Umwelt | Ernährung
Klimawandel-Booster Reis
Foto: Utsman Media on Unsplash
Reis hat einer der schlechtesten Klimabilanzen aller nicht tierischen Nahrungsmittel. Denn beim nassen Anbau entstehen im stehenden Wasser Bakterien an den Pflanzenwurzeln, die Methan produzieren. Das Treibhausgas wirkt laut der Max-Planck-Gesellschaft 21 Mal stärker als Kohlenstoffdioxid (CO2) und wird vor allem im Zusammenhang mit Kühen genannt, die es beim Rülpsen und Furzen ausstoßen.
Obwohl ich nicht wusste, ob es auch in Südtirol funktioniert, wollte ich es ausprobieren - Christian Giovanett
Dennoch macht das International Rice Research Institute (IRRI) den Nassreisanbau für rund 10 Prozent der weltweit vom Menschen verursachten Methanemissionen verantwortlich. Reis verursacht laut einer 2012 veröffentlichten WWF-Studie mit 6,2 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilogramm deutlich mehr Emissionen als Kartoffeln (0,62 Kilogramm), Frischmilchprodukte (1,76 Kilogramm) oder Geflügelfleisch (4,22 Kilogramm). Butter hat im Vergleich dazu 14,77 Kilogramm CO2-Äquivalente, Rindfleisch verursacht 20,65 Kilogramm. CO2-Äquivalente geben Aufschluss über die Klimaschädlichkeit der Treibhausgase, als Vergleichswert dient CO2.
Reisanbau in Südtirol
Das Grundnahrungsmittel kann aber auch mittels Trockenreisanbau hergestellt werden, der eine klimafreundliche Anbaumethode ist. Mariagrazia und Christian Giovanett bauen mit dieser Methode seit zwei Jahren am Römerhof in Tramin an der Weinstraße Reis an. Sie berichten von guten Ergebnissen. „Ich kam in einem Gespräch mit einem Händler auf die Idee, Reis anzubauen. Obwohl ich nicht wusste, ob es auch in Südtirol funktioniert, wollte ich es ausprobieren“, sagt Christian Giovanett.
„Ich versuchte Kontakte zu Reisbauern in der Lombardei aufzunehmen. Da ich aber nur auf einer kleinen Fläche anbauen wollte, nahmen mich viele nicht ernst. Eine Versuchsanstalt interessierte es, ob der Reisanbau in Südtirol möglich ist, und sie gab mir eine passende Reissorte für unser Gebiet.“ Auf 1.500 Quadratmetern testete Giovanett das Saatgut aus der Lombardei: Die Reissorte Sant'Andrea gedeiht am Fuße des Mont Blanc und wie sich zeigte auch im Unterland.
Weniger Wasser und Methan
Heute bewirtschaftet er 2,5 Hektar Reisflächen in Tramin und Kurtatsch mit verschiedenen Reissorten, die auch bei Wasserknappheit gedeihen. „Reis ist eine Tropenpflanze und nur wenige Sorten wachsen auch in höheren Lagen“, erklärt Giovanett. Laut dem Traminer Bauer bringt der Trockenreisanbau viele Vorteile mit sich: Zum einen ist der Wasserverbrauch im Vergleich zum Nassanbau weniger hoch und zum anderen sei die Aussaat und Bearbeitung des Ackers auf einem trockenen Feld einfacher.
Meines Wissens gibt es beim Ertrag keine Unterschiede - Christian Giovanett
Beim Nassanbau wächst der Reis hingegen schneller und ist dem Trockenanbau in der Wachstumsphase rund zwei Wochen voraus. Zudem stellt das Unkraut im Wasser kein so großes Problem dar wie beim Trockenanbau. „Ich setze Herbizide und Fungizide ein, um die Reispflanzen vor Unkraut und Pilzkrankheiten zu schützen“, so Giovanett. Häufig werden beim Trockenanbau mehr Pestizide eingesetzt. Beim biologischen Trockenreisanbau bräuchte es laut Giovanett hoch technologisierte und teure Gerätschaft, um das Unkraut zu entfernen.
Reisanbau weltweit
Global betrachtet stellt der Trockenreisanbau nur eine Nische dar, am häufigsten wird der Nassreisanbau betrieben. Rund 90 Prozent des Reises werden laut FAO in Süd- und Südostasien geerntet, Spitzenreiter sind dabei China und Indien. Auch in Europa wird vor allem in Spanien, Frankreich und Italien Reis angebaut. Laut den Recherchen der Informationsportale umweltnetz-schweiz.ch und Utopia ist der Ertrag beim Trockenanbau geringer als wenn die Reispflanzen im Wasser stehen. Christian Giovanett hingegen kann das nicht bestätigen: „Meines Wissens gibt es beim Ertrag keine Unterschiede.“
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