Chronik | Weißes Kreuz

Sanitäter Roland Karbon: Mein erstes Baby

Ungewöhnlicher Einsatz des Weißen Kreuz Seis am gestrigen Mittwoch: Wie der Sanitäter Roland Karbon kurzerhand zur Hebamme wurde und sein erstes Baby auf die Welt brachte.

Ein bisschen enthusiastisch ist Roland Karbon am heutigen Donnerstag immer noch. „Ja, das war schon ein ungewöhnlicher Einsatz“, erzählt der Seiser Sanitäter. „16 Jahre lang bin ich jetzt schon beim Weißen Kreuz, aber Hebamme war ich noch nie.“ Die Gelegenheit, auch einmal in diese Rolle zu schlüpfen, bekam er am Mittwoch Vormittag, als beim Weißen Kreuz ein Notruf einging: Frau im achten Monat schwanger mit starken Schmerzen im Unterleib, so die Information, mit der sich Karbon und sein Kollege Valentin Mayer sofort in die angegebene Wohnung aufmachten.  Kurz nach seinem Eintreffen bei der Familie aus Bangladesch verständigten die beiden Notarzt und Rettungshubschrauber. „Denn ich habe sofort gesehen, dass es der Frau nicht gut ging“, sagt Karbon.

Während sein Kollege mit dem Auto zum rund 300 Meter entfernten Hubschrauberlandesplatz fuhr, um den Notarzt abzuholen, ging es in der Wohnung  schnell zur Sache. Das Fruchtwasser der Schwangeren brach, heftige Wehen setzen ein und innerhalb weniger Minuten befand sich Karbon  inmitten seiner ersten Geburt. Die größten Schwierigkeiten dabei waren jedoch nicht fachlicher Art, sagt der Sanitäter. „Solche Dinge lernen wir schon in der Ausbildung.“

Es war vielmehr die Verständigung, die für einige Probleme sorgte. „Denn die Frau sprach weder Deutsch, noch Italienisch oder Englisch.“ Dank der Deutschkenntnisse ihres Mannes konnte das Notwendigste dennoch geklärt werden. „Ich  denke, es war auch aus kultureller Perspektive nicht ganz einfach für sie, mit zwei Männern ein Kind zur Welt zu bringen,“, meint Roland Karbon. „Normalerweise scheint das in Bangladesch reine Frauensache zu sein.“ Dennoch schaffte es das Trio schließlich, gemeinsam ein gesundes Mädchen zur Welt zu bringen – das dritte Kind der Familie, das immerhin ganze sieben Wochen zu früh kam. „Vor allem der Vater war  überglücklich und hat sich hundert Mal bedankt, dass ich dabei war“, erzählt der Sanitäter.

Doch auch er selbst leugnet nicht, dass dieser Einsatz etwas Erhebendes hatte. „Das  ist schon wirklich etwas Besonderes“, sagt Karbon nach seiner ersten Geburt. Die hat er bis zum definitiven Eintreffen des Notarztes und dem Transport von Mutter und Kind ins Krankenhaus Bozen ganz nach Schulbuch abgeschlossen. „Ich habe das Kind der Mutter zuerst auf den Brustkorb gelegt, und dann habe ich es fest in eine Alufolie und eine Decke eingewickelt, damit es nicht zu kalt bekommt.“ Die Nabelschnur sei dann schließlich vom Notarzt durchtrennt worden.

Den Namen, den das Mädchen tragen wird,  weiß Karbon genauso wenig wie jenen von Mutter und Vater.  "Das ging alles so schnell, für so etwas war gar keine Zeit", sagt er. Vergessen wird er sein erstes Baby wohl dennoch nicht so rasch.