collettivo Éclat: präsentierte eine akustische Tomografie eines Ginkgo-Baums, der zu einem Archiv ökologischer und politischer Geschichten wurde.
Martina Fontana (REGINAE): schuf eine immersive Installation über das Bienenvolk, die die Besucher einlud, Teil eines fortlaufenden Prozesses zu werden.
Jacopo Mazzonelli (Strange Pianos): transformierte seltene Musikinstrumente zu Kunstobjekten und machte die Natur als Raum für Zeichen und Beziehungen erfahrbar.
Kata Hinterlechner (220 Hz): machte die "Stimme" des Bozner Untergrunds hörbar und thematisierte ein posthierarchisches Verständnis von Lebensräumen.
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