Gesellschaft | Kommentar

Deutsch bleibm, Fratelli?

Ein paar unorthodoxe Gedanken zum zehnjährigen Jubiläum des Südtiroler Medienpreises.

Die SMG und die Stiftung Südtiroler Sparkasse schreiben seit 10 Jahren den Südtiroler Medienpreis aus. 2004 wurde erstmals ein Förderpreis für junge Journalisten ausgeschrieben. 2007 wurde der Wettbewerb durch einen Preis für den Bereich Fotografie erweitert. 2013 kam dann auch die Kategorie Blog dazu. Der Preis ist in allen drei Kategorien mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Offizielles Ziel des Südtiroler Medienpreises „ist zum einen, die Region aus neuen Blickwinkeln zu beleuchten und zum anderen die Kontaktpflege zu Nachwuchsjournalisten, -fotografen und -bloggern.“

Der Schönheitsfehler

Eine schöne, lobenswerte und durchaus erfolgreiche Initiative. In den vergangenen Jahren haben Autoren mit wirklich hervorragenden Texten und Fotografen mit spektakulären Bildern Preise gewonnen. Beiträge, die von der SMG dann wiederum für ihrer Werbung und Marketingstrategie verwendbar sind.
Dass der Preis aber einen gar nicht so kleinen Schönheitsfehler hat, darüber scheint sich niemand Gedanken zu machen. Mit Ausnahme der Kategorie Fotografie, in der Bewerber auch aus Italien, UK, Benelux, Polen und Tschechien teilnehmen können, richtet sich der Südtiroler Medienpreis ausschließlich an Nachwuchsjournalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Mit dieser Einschränkung umschreibt man eine unumstößliche Teilnahmebedingung: Es werden nur Texte angenommen, die in Deutsch verfasst werden. Im Umkehrschluss: Italienische Texte sind vom Südtiroler Medienpreis ausgeschlossen. Demnach ist auch die Jury so zusammengesetzt, dass es kaum jemand gibt, der überhaupt Italienisch sprechen oder lesen kann.
Geht das aber überhaupt?

Öffentliche Träger

Die SMG ist seit 2013 eine Inhouse-Gesellschaft des Landes. Damit der absoluten Zweisprachigkeit verpflichtet. Ebenso dürfte der zweite Träger des Medienpreises, die Stiftung Sparkasse als öffentliche gemeinnützige Einrichtung der Zweisprachigkeit verpflichtet sein. In der Form hält man diese auch ein. Alle Ausschreibungen, Informationen und Materialien sind streng zwei- und dreisprachig (Englisch).
Aber das öffentliche Preisgeld wird nur für deutschsprachige Texte verteilt. Die Argumentation dafür kennt man: Der deutschsprachige Raum ist der Hauptmarkt für den Südtiroler Tourismus, deshalb ist die SMG auf diesem Markt besonders engagiert. Und deshalb auch der Medienpreis für deutsche Texte.

Zahlt es sich nicht aus auch italienische Nachwuchsjournalisten und –innen zu prämieren?

Aber? Wirbt die SMG nicht auch auf dem italienischen Markt? Und sind dort die Autoren oder die Leser schlechter? Oder zahlt es sich ganz einfach nicht aus, auch italienische Nachwuchsjournalisten und –innen zu prämieren?

Öffentliches Geld

Es geht hier nicht um einen Justamentstandpunkt oder um das Schüren ethnischer Gegensätze. Ganz im Gegenteil. Es sollte ein Selbstverständlichkeit und ein Zeichen eines moderne mehrsprachigen Südtirols sein, dass wenigstens die eigenen Sprachen gleichwertig behandelt werden.
Die Träger des Südtiroler Medienpreises wären dann dem Bild von Südtirol ein bisschen näher gekommen, das man in den Reportagen und der SMG-Werbung so ausgiebig und gerne dargestellt.