salto.music: Annabel, wie kam es denn zur gemeinsamen Zusammenarbeit mit Bitinjuice und Tempiinversi?

Annabel Egger aka Annabel De Melchiori: Das Duo Tempiinversi und ich arbeiten schon seit mittlerweile ein paar Jahren zusammen, wir kamen in einer WhatsApp-Gruppe für Producer/SängerInnen in Kontakt. Ich erinnere mich, wie ich ein paar von meinen Tracks an die Gruppe geschickt habe und ein paar Stunden später meldete sich Gas bei mir, er war von meiner Musik beeindruckt und fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm und Bitinjuice zu arbeiten. Selbstverständlich habe ich zugesagt! (strahlt)

Bitinjuice ist ein talentierter Producer, wir haben uns von Anfang sehr gut verstanden. Gas schickte mir seinen ersten Track, an dem ich arbeiten durfte, und daraus entstand „Paradox“. Wir alle staunten über das Resultat. Bitinjuice kümmerte sich um die Musikproduktion, den Mix und das Master, ich um den Text und den Gesang, Gas um das Cover und um’s Video - das Endprodukt war unglaublich! Gleichzeitig wussten wir, dass durch dieses Lied nicht nur eine solide und langfristige Zusammenarbeit entstanden ist, sondern auch eine Freundschaft!

salto.music: Der Track „Wohin gehen wir?“ und deine darauf eingesungenen Vocals sind sehr eingängig. Auch die deutsche Sprache bleibt der HörerInnenschaft im Gedächtnis. Erzähl unseren Leserinnen und Lesern bitte von eurem Track. Wie ist die Entstehungsgeschichte „Wohin gehen wir?“?

Annabel De Melchiori: Vor ein paar Monaten sagte Gas zu mir: „Wie wär’s, wenn wir diesmal ein Lied auf deutsch machen?" Und daraufhin schickte er mir einen Track. Der Text ist mir eigentlich gleich eingefallen, denn als ich ihn zum ersten Mal gehört hatte, wusste ich schon wie ich die Lyrics gestalten möchte. Ich nahm auch gleich das Mikrofon zur Hand und machte die ersten Aufnahmen; sobald ich eine Grundmelodie gefunden hatte, ging es gleich mit den Doppelstimmen los.

„Wohin gehen wir?“ deutet auf Gedanken und auf das Leben. Die Stadt ist eine Metapher, die Nacht steht für Dunkelheit, aber auch für ein Licht, denn wenn etwas im Schatten leuchtet, ist es viel deutlicher zu erkennen. Deswegen sind Sterne so schön. Alles verändert sich, wenn man auch die Perspektive dazu ändert, vieles ist relativ, weil wir einiges verändern können, wenn wir möchten. Die Lyrics wiederholen sich, aber die Musik spielt weiter, wie in einer Geschichte. Prinzipiell ist es immer der gleiche Mechanismus, die Kunst liegt darin, in Balance zu bleiben. „Wohin gehen wir? Ich wandere durch die Gassen der Stadt, weiß nicht wohin... einfach weiter, ohne Sorgen.“

salto.music: Es gibt auch einen Videoclip zu „Wohin gehen wir?“.

Annabel De Melchiori: Ja! Das hat alles Gas zusammengestellt, ich selbst sah es zu ersten Mal, als es auf den Bitinjuices-YouTube-Channel hochgeladen wurde. Das war eine große Überraschung, denn ich wußte zwar vom Videoclip, aber nicht, dass er effektiv schon bereit war. 

Gas ist ein Künstler, hat seinen eigenen Style und ist selbst auch Rapper und Songwriter. Unglaublich, wie das Video geworden ist, es widerspiegelt das Lied haargenau wie ich es mir vorgestellt hatte. Das ist es, was mit Tempiinversi so schön ist - wir arbeiten in eine Richtung, verstehen uns, ohne das Projekt groß besprechen zu müssen, alles ist spontan, aber passt einfach zusammen.

salto.music: Du bist zur Zeit sehr aktiv und hast erst kürzlich deine erste eigene EP „Underground Bite“ und bereits zwei Singles daraus veröffentlicht. Erzähl uns Details über deinen EP-Release.

Annabel De Melchiori: Ich wollte diese EP schon so lange herausbringen, aber wusste nicht wann und wie... Immer war es gerade der falsche Zeitpunkt, immer hat etwas nicht gepasst, bis ich den richtigen „Faden” gefunden hatte und alles einen Sinn ergab. Deswegen trägt die EP auch den Titel „Underground Bite“. 

Alles an dieser EP widerspiegelt mich und meine Musik, z.B. „Knocking at your Mind“ und „Chaos“. Den Song „Chaos“ habe ich ganz bewusst für den offiziellen Videoclip ausgewählt, da er mir sehr am Herzen liegt. Er hat einfach etwas Mysteriöses an sich, er ist eine Art Limbo mit einer leichten Traurigkeit, kalt und düster. „Infected“ hingegen ist das komplette Gegenteil davon – der Acid-Sound fühlt sich unruhiger und frenetisch an. Und „Underground Bite“, der letzte Song und gleichzeitig der Titeltrack der EP, ist stilistisch eine Mine, eine neu gestylte Mischung aus allen Stilen die ich in den letzten Jahren rausgebracht habe! Ich bin sehr zufrieden mit meiner ersten EP, vom Klang bis hin zur Ästhetik.

salto.music: Bist du mit dem bisherigen Ergebnis und mit den Reaktionen darauf zufrieden?

Annabel De Melchiori: „Underground Bite“ ist für mich persönlich in musikalischer Hinsicht rückblickend ein Erfolg. Die Reaktionen waren und sind immer noch sehr positiv, besonders gut angekommen sind das Intro „Knocking at your Mind“ und „Chaos“ . Als ich die EP released habe, dachte ich mir nichts Großes dabei, war einfach nur zufrieden. Die EP „Underground Bite“ ist eine Art Selbstbeweis, den ich mir schuldete, da ich hier meinen eigenen Regeln, meinem Style gefolgt bin. Täglich zu sehen, dass das effektiv geschätzt wird, ist sehr motivierend.

salto.music: Hast du schon etwas Neues geplant?

Annabel De Melchiori: Aber sicher! (lacht) Ich bleibe nie stehen und hab in „Little Things“ eine neue Richtung entdeckt, die ich weiterhin verfolgen möchte. Produzieren ist für mich wie eine Auszeit... viele gehen klettern oder schwimmen, ich sitze lieber in meinem Studio und mache Musik, dabei kann ich einfach abschalten und vergessen, dass sich die Uhr immer weiter dreht! 

Es gibt noch kein Datum für meinen nächsten Release, aber ich habe viele Projekte an denen ich aktiv arbeite und dann spontan entscheide, welcher der nächste Step sein wird. Es liegen bereits ein paar Feats auf dem Tisch. „Wohin gehen wir?“ ist einer der vielen, aber ich kann euch schon jetzt verraten, dass Tempiinversi und ich für September 2024 etwas geplant haben!