Politik | Landtagswahlen Bayern

Wahlen in Bayern - Horst Seehofer triumphiert

Mit 47,7 Prozent hat die CSU in Bayern die absolute Mehrheit der Mandate zurückgewonnen. Was dieser Sieg für die kommenden Bundestagswahlen bedeutet, haben wir den langjährigen Korrespondenten der „Süddeutschen“ Michael Frank gefragt.

Herr Frank, die CSU hat einen unerwartet hohen Sieg eingefahren bei den Wahlen in Bayern, Horst Seehofer jubelt, was bedeutet der Wahlausgang in diesem Moment?

Michael Frank: Es ist wirklich ein „Ja, aber“-Sieg, wenn man davon ausgeht, dass die bayrischen Verhältnisse ganz spezielle sind innerhalb Deutschlands. Hier leben sämtliche Parteien vom Kontrast zur Bundespolitik, und die CSU als Schwesterpartei der CDU sowieso. Da sie jetzt die absolute Mandatsmehrheit im bayrischen Landtag zurückgewonnen hat, kann Horst Seehofer in Berlin ganz anders auftreten und seine Forderungen mit viel mehr Gewicht einbringen. Außerdem hat die FDP eine Wahlschlappe erlitten (-4,7%) und ruft bereits jetzt zur Leihstimmen-Abgabe auf, im Sinne von „wenn ihr weiterhin die schwarz-gelbe Koalition wollt, dann müsst ihr uns wählen.“ Das könnte die CDU aber Stimmen kosten und Rot-Grün doch noch auf den Plan bringen.

Sie sprechen von der besonderen Situation Bayerns innerhalb Deutschlands, wie lässt sich das schildern?

Michael Frank: Bayern hat eine vergleichbare Situation und Geschichte wie es Ihr Südtirol auch kennt. Früher war es das Armenhaus Deutschlands, heute hat es sich zu einem Wohlstandsghetto heranentwickelt. Es gibt die Tendenz vieler junger, gut verdienender, kinderloser Paare, sich in Bayern und hier natürlich besonders in München anzusiedeln: das sind Leute die in der IT-Branche arbeiten und aus anderen Bundesländern in den konservativen, ökonomisch gut aufgestellten Süden ziehen. Die wählen dann CSU, denn sie sind ja dafür dass sich dieser Zustand nicht ändert, das heißt sie kräftigen den Status Quo. Diese Stimmung ist natürlich nicht auf das übrige Deutschland zu übertragen, aber sie erklärt den Höhenflug der Christlich-Sozialen. Außerdem ist zu sagen, dass die CSU so gigantisch auch wieder nicht gewonnen hat. Früher fuhr die Partei 54 bis 60 Prozent ein, heute sind es 47,7%, aber klar, das reicht immer noch gut aus.

Es gibt auch in Bayern separatistische Tendenzen, die Frankenpartei oder die Bayernpartei, wie haben diese kleinen Bewegungen abgeschnitten?

Michael Frank: Ich würde sagen, diese ideologischen Kleinparteien haben ihre hohe Zeit hinter sich gelassen, zumindest aktuell. Die Frankenpartei ist dieses Jahr zum ersten Mal angetreten und die vertreten eine etwas zwiespältige Tendenz und Wählerschaft. Franken gehört seit 200 Jahren zu Bayern und für manche ist das noch nicht allzulange her: Vom Schlag her sind die Franken ja keine Altbayern, sondern gehören vom Sprachlichen her eher zu den Sachsen. Auch war die fränkische Oberpfalz seit jeher der Industriestandort in Bayern, der jetzt natürlich für das ganze Bundesland produziert, auch von dort her kommt das Gefühl, man werde als Franken in Bayern benachteiligt. Auf der anderen Seite genießt man dann doch das Privileg, ein Bayern zu sein.

Auch die Bayernpartei ist mittlerweile nicht mehr als eine obskure Regionalguppierung, allerdings mit einer längeren politischen Geschichte als Bewegung. Nach dem Krieg und noch in den 1960ern waren sie recht stark, doch hat sich die Idee einer richtigen Autonomie für Bayern nie durchsetzen könne. Dazu ist der deutsche Bundesstaat viel zu föderalistisch aufgebaut. Während sich also die Bayernpartei ideologisch mit der Geschichte auseinandersetzt, hat die CSU die alten Strukturen abgeworfen und sich neu aufgestellt.

Die aktuellen Wahlergebnisse finden Sie hier beim Bayrischen Landesamt für Statistik.