Hijss ... Space-Grunge
salto.music: Alexander, man kennt dich vor allem unter deinem elektronischen Alter-Ego Lois Lane, da stellt sich natürlich die Frage: Woher kommt plötzlich dieses Live-Projekt, diese Rockband?
Alexander Ebner: Ich komme eigentlich von der Rockmusik, vom Punk und solchen Sachen. Deswegen waren die letzten Lois Lane-Sachen auch auf der punkigen Seite, sagen wir, elektronischer Punk.
Ich bin ja vom Grunge sehr geprägt und spiele eigentlich schon sehr lange Gitarre. Aber ich habe mich nie darum gekümmert eine Band zu machen. In der elektronischen Musik, die mich früher noch mehr interessiert hat, ist alles viel einfacher, weil man einfach alles alleine machen kann. Das mit der Band hat sich dann eigentlich ergeben.
Ich habe mich nie darum gekümmert eine Band zu machen. In der elektronischen Musik (...) ist alles viel einfacher, weil man einfach alles alleine machen kann.
salto.music: Was bei Hijss ins Auge fällt, ist ja die Tatsache, dass Maurice Bellotti am Schlagzeug ist. Maurice ist in musikalischer Hinsicht doch auf einem anderen Planeten unterwegs, immerhin spielt er mit seiner Band Deadsmoke Doom-Metal. Wie kommt ihr beiden zusammen?
Alexander Ebner: Zu Maurice muss man sagen, die eine Sache ist das was er spielt, die andere ist das was er hört. Er hört wirklich sehr viel unterschiedliche Musik und da treffen wir uns sehr. Und mir gefällt ja auch das was er mit Deadsmoke macht. Ich höre vom Metal, Black Metal bis zur elektronischen Musik, bis zum Punk und zur Klassik … und er hört eben auch sehr viel Musik und es hat ihm gefallen, dass wir etwas machen, das weniger Nische ist.
Ok, wir machen da eine eigene Band!
salto.music: Wie ist es dann zu Hijss gekommen? Hattest du Lust auf eine Band und hast dir die Musiker gesucht, oder wie muss man sich das vorstellen?
Alexander Ebner: Heini, unser Bassist, hat eine eigene Band und da er Probleme mit dem Gitarristen hatte, hat er mich gefragt, ob ich nicht probieren möchte mit ihnen zu spielen. Ich hab darauf hingewiesen, dass ich kein konventioneller Gitarrist wäre und wir wollten es auch versuchen, zuerst aber nur zu zweit. Als ich dann mit einer Songidee angekommen bin meinte er: „Ok, wir machen da eine eigene Band!“ Und es war eigentlich auch schon klar, dass Maurice der Schlagzeuger sein sollte. Wir haben ihn gar nicht gefragt, sondern ihm einfach gesagt: Du bist der Schlagzeuger.
salto.music: Weil du vom Bassisten sprichst: Uns schien, dass der Bass (und die Art ihn zu spielen) bei „1234me” ein wenig die Rolle deiner elektronischen Vergangenheit übernimmt. Kann das sein?
Alexander Ebner: Ja, bei diesem Track haben wir den Bass durch einen Synthesizer ersetzt. Live werden wir das mit einem Pedal hinbekommen. Live kommt zusätzlich noch ein Synthesizer zum Einsatz, der unsere Musik durch Flächensounds unterstützt und der auch von Heini gespielt wird.
salto.music: Ihr habt jetzt drei Shows vor euch: Zwei gemeinsam mit Giöbia und einen – im Sudwerk in Bozen – spielt ihr alleine…
Alexander Ebner: Das Konzert im Sudwerk ist so etwas wie unser „Silent Debut”, auch wenn es nicht das richtige Wort dafür ist. Wir sind alle in Bozen irgendwie zu Hause, auch wenn Heini vom Ritten ist und ich mittlerweile auch dort wohne. Wir dachten, mit einer intimen Show zu starten.
salto.music: Als neue Band … habt ihr denn genügend Repertoire für eine eigene Show?
Alexander Ebner: Wir haben genügend Programm für eine eigene Show. Prinzipiell aber wird unser Set etwas mehr als 40 Minuten dauern. Wir dachten, wir nutzen diesen Slot im Vorprogramm von Giöbia und haben 40 Minuten dafür vorbereitet. In Bozen sind dafür nur 5 Euro Eintritt und das Konzert dort ist auch vor allem für unsere Freunde gedacht.
salto.music: Dann gibt es euch als Band eigentlich schon lange, weil um einen 40-Minuten-Set bühnenfertig zu bekommen, braucht es nach unserer Schätzung mindestens ein halbes Jahr Vorlaufzeit für eine Band…
Alexander Ebner: Uns gibt es schon länger. Wir waren ja eigentlich schon vor etwa zwei Jahren bereit live zu spielen. Dann ist eben Covid dazwischen gekommen und Konzerte und Festivals bei denen wir hätten spielen sollen, mussten abgesagt werden.
Deswegen sind wir jetzt umso gieriger darauf, live zu spielen. Programm hätten wir wie gesagt sehr viel mehr, aber wir mussten alles ein wenig zurückschrauben, weil wir die Aufnahmen gemacht haben. Die Ausgangsideen für die Songs stammen von mir und ich bin auf dem Punkt wo ich sage, lasst uns etwas Neues machen. Aber die anderen bremsen und sagen, wir müssen zuerst die anderen Sachen perfektionieren. Es kommt also noch einiges…
salto.music: Die erste Hälfte eures Songs „Narcolepsy” klingt nach einem psychedelischen Song aus den Siebzigern, die zweite Hälfte ist Grunge … woher kommt das Pschedelische in eurer Musik? Oder anders gefragt: Bist du mit einer klaren stilistischen Vorstellung gestartet oder hat sich das im Proberaum so ergeben?
Alexander Ebner: Eigentlich gab es überhaupt keine klare stilistische Vorstellung als wir gestartet sind. Wir wollten anfangs sogar eher in die orientalische Richtung gehen und da gibt es auch einige Songs, die wir aber im Moment nicht im Programm haben.
Das Psychedelische ist auf jeden Fall auch in der elektronischen Musik sehr präsent. Mir gefällt das Trippige, das Hyptnotische, das entsteht, wenn man die Sachen etwas in die Länge zieht, dann wird es tanzbarer, hypnotischer, psychedelischer.
Das sind einfach meine Einflüsse, die von der Musik kommen die ich höre. Meine Lieblingsband ist Black Sabbath und das ist eine große Inspiration. Ansonsten gefallen mir die neueren psychedelischen Sachen, die ich sehr inspirierend finde, weil sie auch gleichzeitig punkig und zugänglich sind.
... auch wenn sich die Begeisterung im Moment in Grenzen hält, denn wenn du auflegen musst und die Leute gar nicht tanzen dürfen, dann frag ich mich, wofür mache ich das eigentlich?
salto.music: Lois Lane läuft parallel weiter oder ist das auf hold?
Alexander Ebner: Ja, Lois Lane läuft parallel, auch wenn sich die Begeisterung im Moment in Grenzen hält, denn wenn du auflegen musst und die Leute gar nicht tanzen dürfen, dann frag ich mich, wofür mache ich das eigentlich, wozu mache ich denn Tanzmusik? Mein Ziel ist es, die Leute zum Tanzen, zum Durchdrehen und Abschalten zu bringen, dem Organisator ist das aber gesetzlich untersagt. Das ist dann halt etwas fad, das zu machen.
Plus habe ich vor zwei Jahren beim „Dalle Nogare” eine Show mit Lois Lane gespielt und dabei Live-Electronics eingesetzt. Das war eine Show und das war’s.
salto.music: Ihr habt jetzt diese zwei Singles veröffentlicht, wie schaut das nächste Jahr aus? Habt ihr im Studio nur diese beiden Tracks eingespielt oder doch mehr?
Alexander Ebner: Wir haben die Schlagzeugspuren von insgesamt elf Tracks aufgenommen. Wir haben aber gesagt, wir starten jetzt erst einmal mit diesen beiden Songs. Ein Album kommt vielleicht, wenn wir es mit einem Label machen, aber das müssen wir noch definieren.
Ich finde, die klassischen Album-Zeiten sind ein wenig vorbei. Ich selbst höre zwar oft und gerne Alben von vorne bis hinten durch, aber die beiden Singles waren für uns auch eine Art Test wie es ist, mit dem Studio und dem Produzenten zusammenzuarbeiten. Wir haben uns gesagt, lasst uns die beiden Songs machen und dann schauen wir weiter.
Links:
Hijss auf Bandcamp: https://hijss.bandcamp.com
Hijss auf Instagram: https://www.instagram.com/hijss__._.____/
Do 16.12.2021 – Sudwerk Bozen: https://www.facebook.com/events/244030107800698
Fr 17.12.2021 – Astra Brixen: https://www.facebook.com/events/2120814311402340/
Sa 18.12.2021 – BASIS Vinschgau Schlanders: https://www.facebook.com/events/427977845398598
Giöbia: https://www.giobia.it