Versteinerte Pflanze sorgt für Freude
Evelyn Kustatscher spricht von einem “sensationellen Fund”. Im Bletterbach haben Forschende ein bisher unbekanntes Pflanzenfossil gefunden: “Brinkia kerpiana”.
“Dabei handelt es sich um eine völlig neue Gattung und eine gänzlich neue Art; damit können wir nachweisen, dass diese Pflanze bereits vor dem größten, bekannten Massensterben vorgekommen ist und dass die Pflanzen im Gegensatz zu den Tieren von diesem einschneidenden Ereignis vor 252 Millionen Jahren nicht so stark betroffen waren“, so Kustatscher, Paläontologin am Naturmuseum Südtirol.
Warum die Entdeckung vor allem für Klimaforscher von Interesse ist, erklärt Kustatscher folgendermaßen: “Damit können wir nicht nur eine Art erstmals für die Wissenschaft beschreiben sondern auch nachweisen, dass eine ganze Pflanzengruppe 50 Millionen Jahre früher vorkommt als bislang angenommen, nämlich noch vor dem Massensterben am Übergang zwischen Erdaltertum und Erdmittelalter, an der sogenannten Perm-Trias Grenze.” Damit sieht die Paläontologin auch ihre Theorie bestätigt, wonach die Pflanzen im Gegensatz zur Tierwelt vom großen Massensterben vor 252 Millionen Jahren nicht so stark betroffen gewesen seien. Mit ihrer Forschung hatte Kustatscher Anfang des Jahres aufhorchen lassen. “Wenn wir heute angesichts der enormen Klimaveränderungen über das sechste Massensterben der Erdgeschichte sprechen, dann ist diese neue Entdeckung mit Sicherheit nicht nur für die Paläontologie, sondern auch für die Klimaforschung interessant.”
“Es ist immer wieder spannend, was Evelyn Kustatscher mithilfe ihres internationalen Netzwerkes von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Bletterbachschlucht findet”, freut sich der Präsident des GEOPARC Bletterbach, Peter Daldos, mit über den Sensationsfund. Ebenso wie der Direktor des Naturmuseums, David Gruber: “Mit der Verwaltung des Dolomiten UNESCO Welterbes Bletterbach hat das Naturmuseum einen zuverlässigen und konstruktiven Partner. Für die paläontologische Forschung im Naturmuseum Südtirol ist der Bletterbach die sprichwörtliche Goldgrube.”
Der Name “Brinkia kerpiana” ist eine Hommage an die wissenschaftliche Forschungsarbeit des niederländischen Ehepaars Wies van den Brink und Hans Kerp. Hans Kerp hat bereits in den 1970er Jahren in der Aldeiner Bletterbachschlucht Pflanzenfossilien gesammelt und in den 1990ern die Feld- und Forschungsarbeit zur Flora des Bletterbachs neu angestoßen. Immer wieder war der Wissenschaftler mit seinen Studierenden in der Schlucht unterwegs. Seine Frau Wies van den Brink war ebenfalls Paläontologin und hat lange an fossilen Pollen gearbeitet, dann aber ihre wissenschaftliche Karriere zurückgestellt und ihren Mann über Jahrzehnte unterstützt. Wies van den Brink und Hans Kerp wirkten und arbeiteten dabei an der Universität Münster.