Sport | Ski-Weltcup

Um Haaresbreiten am Langkofel

Der erste Super-G der Herrensaison ist auf der Saslong. Vor heimischem Publikum können die Südtiroler nicht viel ausrichten. Dominik Paris spricht von einem „Nein-Tag“.
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Foto: Saslong Classic Club
  • Skifans mussten diese Saison lange auf die ersten Speedwettbewerbe warten. Fast die Hälfte aller Rennen mussten bisher abgesagt oder abgebrochen werden, darunter besonders oft Abfahrten und Super-Gs. Absagen, wie in Beaver Creek oder in Zermatt, verhinderten den Auftakt der Speeddisziplinen der Herren. Umso größer war die Vorfreude auf diese Woche mit der 56. Ausgabe der Saslong Classic. Gestern war es dann soweit: Das erste von insgesamt drei Rennen auf der Saslong in Gröden. Und diese erste Abfahrt endete mit nichts weniger als einer Sensation. Dem US-Amerikaner Bryce Bennett gelang noch mit der Startnummer 34 der Sprung auf das oberste Treppchen. Damit gewinnt er zum zweiten Mal in Gröden – fast auf den Tag genau zwei Jahre später. Der Ultner Dominik Paris fuhr als bester Italiener auf Rang 11.

  • Vincent Kriechmayr: Um den Wimpernschlag von zwei Hundertsteln war er heute der schnellste Foto: Saslong Classic Club

    Und der heutige Super-G? Augenblicke entscheiden am Fuße des Langkofels. Vor den Augen von rund 3.500 internationalen Fans setzt sich der Österreicher Vincent Kriechmayr um zwei Hundertstel vor seinem Landsmann Daniel Hemetsberger durch, zur Freude der mitgereisten österreichischen Fans, während der Schweizer Marco Odermatt, der amtierende Gesamtweltcupsieger, das Podest komplettiert. Die ersten 33 Läufer sind allesamt in einem Zeitraum von unter einer Sekunde zusammen.  Es kristallisiert sich die Meinung heraus, dass dieser Super-G einer der „leichtetesten“ überhaupt ist. Da verwundern einen die knappen Entscheidungen etwas weniger. Der Atmosphäre und der Stimmung tut das allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil: Das Rennen bleibt bis zum Schluss spannend: Auch Läufer mit hohen Startnummern erzielen Bestzeiten auf Teilabschnitten und sorgen für Schweißperlen auf der Stirn Kriechmayrs und Begeisterung im Publikum , wie der Kanadier Cameron Alexander, der mit Startnummer 63 noch den Sprung auf Platz 7 schafft.

  • Die Ergebnisse der Italiener/Südtiroler

    Dominik Paris: „Es lief einfach nicht“ Foto: Privat

    Mit Mattia Casse (8.) und Guglielmo Bosca (10.) , der zwischenzeitlich fast eine halbe Sekunde Vorsprung auf Kriechmayr hatte, platzieren sich auch zwei Italiener in die Top Ten. Die Südtiroler Athleten hingegen sind weit abgeschlagen. Keiner konnte sich unter die ersten 30 platzieren: Florian Schieder fuhr auf Platz 37, ex aequo mit dem Topfavoriten Aleksander Aamodt Kilde, während Christof Innerhofer 50ster und Dominik Paris sogar 55ster wurde.

    „Es war ein Nein-Tag.“

    so Paris, der trotz seiner Selbstkritik die gute Laune merklich nicht verloren hat. „Es gibt keine Entschuldigung. Ich habe es nicht geschafft, in das Rennen hineinzukommen. Ich hatte nicht direkt Fehler, aber es lief einfach nicht.“ Dass der Druck vor heimischer Kulisse bei seiner Fahrt eine Rolle spielte, verneint er.

    Die zahlreichen Absagen im Vorfeld nimmt der Super-G-Weltmeister von 2019 als locker und nicht all zu relevant wahr: „Es ist sicher schöner, so zu starten wie geplant, aber es ist nun mal ein Outdoor-Sport und man kann nie wissen, wie die Situationen sind. Das macht es spannend.“ 

  • Der Zielhang im Schatten: 2029 finden in Gröden möglicherweise die Ski-Weltmeisterschaften statt. Die Entscheidung folgt nächsten Sommer. Foto: Privat

    Die Atmosphäre im schattigen Zielstadion ist blendend. Die Speedwettbewerbe der Herren haben mit zwei fesselnden Rennen begonnen und finden mit der zweiten Abfahrt morgen ihren vorläufigen Höhepunkt. Auch Hannes Kröss, Leiter der Kommunikationsabteilung des Saslong Classic Club, zeigt sich hocherfreut. Die Vorbereitungen seien intensiv gewesen, die Rennen sind bislang gut gelungen. Damit ist die Saison nun so richtig eröffnet. Die Fantribüne mit den angereisten Fanclubs (aus unter anderem Österreich, der Schweiz, Deutschland, USA) war zum Höhepunkt des Super-Gs rund dreiviertel voll, morgen wird eine vollständig gefüllte Tribüne erwartet. Der Andrang auf diese Rennen ist, nach der bisherigen Durststrecke der Speedwettbewerbe, groß: Die Stimmung war bis zum Schluss ausgelassen.

    Für die morgige Abfahrt werden beinah perfekte Bedingungen vorhergesagt, mit strahlend blauen Himmel über dem Langkofel. Ob einer der Südtiroler Athleten für eine Topplatzierung in heimischen Gefilden mitfahren wird? Es wäre für die hiesigen Fans ein, um eine Woche verfrühtes, Weihnachtsgeschenk.

  • Dominik Paris wird es sicherlich wissen wollen:

    „Morgen ist ein anderer Tag. Ich werde alles versuchen, um schnell zu sein. Mal sehen, was rauskommt.“