Der Augenblick davor
Bei der Eröffnung erklärte der Künstler, dass ihn ein Gedicht von B. Brecht dazu inspiriert habe. In "Erinnerung an die Marie A." ist von einer Wolke die Rede: "sie war sehr weiß und kam von oben her".
Die Wolke hat Gesichtszüge angenommen und ist über ein zweites, ein schwarzes Gesicht gebeugt, ganz nah daran. Es ist der Augenblick VOR einem Kuss und die gebündelte Sichtbarmachung mehrer Gefühle und Stimmungen. Dabei überwiegt die achtsame und liebevolle Zuwendung, die Hingabe grenzt. Einfühlsam, leicht, angstfrei und nicht bewertend ist eine Figur zu geben bereit. Die andere ist voller Erwartung und bereit zu empfangen und entgegenzunehmen. Dadurch entsteht ein volles Präsentsein in einem ganz intimen Augenblick, eine Bereitschaft sich zu investieren und der Kuss ist Kraft bzw. etwas Kraftspendendes.
Das stillschweigend ergreifende Bild wird somit auch zur Darstellung, gar zum Sinnbild der Erfahrung der Liebe und der Akzeptanz, mit der Botschaft, dafür empfänglich zu werden.
Umfassender gesehen sind die beiden sich gegenseitig ergänzenden Figuren auch "Kosmos und Erde", so Senoner, aber auch Licht und Schatten, das Metaphysische und das Erdgebundene.
E. Volgger brachte das Werk in Verbindung mit der Hospizbewegung der Caritas und forderte auf, "kreativ (zu) werden zu lebenswerdendem Tun". So gesehen, hat das Kunstwerk derzeit einen nahezu idealen Standort im "Erfahrungsort" Caritas.
Das Kunstwerk bleibt bis zum 30. November im Caritas-Haus in Bozen (Sparkassenstr. 1) zugänglich.