Mit Drohne zur Schutzhütte

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FlyingBasket, das vor zehn Jahren gegründete Start-up mit Sitz in Bozen Süd, startete letztes Jahr die erste Serienproduktion im eigenen Firmengebäude. Im dritten Stock befinden sich weitläufige Büroflächen, im Konferenzraum neben Billardtisch und Dartscheibe stehen drei Reihen blauer Plastikstühle, wo Kameramänner und Journalistinnen auf Landesrat Christian Bianchi warten.
Bianchi stellt wenig später ein Pilotprojekt des Landes vor, das mit Lastendrohnen auf umweltfreundlichen Gütertransport für Schutzhütten setzt. Die beiden Firmengründer Moritz und Matthias Moroder haben dafür Jahre in die Technologieentwicklung investiert und sogar mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) zusammengearbeitet, um eine Regelung für die neuartigen Flugkörper zu finden.
Heute leiten sie ein Team mit 25 Angestellten und arbeiten mit Unternehmen wie Enel oder der italienischen Post zusammen. „Derzeit erhalten wir eher Aufträge für Drohnen, die übers Meer fliegen. Unsere ursprüngliche Idee war aber, eine Lösung für den Gütertransport auf Schutzhütten zu finden“, erklärt Geschäftsführer Moritz Moroder bei der Pressekonferenz. Auch mit Eurac Research und weiteren Partnern arbeitet FlyingBasket zusammen, um Drohnen bei Rettungsaktionen im Gebirge einsetzen zu können.
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Das Pilotprojekt
Im Auftrag der Provinz führte FlyingBasket über zwanzig Flüge aus und belieferte die Berglhütte und die Payerhütte im Ortlergebiet, die Teplitzerhütte in den Stubaieralpen und die Flaggerschartenhütte im Sarntal. Die Drohnen erreichten Höhen von über 3.000 Metern und transportierten 90 bis 120 Kilogramm pro Flugstunde, insgesamt rund 1.000 Kilogramm Material.
Die Drohnen werden dabei von einem Piloten über eine Fernbedienung gesteuert. Um zu sehen, wo sich die Drohne außerhalb der Sichtweite befindet, hat das Fluggerät zwei Kameras installiert. Die eine ist nach vorne gerichtet, die andere nach unten mit Sicht auf die transportierten Güter. Je geringer das Gewicht ist, desto länger kann die Drohne unterwegs sein – mit 100 Kilogramm sind es rund sieben Kilometer, mit 5 Kilogramm rund 25 Kilometer.
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„Im nächsten Jahr wollen wir den Transport über Lastendrohnen als Dienstleistung für Schutzhütten anbieten und haben dafür bei der Provinz einen Vorschlag eingereicht“, erklärt Moroder. Langfristig könnten Drohnen bei einer Talstation mehreren Berghütten zur Verfügung stehen, um beispielsweise Lebensmittel anzuliefern.
„Hüttenwirten gefällt diese Idee, weil der Transport mit einer Drohne günstiger ist als mit einem Helikopter und sie kann täglich im Einsatz sein. Im Vergleich zu einer Materialseilbahn fällt auch der Eingriff in die Natur weg“, sagt Moroder. Allerdings transportiert eine Drohne nur rund ein Zehntel der Menge, die ein Helikopter normalerweise auflegt. Angetrieben wird das Gerät mit recycelbaren Batterien, die mit Strom aufgeladen werden. Ein Hubschrauber tankt Kerosin oder Flugbenzin.
Landesrat Bianchi zeigt sich über das innovative Projekt erfreut und will auch den italienischen Alpenverein CAI und den deutschen Alpenverein AVS in Südtirol einbinden. Insgesamt gibt es hierzulande 96 Schutzhütten, davon sind 26 in Besitz des Landes, elf gehören dem AVS, 14 dem CAI und 45 privaten Besitzern.
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