Ein Südtiroler Intendant für Wien

Gestern Abend, am Montag 15.01.2018, wurde im Wiener Konzerthaus feierlich der neue Intendant des Klangforum Wien bekannt gegeben: Es handelt sich um den auch über Südtirols Grenzen hinaus bekannten Kulturprotagonisten Peter Paul Kainrath.
Auf die im Herbst 2017 veröffentlichte Ausschreibung sind 42 Bewerbungen aus verschiedenen Ländern eingegangen. Die Entscheidung der MusikerInnen und des Vorstands des Klangforum sei einstimmig erfolgt, verkündete der amtierende Intendant Sven Hartberger, der das Ensemble seit 1999 leitet. "Ich kenne Peter Paul Kainrath in seinen Funktionen als künstlerischer Leiter zweier sensibel, sorgfältig und fantasievoll programmierter Festivals seit mehr als 15 Jahren und schätze ihn sowohl in Hinblick auf seine künstlerischen Qualitäten, wie auf seine professionelle Kompetenz und persönliche Haltung überaus", so Hartberger. Kainrath, selbst ausgebildeter Konzertpianist, ist ehemaliger Leiter des Festivals zeitgenössischer Musik KLANGSPUREN Schwaz, Gründer von TRANSART und nach wie vor künstlerischer Leiter des Internationalen Klavierwettbewerbes FERRUCCIO BUSONI.
Ab 1. Jänner 2020 wird Kainrath nun die Leitung des Ensembles für zeitgenössische Musik übernehmen. Eine Aufgabe, die den 53-jährigen vor neuen Herausforderungen stellt:
Peter Paul Kainrath: „Diese Intendanz ist eine ganz neue Herausforderung für mich, da sich Ensembles wie es das Klangforum ist, ständig nach neuen Horizonten suchen; nicht nur dem Musikbetrieb dienend, sondern eben auch in erster Person gestaltend; die Musikerinnen und Musiker des Klangforums haben dabei eine einzigartige Kompetenz und deren Unerschrockenheit, zu neuen Ufern aufzubrechen ist ansteckend. Ich werde das mit viel Demut angehen, ist doch das Ensemble auch als Hort geballten Wissens und als grandioser Erfahrungsschatz im Bereich Neuer Musik zu verstehen. Der Intendant spielt dabei die Rolle eines Koordinators, Motivators und natürlich umsichtigen Geschäftsführers.“
Das 1985 von Beat Furrer gegründete Ensemble für Zeitgenössische Musik wird 2020 auf 35 Jahre Pionierarbeit für Neue Musik zurückblicken - oder auch nicht, denn das Klangforum lebt und blüht für die Gegenwart und Zukunft. Im Puls der Zeit versucht es stets auf experimentelle und gerne auch provokante Art und Weise, den Kunstanspruch der Neuen Musik von Wien in die Welt hinauszutragen. Auch mit dem gestrigen Konzert im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses konnte das Ensemble einmal mehr seinen Standpunkt klarmachen. Im Rahmen des Konzertzyklus grenz.wert wurden musikalische Normen und Grenzen hinterfragt und überwunden.
Als zukünftiger Intendant will Kainrath gemeinsam mit dem 24-köpfigen Ensemble weitere Grenzen aufbrechen und über die bestehende Szene Neuer Musik hinausblicken:
Peter Paul Kainrath: „Wien ist in diesen Jahren ein sehr spannender Ort für das Zeitgenössische, für das Neue geworden. Diesen Dialog mit der Stadt und den zahlreichen – auch neu besetzten – Institutionen immer wieder neu zu befragen und darüber hinaus auch Territorien anzupeilen, die sich jenseits der etablierten Szenen Neuer Musik befinden, zähle ich zu den spannenden Aufgaben.“