Politik | Flughafen

HGV im Hangar

Der HGV hält seine Landesversammlung am Montag am Bozner Flughafen ab. Zudem steckt der Verband viel Geld in die Flughafenkampagne. Jetzt regt sich Unmut.

Die zwei Gesprächspartner stellen nur eine Bedingung: „Schreiben Sie unsere Namen nicht“. Dann legt die Südtiroler Gastwirtin los wie ein Wasserfall. Die Frau redet sich fast in Rage. „Es kann doch nicht angehen, dass man für so ein Projekt einen ganzen Verband in Geiselhaft nimmt“, ärgert sie sich.

"Es kann doch nicht angehen, dass man für so ein Projekt einen ganzen Verband in Geiselhaft nimmt."

Ihr Berufskollege betreibt eine kleine Gastwirtschaft in einem Südtiroler Seitental. Auch der Mann ist seit mehreren Jahrzehnten Mitglied des Südtiroler Hotelier- und Gastwirtverbandes (HGV). „Ich bin kein Befürworter des Bozner Flughafens“, sagt er ruhig, „kann durchaus verstehen, dass der Verband auf dieses Projekt setzt, aber was hier gemacht wird, passt auf keine Kuhhaut mehr.
Dass der HGV eine der treibenden Kräfte beim Ausbau des Bozner Flughafens ist und seit Monaten seine Mitglieder für das anstehende Referendum mobilisiert, ist keine Neuheit mehr. Die Art und Weise wie man dabei vorgeht, wird jetzt aber einigen HGV-Mitgliedern zu viel.

Check in

Am Montag, den 18. April, findet die alljährliche Landesversammlung des HGV statt. Es ist eine reine Werbeveranstaltung für den Ausbau des Flughafens. Die Verbandsmitglieder sollen auf das Flughafenreferendum eingeschworen werden.
So geht die Versammlung nicht nur am Bozner Flughafen über die Bühne, auch die Einladung ist plakativ ein sogenannter „Boarding Pass“.

Einladung zur HGV-Landesversammlung: Abflug 15 Uhr.

Das gesamte Programm der Landesversammlung dreht sich dann um den Flugplatz. Nach dem „Check-in“, heißt ABD-Präsident Otmar Michaeler die versammelten Südtiroler Hoteliers „Welcome on board“. Das Einleitungsreferat halten dann HGV-­Präsident Manfred Pinzger und Direktor Thomas Gruber. Der Titel sagt alles: „Erreichbar, mobil, weltoffen - Südtirols Zukunft aktiv gestalten“.
Nach den Grußworten von Landeshauptmann Arno Kompatscher folgt ein Podiumsgespräch mit ausgewählten Teilnehmern. Unter dem Titel „Die Chancen eines Regionalflughafens“ werden Ralf Schmid, Präsident des Flughafens Memmingen, Alessandro Sozzi, Chief Executive Officer des Flughafens Lugano und Gregor Hoch, Hotelier und Vizepräsident der Österreichischen Hoteltiervereinigung (ÖHV) noch einmal die Werbetrommel für den Bozner Flughafen rühren.
Wir fühlen uns hier ganz einfach verschaukelt“, sagen die beiden HGV-Mitglieder.

200.000 Euro

Die beiden Kritiker stehen im Verband bei weitem nicht allein da. Vor allem die Tatsache, dass der HGV sich mit viel Geld an der Werbekampagne der Flughafenbefürworter beteiligt, stößt vielen Mitgliedern sauer auf. Obwohl man die genauen Zahlen unter Verschluss hält, sickern im Verband Details durch. Nach sicheren Informationen von salto.bz steuert der HGV über 200.000 Euro für die Werbekampagne der Flughafenbefürworter bei. Weil sich der Bauernbund zurückgezogen hat und sich auch der Unternehmerverband nicht besonders spendierfreudig zeigt, bleiben die meisten Kosten beim HGV hängen.
Es ist völlig unhaltbar, dass der HGV für diese Kampagne Verbandsgelder hernimmt“, poltern deshalb die verbandsinternen Kritiker.
Ob es deshalb zu Turbulenzen auf dem Nachmittagsflug am Montag kommen wird, darf bezweifelt werden. Sicher aber ist: Die Bewegungen von Manfred Pinzger & Co werden auch im HGV von einem Radar kritisch überwacht.