Wirtschaft | Stromstreit

Und die Sel darf doch

Das Vertuschen im Stromstreit geht weiter: die SEL ist mit von der Partie, und darf ihre Projekte bewerten lassen. Artioli lobt Theiners Widerstand, und fordert: "Alle an einen Tisch!"

Stromschlichter Giuseppe Caia und Landeshauptmann Luis Durnwalder wollten gestern die Wogen glätten und sorgten einmal mehr für Aufruhr. Auf der Sondersitzung der Landesregierung zeigte Caia mit seinem langersehnten Gutachten, zwei Wege auf: alle Konzessionen annullieren oder eine Neubewertung der gesamten Projekte vornehmen.

Schuld den Schuldigen

Für die zweite Variante, die Neubewertung sprachen sich Durnwalder und Caia aus. Originaldokumente der SEL vor dem Betrug sollen dafür herangezogen werden. Damit einverstanden waren nicht alle, Theiner bockte und sagte „Nein“, das sei gegen seine Auffassung von Rechtsstaatlichkeit. In die gleiche Kerbe schlägt der Vinschger Don Quichotte, Albrecht Plangger. Derzeit weilt er in Rom, „ich bin froh, dass ich weit weg bin von dem ganzen Sumpf, aber eines ist sicher, wir Vinschger Gemeinden werden uns zu wehren wissen. Dass die SEL sagt, sie habe überhaupt keine Schuld, alle Fehler haben zwei Personen gemacht - ich kann es nicht mehr hören.“

Alles beim Alten

Trotz Theiners Gegenstimme, der Beschluss wurde gefasst. Die Stromkonzessionen werden neu ausgeschrieben, die SEL darf ihre Unterlagen einbringen und weiter mitmischen. „Verändert hat sich gar nichts“, sagt Kammerabgeordneter Plangger, „da sitzen doch immer noch die Gleichen auf ihren Posten und rühren sich nicht.“ Das Zuggerle „Volksaktien“, das Durnwalder gestern wieder aufs Tapet gebracht hat, bringt Plangger noch ein Mal in Rage: „Jedes Mal wenn die Gemeinden sagen, wir wollen was, kommen die Volksaktien ins Spiel. Und das schon seit Jahren.“

Reden und annullieren

Elena Artioli, Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zur Energiepolitik begrüßt Theiners Mut: „Ich hätte das gleiche getan. Er hat Courage gezeigt und Profil bewiesen.“ Dass er allein auf verlorenem Posten war bewertet Artioli so: „Pichler Rolle war nicht präsent gestern bei der Abstimmung. So konnte die alte Landesregierung ihr Spiel machen.“ Den einzigen Weg aus dem Stromschlamassel sieht Artioli darin alle eingereichten Unterlagen zu annullieren, von vorn zu beginnen und die etwa zehn Mitstreiter an einen Tisch zu bringen. „Der Caia Bericht basiert auf Dokumenten, die acht Jahre alt sind. Keiner der Bewerber will zurücktreten, das ist doch ein gefundenes Fressen für einen Rechtsstreit.“