Denkmalschutz am Biohof
Beitrag von Bioland Südtirol
Landwirtschaft, die gleichzeitig Naturschutz ist, dafür setzt sich Bioland ein. Biodiversität, Artenschutz und ökologische Vielfalt sind der Rahmen, in dem unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten. Derzeit laufen einige Projekte, um das Thema Ökologie in der Landwirtschaft noch einmal stärker bei den Produzenten, aber auch allgemein in der Öffentlichkeit zu verankern. Hier in Südtirol startete die Initiative "Erhebung der ökologischen Maßnahmen im Obstbau" für 350 Obstbauern im vorigen Jahr, mit der eine ökologische Aufwertung der Obstwiesen einhergehen soll. Landschaftliche Vielfalt, Nistmöglichkeiten, Hecken und Gehölze, Einsaaten und Blühstreifen oder der Einsatz von Nützlingen, all diese Kriterien werden erhoben, um eine Basis für die Kriteriengewichtung zu erhalten. Aber natürlich arbeiten Biobauern "von Haus aus" ökologisch-nachhaltig, und einige widmen sich dem mit besonderem Nachdruck.
Wir stellen hier jene LandwirtInnen mit ihren Betrieben und Höfen vor, die besonders vielfältig und biodivers innovativ arbeiten.
Seit 2003 bewirtschaftet Christoph Tasser mit seiner Familie den Unterhuberhof in Reischach umweltschonend nach Bioland-Kriterien. Ein Hof, der unter Denkmalschutz steht und dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Historie und ökologische Landwirtschaft gehen am Unterhuberhof eine ideale Symbiose ein. Milch, Eier, Honig und Speisekartoffeln werden direkt am Hof erzeugt, die Tierhaltung ist der Haupterwerbsbereich, mit 13 Hektar Wiesen, wobei der Großteil zum ackerbaulichen Anbau von Futter, sprich Kleegras und ähnlichem, genutzt wird. Dazu kommt noch eine nachhaltige Forstwirtschaft mit 36 Hektar Wald.
Standen vor einigen Jahren noch ausschließlich schwarz- und rotbunte Holsteiner im Stall, ist es nun die Grauviehrasse, die der Pusterer Landwirt vorzieht: „Sie sind genügsamer und kommen mit dem Futter, das wir ausschließlich von unseren Wiesen und Weiden beziehen, besser aus. Außerdem haben wir den Viehbesatz insgesamt reduziert, so können wir den Tieren ihre Hörner lassen und müssen auch kein Futter zukaufen.“ Von artgerechter Tierhaltung ist Christoph Tasser überzeugt: „Wenn unsere Kühe so sein dürfen wie sie sind, macht das die Tiere und auch mich zufriedener; so habe ich ein ruhiges Gewissen." Die Arbeit am Hof soll sich natürlich rentieren, aber auch einen Sinn haben und Freude machen, das stehe für ihn in direktem Zusammenhang mit der ökologisch-natürlichen Lebensart.
So können wir den Tieren ihre Hörner lassen und müssen auch kein Futter zukaufen.
Das Grauvieh kommt von Anfang April bis Anfang Oktober auf die Weide. Auch im Stall gibt es Bewegungsfreiheit: Der offene Tretmiststall bietet Platz, frische Luft und Rückzugsecken für die Tiere, erbaut wurde er zur Gänze aus eigenem Holz und verbraucht alles in allem nicht mehr Stroh als ein Anbindestall. Auf seinen Wiesen lässt Tasser stets einenBlühstreifen stehen, als Nahrungsquelle für Insekten und Wildbienen. Die Wiesenränder sind mit Hecken und Trockenmauern bzw. Steinhaufen befestigt. Auch im eigenen Wald wird keine Monokultur betrieben, sondern darauf geschaut, dass sich Blatt- und Nadelbäume mischen; Totholz wird als Unterschlupf für Insekten und andere Tiere im Wald liegen gelassen.
Die hofeigene Bioland-Imkerei wird von Christophs Bruder Lorenz betrieben, und gleich angrenzend an das schöne alte Bauernhaus wachsen in der Streuobstwiese Apfelbäume der Sorte Maschanska, die weit über hundert Jahre alt sind. Christoph zieht regelmäßig Jungableger, um die Sorte auch weiterhin zu erhalten. Mit der Sanierung der Hofstelle 2010 wurde eine Photovoltaikanlage auf dem Stadeldach installiert, die nun unter anderem zur Heubelüftung dient. Die Wohnhausisolierung am Dach besteht aus Flachsdämmplatten und das Hausinnere ist mit Lehm verputzt. Geheizt wird mit eigenen Hackschnitzeln, mit denen auch das Warmwasser für den Stall produziert wird.
Ein Bauer soll für die gesündestmögliche Lebensmittelherstellung sorgen, schließlich arbeitet er mit und in der Natur und schöpft daraus einen Mehrwert.
Auf seinen Äckern wird nicht gepflügt, um die Bodenhorizonte nicht zu vermischen und somit das Bodenleben und den Humusaufbau zu fördern. Bearbeitet wird der Boden folglich mit einem Flachgrubber, was zwar arbeitsaufwändiger ist, aber eben auch positive Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit zeigt.
"Für mich ist es außerdem wichtig, dass ich und meine Arbeit als Landwirt in der Gesellschaft wahrgenommen und geschätzt wird," so Christoph Tasser. Es bringe wenig, wenn die Landwirtschaft fern von KonsumentInnen-Interessen betrieben werden, ein Bauer solle für die gesündestmögliche Lebensmittelherstellung sorgen, schließlich arbeitet er mit und in der Natur und schöpft daraus einen Mehrwert. Aus diesem Grund ist er auch für eine bessere Förderung von biologisch wirtschaftende Betrieben. Genauso wichtig aber sei eine gute Fachausbildung in Sachen Biolandwirtschaft, in den Schulen und bei den angehenden Biolandwirten.