"Lebendig wie nie zuvor"
Das Programmheft wurde erst im allerletzten Moment fertig, ebenso wie einige Zusagen von Gästen oder Filmbeiträgen ebenfalls auf den letzten Drücker erfolgten. Das eine bedingt eben das andere, und will man die berühmten Namen noch im Programm abdrucken, muss abgewartet werden. Dass man Tobias Moretti als Ehrengast nach Bozen lotsen konnte, darauf ist Festivalleiter Martin Kaufmann besonders stolz.
Besondere Highlights "Luis Trenker - der schmale Grat der Wahrheit" und "Elser" von Oliver Hirschbiegel
Moretti sei extrem schwierig zu überzeugen gewesen, erzählte er auf der Pressekonferenz, man sei ihm aufs Würzjoch nachgefahren und dort hat der Tiroler Schauspieler dann versprochen zu kommen. Moretti, der in den letzten Jahren im Film wie im Theater alles zu Gold machte, was er anfasste, sei eben sehr begehrt derzeit. Ebenfalls als besondere Gäste eingeladen sind die in Wien lebende Südtiroler Cutterin Evi Romen, die Schauspielerin Eva Mattes und die Produzentin Annie Brunner, die lange an der Seite von Karl Baumgartner gearbeitet hatte. Ihm, dem im vergangenen Jahr verstorbenen Südtiroler Produzenten, der mit Größen wie Jim Jarmusch oder Aki Kaurismäki zusammengearbeitet hatte, ist eine kleine Hommage gewidmet, drei seiner Filme werden gezeigt: Underground von Emir Kusturica, Clouds of Sils Maria von Olivier Assayas und Luna Papa, bei dem auch Evi Romen zum ersten Mal ihre Künste als Cutterin zeigen konnte.
Die 7 Spielfilme, davon 3 Erstlingswerke, handeln von Geschichts- und Lebensbewältigung; zwei davon, Chrieg des Schweizers Simon Jaquemet und Vergine Giurata von Laura Bispuri wurden mit Unterstützung der Südtiroler Filmförderung gedreht. In der Spielfilm-Jury sitzen neben Eva Mattes, der Regisseur und Dramaturg Oliver Rauch sowie Filmexperte Nikolaj Nikitin.
Mit Spannung erwartet wird ein neuer Film über Luis Durnwalder - "Der letzte Patriarch"
Die Bozner Filmtage sind immer eine ausgezeichnete Gelegenheit, gute Dokumentationen zu sehen, mit 7 großen Dokumentarfilmen für den Wettbewerb und über 25 Kurzfilmen aus ganz Europa kommen Cineasten sicherlich auf ihre Kosten. "Brenna tuat's scho lang" heißt der Film über den Ausnahmemusiker Hubert von Goisern, der vom Bayer Marcus Rosenmüller unter dem Aspekt der künstlerischen und persönlichen Entwicklung des Alpenrockers porträtiert wurde. Die beiden Filmemacher Tizza Covi und Rainer Frimmel sind wiederum dabei mit ihrem Film über den Fotografen Erich Lessing, ebenso der Südtiroler Regisseur Hannes Lang mit "I want to see the manager", Episoden über die Brüchigkeit unserers Lebens und der Suche des Menschen nach Stabilität.
Unter den "local artists" reihen sich die Südtiroler Autoren, Regisseure und Filmproduzenten: Mit Spannung erwartet wird "Der letzte Patriarch" von Georg Tschurtschenthaler, ein Filmporträt über Luis Durnwalder und seine letzten 5 Jahre Amtszeit. Ob Durnwalder zur Aufführung kommen wird? "Das wissen wir noch nicht," ließ Helene Christanell die Option offen, "es gibt allerdings eine Premiere vor den Filmtagen." Ebenso dabei der Film von Aldo Mazza über die psychiatrischen Haftanstalten in Italien, seine Dokumentation "Il viaggio di Marco Cavallo" führt den Zuschauer durch 16 italienische Städte. "Die Rattenlinie" von Karin Duregger thematisiert die Nazis auf der Flucht durch Südtirol, basierend auf dem Buch von Gerald Steinacher. Uraufgeführt wird der Film "Tiroler im Urwald" von Luis Walter, der zeigt wie die ausgewanderten Tiroler heute in der fünften und sechsten Generation in Brasilien leben.
Das Programm der 29. Bozner Filmtage gibt es hier.
Neues Festivalzentrum und Info-Point wird das Waaghaus am Bozner Kornplatz, unter seinem neuen Motto "Weigh Station". Dort gibt es Gespräche, Informationen und Auskünfte über das reichhaltige Rahmenprogramm sowie die gezeigten Filme. Außerdem ist auch das Capitol Café für die Dauer der Bozner Filmtage geöffnet.