Gesellschaft | Großraubtiere

Gerechtigkeit?

Jubel auf der einen Seite, Unverständnis auf der anderen: Das die Reaktionen auf das Urteil des Staatsrates, wonach die Bären JJ4 und MJ5 nicht getötet werden dürfen.
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Foto: Ansa
Der Staatsrat hat gestern (14. Juli) den Rekurs der Tierschutzorganisation LAV angenommen. Damit dürfen die beiden Problembären JJ4 und MJ5 vorläufig nicht getötet werden. Die Bärin JJ4 hatte im April den 26-jährigen Bergläufer Andrea Papi angegriffen, der in der Folge seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Wenige Tage später gelang es, die Bärin einzufangen. Seither befindet sie sich im gesicherten Gehege des Tierpflegezentrums Casteller. MJ5 war ebenfalls auffällig geworden und hatte bereits einen Menschen angegriffen, befindet sich jedoch noch in Freiheit.
Der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti hatte daraufhin ein Dekret zur Entnahme der Problembären erlassen, gegen welches der Tierschutzbund LAV Rekurs beim Staatsrat einreichte. Dieser hatte gestern entschieden, dass der Beschluss von Landeshauptmann Fugatti unvereinbar mit den internationalen und staatlichen Vorschriften zum Schutz der Bären sei. Geschützte Tiere könnten nur dann getötet werden, wenn keine andere Lösung gefunden werden kann. Der Staatsrat hat die Causa nun an das Verwaltungsgericht in Trient weitergeleitet.
 
 
Wer Fahler begangen hat, muss dafür die Verantwortung übernehmen und auf das Geschehene entsprechend reagieren.
 
 
Die Tierschutzorganisation LAV hat den Richterspruch mit großer Genugtuung aufgenommen, spricht von einer „Rettung der Tiere“ und fordert, dass die gefangene JJ4 in ein Bärenschutzgebiet nach Rumänien gebracht werden soll. Auch die Tierschutzverbände Enpa, Leidaa und Oipa zeigen sich zufrieden mit der Entscheidung des Staatsrates, das jenen Menschen Vertrauen und Hoffnung schenke, die erfolgreich für das Leben der  Tiere gekämpft hatten, welche „durch die Autonome Provinz Trient zum Tode verurteilt worden waren“.
Mit völligem Unverständnis auf den Richterspruch hat hingegen die Familie von Andrea Papi reagiert, die sich in einer Stellungnahme sehr kritisch dazu geäußert hat. „Wer Fahler begangen hat, muss dafür die Verantwortung übernehmen und auf das Geschehene entsprechend reagieren", so Carlo Papi stellvertretend für seine Familie, die bedauert, dass nicht der gleiche Einsatz und die gleiche Sensibilität gezeigt werden, wenn es darum geht, Andrea Papi Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
„Dieses Urteil lässt uns perplex zurück“, so die Reaktion von Maurizio Fugatti, Landeshauptmann von Trient, der sich die Frage stellt, ob das Leben eines Tieres mehr Wert sei als das eines Menschen. Man wolle jedoch nicht aufgeben und mit dem Ziel, die Sicherheit der Trientner Bevölkerung zu garantieren, an einem zielgerichteten Maßnahmenplan arbeiten, der auch den Abschuss gefährlicher Tiere vorsieht.