Gesellschaft | Wechsel

Neue Rolle in schwierigen Zeiten

Der Pflegeberuf muss endlich aufgewertet werden, sagt Irene Platter. Sie übernimmt 2021 den Vorsitz im Verband der Pflegedienstleister der Seniorenwohnheime.
Irene Platter
Foto: Manuela Tessaro

Sie übernimmt ihre neue Rolle in einer denkbar angespannten Situation. Seit März hält das Coronavirus Südtirols Seniorenwohnheime in Atem, deren Bewohner und Angehörige genauso wie die Menschen, die dort arbeiten. Und diesen Menschen verleiht Irene Platter künftig ein Gesicht und eine Stimme. Als neue Vorsitzende des Verbands der Pflegedienstleister der Seniorenwohnheime Südtirols, kurz VPSS.

 

Der VPSS wurde 2018 gegründet. Mittlerweile gehören ihm 56 Pflegedienstleister an. Im heurigen Jahr sehen sich die Pflegerinnen und Pfleger in den Heimen mit ungeahnten Herausforderungen konfrontiert: Trotz strenger Hygienemaßnahmen haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie hunderte Bewohner infiziert. Dazu kommen extreme Personalengpässe: Wegen positiv getesteter Pflegekräfte müssen in manchen Heimen die Dienste mit nur der Hälfte des Personals abgedeckt werden. Eine monatelange Dauerbelastung, die Rita Obkircher bestens kennt. Die Sarnerin steht dem VPSS seit Mitte 2019 als Vorsitzende vor, seit März ist sie Mitglied in der Corona-Task-Force des Südtiroler Sanitätsbetriebs. “Zum anstrengenden Orgsanisationsparcours rund um Hygienerichtlinien und Schutzausrüstung kommt eine enorme psychische Belastung hinzu – wir arbeiten seit März am Limit und geben alles, um diese für alle so herausfordernde Situation bestmöglich zu meistern”, berichtet Obkircher.

Mit Jahresende wechselt sie zum Verband der Seniorenheime (VdS), ab 2021 übernimmt Irene Platter die Nachfolge an der Spitze des VPSS. Die Rittnerin ist seit 2013 Pflegedienstleisterin der Seniorenwohnheime der Schwestern des Deutschen Ordens. Ihre berufliche Laufbahn hat Platter in München begonnen, am Klinikum Großhadern. Danach war sie in der Gefäßchirurgie am Krankenhaus Bozen und als Stationskoordinatorin in der Bozner Marienklinik tätig und am Aufbau der Abteilung Komplementärmedizin am Krankenhaus Meran beteiligt.

 

Zu den obersten Zielsetzungen des VPSS zählen die Aufwertung des Pfegeberufs und eine Qualitätssteigerung in der Pflege. Die Corona-Krise mache deutlich, wie unverzichtbar der Verband und seine Arbeit sind, meint Platter: “Wir haben in den vergangenen Monaten gesehen, wie wichtig es ist, dass der Pflegeberuf endlich aufgewertet wird. Mit einer Bezahlung, die sich an Verantwortung, Leistung und Belastung orientiert und Rahmenbedingungen, die den Beruf auch für den Nachwuchs attraktiver machen.”

Der VPSS habe sich in den vergangenen Monaten zu einer wichtigen Plattform entwickelt, um sich gegenseitig zu unterstützen und mit vereinten Kräften Lösungen für die komplexen Anforderungen rund um Covid-19 zu finden. Für die Zukunft wünschen sich Platter und Obkircher in ihren neuen Rollen beim VPSS und VdS eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbänden, sprich den Betreibern und den Angestellten der 76 Seniorenwohnheime. “Denn nur gemeinsam können wir all die Herausforderungen, die auf uns zukommen, bestmöglich bewältigen”, betont Platter.