Gesellschaft | Gastbeitrag
„Kling schiach“
Foto: Südtirolfoto/Udo Bernhart
Mein 14jähriger Sohn: „Sudtirolo klingt schiach, Südtirol klingt schön, aber auf Italienisch gefällt mir Alto Adige besser, ist melodischer,,,“. Ich erkläre ihm, dass die Übersetzung Alto Adige zum Italianisierungsprogramm nach der Annexion gehörte und alles Tirolerische verboten wurde ... Er: “ich weiß, aber Sudtirolo klingt auch nur komisch übersetzt mit einem O hinten drangehängt. Alto Adige gefällt mir besser.“ Vielleicht sollten wir die Deutung solcher Fragen nicht nur der Geschichte überlassen, sondern auch die Wahrnehmungen der nachfolgenden Generationen berücksichtigen (nicht nur, aber auch)
Die Debatte zeigt, wie heikel solche Themen sind, gerade weil sie eine symbolische Ebene berühren. Alto Adige wurde nicht generell abgeschafft und durch Sudtirolo ersetzt, sondern in einem Gesetzesantrag durch eine deutsche Mehrheit durch Provincia di Bolzano ersetzt, um die faschistische Bezeichnung abzuschaffen.
Was würden wir deutschsprachige Südtiroler*innen sagen, wenn aus Gesetzen mit italienischer Mehrheit die Bezeichnung Südtirol verschwinden würde?
Sudtirolo wurde als Alternative ins Spiel gebracht. Mir persönlich könnte Sudtirolo auch gefallen, Alexander Langer hat es bevorzugt und es könnte eine Beheimatung anbieten. Das Problem ist, dass nur historische Deutungen und nicht auch die Befindlichkeiten gegenwärtiger Generationen leitend sind. Und dass die stärkere Sprachgruppe über die Bezeichnung der schwächeren bestimmt. Dass Provincia di Bolzano die Bezeichnung in der Verfassung ist, gälte auch für Provinz Bozen - was würden wir deutschsprachige Südtiroler*innen sagen, wenn aus Gesetzen mit italienischer Mehrheit die Bezeichnung Südtirol verschwinden würde?
Hans Karl Peterlini arbeitete lange als Journalist und Chefredakteur (FF, südtirol profil), ist Autor Dutzender Bücher und hat inzwischen den Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Interkulturelle Bildung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt inne.
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Ich bin Weinerzeuger und
Ich bin Weinerzeuger und verkaufe meine Weine auch recht viel in Italien. Bei Messen oder anderen Präsentationen verwende ich als Herkunftsbezeichnung stets den Ausdruck "Sudtirolo". Und es ist erstaunlich, wie schnell das italienische Gegenüber diesen Ausdruck wie selbstverständlich übernimmt! Mir scheint, er könnte ein schöner Kompromiss sein. (Abgesehen davon, dass die Bezeichnung "Alto Adige" auf dem Napoleonischen Prinzip der Bennennung von Departements nach den Flüssen beruht, was dem Italienischen Prinzip, die Landschaften oder Provinzen nach deren Hauptstädten zu benennen, grundsätzlich widerspricht. In Frankreich haben wir das "Allier", das "Haut Rhin" oder das "Garonne", während wir in Italien das "Astigiano", das "Trentino" oder il "Veronese" haben....) Hätte also der Faschismus Südtirol wirklich auf italienische Art und Weise benamt, hätte er "il Bolzanino" oder schlicht "Bolzano" verwenden müssen!
Antwort auf Ich bin Weinerzeuger und von Sigmund Kripp
In Südtirol geborene
In Südtirol geborene verwenden den Begriff Sudtirolo kaum bis nie. Aber man vernimmt ihn von italienischen Zuwanderern, denen der Begriff anscheinend gefällt. Das erste mal habe ich diese Variante in Perugia - ich glaube auf einen Infostand, vielleicht der Radikalen Partei - gehört. Noch bevor ihn Alexander Langer hier in Südtirol prinzipiell benützte.
Ich habe auch schon gehört und gelesen, dass italienische Fußball-Kommentatoren/-Journalisten für unsere Serie C Mannschaft die Bezeichnung Südtirol verwendet haben, aber nicht bei uns!
“Mein 14jähriger Sohn:
“Mein 14jähriger Sohn: „Sudtirolo klingt schiach, Südtirol klingt schön, aber auf Italienisch gefällt mir Alto Adige besser, ist melodischer“. Ich erkläre ihm, dass die Übersetzung Alto Adige zum Italianisierungsprogramm nach der Annexion gehörte und alles Tirolerische verboten wurde ... Er: “ich weiß, aber Sudtirolo klingt auch nur komisch übersetzt mit einem O hinten drangehängt. Alto Adige gefällt mir besser.“
Genau dasselbe denke ich mit meinen 56 Jahren auch und habe ich immer gedacht.
Zudem: hiess es nicht früher das “Land an der Etsch”? und ist daher mit “Hoher Etsch” auch ganz gut getroffen?
Ich kann der geografisch logischen Bezeichnung Alto Adige persönlich mehr abgewinnen als dem Kunstprodukt Sudtirolo - das dermaßen nach Italianisierung klingt, dass es - wie im Artikel geschrieben - in den Ohren weh tut.
Nun, da wegen einer
Nun, da wegen einer Nichtigkeit die Debatte prominent eröffnet wurde, sollen wir sicher alle unseren Senf dazu geben.
Meine Kinder fänden es sicher konsequent, wenn das Bellunese in Alto Feltre umbenannt würde. Venetien teilt sich folgerichtig und identitätsstiftend in Basso Adige und Basso Feltre auf. Basso Brenta wird eine eigene, autonome Provinz. Ein Muss! Der Sound von La Provincia Autonoma del Basso Brenta schreit in meinen Ohren jedenfalls nach Hymne.
Endlich haben wir es schriftlich, dass wir von oben herabschauen können, auf die Ex-Venetier.
Sogar meinem Hund ist übrigens aufgefallen, dass im Sinne der Euregio der Begriff Südtirol endlich durch Mitteltirol ersetzt werden müsste. Wir menschlichen Identitätsbanausen klammern uns an dieses Süd-Präfix, als hätte es mit dem Wetter zu tun.
Trentino settentrionale, so schön. Auch „Hintermbrenner“ hatte diese Woche schon vorgeschlagen gehört. Ansichtssache! Auf Italienisch dann wohl eher ... ach lasst eurer Phantasie und dem Senf eurer 14-jährigen freien Lauf.
Antwort auf Nun, da wegen einer von Benno Kusstatscher
... keine Ahnung, warum man
... keine Ahnung, warum man da einen politisch interessierten Jugendlichen mit “seinen Senf” abwerten muss ...
Antwort auf ... keine Ahnung, warum man von Peter Gasser
Habe mir dasselbe gedacht:
Dasselbe gedacht: Sarkasmus pur, nicht nur der Jugend gegenüber...B.K. Oh, jetzt bin ich "off topic"!
Ich mag (so wie Italiener anderer Regionen) das Kunstprodukt 'Sudtirolo' ziemlich gern!
Antwort auf Nun, da wegen einer von Benno Kusstatscher
Dann sehe ich mich quasi
Dann sehe ich mich quasi gezwungen, auch meinen Senf hier abzugeben: http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=51532 Wobei deiner auch gut schmeckt...
Antwort auf Nun, da wegen einer von Benno Kusstatscher
"Mitteltirol" ist gut! Das
"Mitteltirol" ist gut! Das kennen die Kids von R. Tolkien....
Erschreckend und mehr als
Erschreckend und mehr als besorgniserregend ist, dass es eigen wenigen militanten Kräften mit Fake-News medial immer wieder gelingt, das Klima hierzulande und in Italien zu vergiften. Es ist schon ein Armutszeugnis, dass sich das Land Südtirol mit all seinen teueren Beratern, Anwälten... und PR-Experten derart vorführen und beschädigen lässt.
Fakt ist, es gibt bis heute ja nur eine einsprachige, italienische "provincia autonoma di Bolzano".
Die Behauptung des Autors im obigen Beitrag, dass die italienische Bezeichnung "provincia di Bolzano", - richtig heißt es - "provincia autonoma di Bolzano" auch in deutscher Sprache als "Autonome Provinz Bozen" gelte, ist falsch. Es gilt nur die italienische Sprache - trotz Gruber-De-Gasperi-Abkommen von 1946. Vielleicht sollten sich mal die Provinz-Tiroler aufregen.
Nur als Diktion der Region heißt es seit 2001 in der it. Verfassung Trentino- AA (mit Querstrich / ) Südtirol.
Andererseits. Wenn in Australien, aber auch anderswo, die angestammten Flur- und Ortsnamen der nativen, angestammten Bevölkerung wieder eingeführt werden, applaudieren alle. Nur für das Tyrol soll das nicht gelten. Wieso eigentlich? Zumal die Bezeichnung "Alto Adige", das Tiroler Etschland, nicht das heutige Gebiet des Tiroler Südens umfasst. Bekanntlich fließen dort, im Sextental, nicht alle seine Wasserläufe in die Etsch. Die Bevölkerung an der Drau und an deren Zuflüssen ist selbst durch diese kolonialistischen Sprachschöpfungen und aufoktroyierten Diktionen, wie "Ober-Etsch", "Ober-Etscher" bis heute offiziell namentlich ausgeschlossen und diskriminiert.
Auch im italienischem Tirol wünschen sich manche das Tirolo zurück: "visto l'abolizione del nome alto adige anche il nome Trentino deve essere cambiato col nome di Origine Tirol " (Facebook-posting auf "Tiroler in der Welt")
Tyrol klingt - offenbar - und tut gut. Insbesondere, wenn man Verbindungen auch lebt.
Antwort auf Erschreckend und mehr als von △rtim post
Südtirol - Alto Adige, zwei
Südtirol - Alto Adige, zwei ganz verschiedene Bezeichnungen eben aus entgegengesetzter Blickrichtung für dasselbe Land. Ist ja schik, oder? Dem Langer hat es wohl gestört, weil das Ausdruck der "gabbie" der ethnischen Käfige war. Vielleicht hat Peterlini Junjor Recht. Was kümmern uns diese alten Geschichten, hauptsach s'klingt nach etwas.
Ich persönlich finde, dass
Ich persönlich finde, dass gegenderte Schreib- und Sprechweise schiach klingt. Vielleicht sollten wir die Deutung solcher Fragen ja meiner subjektiven Wahrnehmung überlassen?
Antwort auf Ich persönlich finde, dass von Karl Egger
Das ist eben die Ebene, auf
Das ist eben die Ebene, auf die wir uns so unweigerlich begeben. Ich schreibe normalerweise im generischen Femininum, aber »schön« und »melodisch« find ich es auch nicht unbedingt.
Manchmal zweifle ich schon an
Manchmal zweifle ich schon an der Intelligenz gewisser Politiker. Was wollten sie mit diesem von der Klotz Partei angestiefelten Manöver erreichen ? Irgendetwas für die Bürger dieses Landes ? Welche Bürger ? Deutschsprachige oder italienischsprachige ? Erreicht haben diese Leute nur eines. Unseren italienischen Mitbürgern wieder einmal das Gefühl zu geben, dass sie einer Politkergruppe ausgesetzt sind, die mit dem Gefühl eines Elefanten auf ihnen herumtrampelt. Dass von der Klotzpartei seit Jahrzehnten nur Provokationen kommen, um das Klima zu vergiften, müsste sich doch auch bis zur Sammelpartei durchgesprochen haben.
Antwort auf Manchmal zweifle ich schon an von 19 amet
Liest man den Bericht der 1.
Liest man den Bericht der 1. Gesetzgebungskommission der Atz-Tammerle angehört, hat es schon den Anschein, als ob da wieder auf Teufel komm raus provoziert werden sollte. Praktischen Wert hat Atz-Tammerles Forderung nach Änderung des Begriffs "Alto Adige" in einen treffenderen, wie sie zitiert wird, nämlich keinen.